Veröffentlicht am 09.12.2014FOTO UND TEXT: Jana Stoller

Blitzlicht: Goldschmiedin

Nina Kocher, 30, führt gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin die Goldschmiede Feingold in der Altstadt von Zürich. Mit ihrer kreativen Ader erschafft sie täglich neue Glanzstücke, die (Frauen-)Herzen höher schlagen lassen.

Haben Sie ein Morgenritual?
Der Morgen sieht bei mir immer gleich aus. Nach dem Aufstehen gehe ich ins Badezimmer und danach bereite ich mein Frühstück vor. Meistens trinke ich eine Tasse Tee, esse eine Schale Müesli und ein paar Früchte. Für das Essen muss ich genügend Zeit haben, dafür ist der Weg zum Zug durchaus ab und zu etwas stressig. Während der Zugfahrt bleiben mir dann wieder ein paar Minuten, um in Ruhe die Zeitung zu lesen.

Was beinhaltet Ihr Job?
Mein Job ist enorm vielseitig. Auf der einen Seite beinhaltet er den künstlerischen Teil, das Kreative. Das macht am meisten Spass. Ich zeichne erste Entwürfe, erstelle Prototypen aus Plastik oder arbeite mit Photoshop, um für die Kunden meine Vorschläge zu visualisieren und sie damit zu begeistern. Die Arbeit mit Photoshop ist aber keine typische Aufgabe für eine Goldschmiedin und eher neu. Davon machen längst nicht alle Berufskollegen Gebrauch. Nach dem Erstellen der Entwürfe beginnt die Arbeit mit den Werkzeugen. Am häufigsten schmiede ich aus Gold oder Platin Schmuckstücke. Manchmal bekomme ich den Auftrag einen Flaschenöffner, ein Buchzeichen oder einen Taschenverschluss herzustellen. Die andere Seite meines Jobs ist die Geschäftsführung. Dazu gehört die Buchhaltung, Kundenbetreuung und Kontaktpflege.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Sie Ihre Arbeit gerne machen?
Das Umfeld muss stimmen. Mir sind die Menschen um mich herum extrem wichtig. Deshalb arbeite ich in der Goldschmiede Feingold, zusammen mit meiner ehemaligen Lehrmeisterin und heutigen Geschäftspartnerin. Für mich spielt keine Rolle, ob das Team klein oder gross ist. Die Hauptsache ist, die Qualitäten der Menschen stimmen. So kann ich direkt alles ansprechen, was mich stört, damit keine Missverständnisse entstehen.  

Wie wichtig ist Ihnen der private Ausgleich?
Das ist eine gute Frage. Was heisst überhaupt Ausgleich? Ich habe im Job schon so viel Abwechslung, dass mir die Zeit nach der Arbeit nicht so wichtig ist. Wenn ich an der Werkbank sitze und feile oder fräse, hat das etwas Meditatives und ist nicht einfach nur Arbeit. Ich gestalte auch privat gerne Neues. Meine Arbeit lässt sich nicht mit einem Bürojob vergleichen, bei dem ich den ganzen Tag Zahlen eintippe. Bei einer solchen Tätigkeit würde ich abends wohl eher nicht hinsitzen und freiwillig weiter Zahlen tippen. Nebst dem Gestalten koche ich gerne oder mache Sport.

Haben Sie einen Tipp für gute Laune bei der Arbeit?
Regeln sind gut. Sie geben die Möglichkeit für Freiraum. Eine wichtige Regel ist Ordentlichkeit. Ordnung macht das Leben einfacher und der Stress hält weniger schnell Einzug. Die Arbeit ist einfacher, wenn ich nicht ständig etwas suchen muss. Sich keinen Stress machen ist ein weiterer Tipp. Und ich achte darauf, dass die Menschlichkeit nicht verloren geht und wir zueinander Sorge tragen. Bei einer geschäftlichen Partnerschaft ist zudem wichtig, dass das Vertrauen da ist. Damit wird viel wertvolle Zeit für unnötige Kontrollen gespart.