Veröffentlicht am 15.05.2014FOTO UND TEXT: Joël Frei
Jürg Fröhlich in seinem Büro an der ETH Zürich.

Blitzlicht: Professor für Physik

Jürg Fröhlich, 67, ist emeritierter Professor für allgemeine theoretische Physik an der ETH Zürich. Damit der Übergang in den Ruhestand nicht zu abrupt verläuft, betreut er einen Doktoranden und reist an renommierte Forschungsinstitute, darunter auch das Kernforschungsinstitut Cern in Genf.

Haben Sie ein Morgenritual?
Ja, jeden Morgen nehme ich eine lange Dusche. Das entkrampft mich, ich werde wach und der Tag fängt gut an. Dann schalte ich meine italienische Espresso-Maschine ein und nehme zwei Tassen Kaffee und einen Schwarztee. Früher gehörte auch eine Zigarette um neun Uhr dazu. Das Rauchen habe ich aber vor zwei Jahren aufgegeben.

Was beinhaltet Ihr Job?

Ich bin seit 2011 im Ruhestand und habe keine offiziellen Pflichten mehr. Ich arbeite für mich selber in der mathematischen Physik weiter und verfolge Probleme, die mich immer interessierten. Hin und wieder gibt es eine Publikation daraus. Mein Fachgebiet ist mathematische Physik, ich bin aber nicht eng spezialisiert und bin in vielen Bereichen der theoretischen Physik tätig. Ich betreue zudem einen Doktoranden, der bei mir die Diplomarbeit gemacht hat. Dies ist eigentlich an der ETH nicht vorgesehen, doch er bat mich um Unterstützung. Dies ist gar nicht so schlecht für mich, so ist der Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand nicht so abrupt. Ausserdem bekomme ich immer wieder Angebote, Forschungsinstitute zu besuchen. Ich habe zwei akademische Jahre am Institute for Advanced Study in Princeton verbracht und habe während meines Aufenthalts an verschiedenen Institutionen in den USA zahlreiche Seminarvorträge gehalten. Nächstes Jahr reise ich nach Paris. Zudem hat mich die Europäische Organisation für Kernforschung (Cern) für vier Monate nach Genf eingeladen.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Sie Ihre Arbeit gerne machen?

Es ist wichtig, dass man das Gefühl hat, etwas Sinnvolles zu machen. In dieser Hinsicht war ich äusserst privilegiert. Ich hatte als Professor viel Freiraum, wurde anständig bezahlt und habe etwas gemacht, dass ich wirklich nützlich finde: Vorlesungen halten und Doktoranden ausbilden. Wenn ich etwas Nützliches mache und dabei mit sympathischen Leuten zusammenarbeite, sind die Voraussetzungen gegeben, dass ich meine Arbeit gerne mache. In der Wissenschaft gibt es zwar Leute, die «eine Schraube locker» haben. Ich habe aber immer einen Weg gefunden, damit klarzukommen.

Wie wichtig ist Ihnen der private Ausgleich?

Das ist wichtig, klar. Ich habe mich einmal gefragt, wie es gewesen wäre, wenn ich ledig geblieben wäre. Ich glaube, das wäre nicht gut für mich gewesen. Die Familie macht das Leben vollwertig und rundet es ab. Meine Hobbys sind Wandern, Skifahren und Malen. Ich habe schon eine ganze Sammlung von Kunstwerken zu Hause. Ausserdem schreibe ich Essays, von denen einige publiziert wurden. Oft sind es Texte, die aus Anlässen entstanden sind, an denen ich referierte.

Haben Sie einen Tipp für gute Laune bei der Arbeit?
Das ist von Person zu Person verschieden. Manche gehen vor der Arbeit joggen, damit sie entspannt sind. Andere planen sich den Tag gut ein und konzentrieren sich jeweils nur auf die vor ihnen liegende Stunde. Multitasking ist keine gute Idee, weil es zu Stress führt und nichts seriös erledigt wird. Es ist besser, sich auf etwas zu konzentrieren und alles andere auszublenden. Die gute Laune kommt mit dem Erfolgserlebnis, die Arbeit gut und rasch erledigt zu haben.