Veröffentlicht am 21.05.2013FOTO UND TEXT: Sidonia Hämmig

Blitzlicht: Diakonin

Jeannine Kummer, 25, aus Uster ist Diakonin und Jugendarbeiterin.

Wie war Ihre Stimmung, als Sie heute Morgen zur Arbeit gingen?
Ich kam gestern aus meinen Ferien zurück, daher war ich etwas müde. Ich habe keinen Chef, der mir sagt, wann ich bei der Arbeit sein muss. Das braucht viel Eigeninitiative. Aber grundsätzlich war ich heute voller Tatendrang. Ich hatte bereits eine To-Do-Liste gemacht, weil ich wusste, dass nach den Ferien viel auf mich zukommt. Gestern Abend war ich noch an einer Sitzung und heute Morgen darum zusätzlich müde, aber sonst bin ich ein Morgenmensch.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Job?
Die Vielfalt. Ich nehme viele verschiedene Aufgaben wahr. Ich liebe es, mit den Menschen aus der Kirchengemeinde zusammenzuarbeiten. Ich bin dort als Coach tätig und darf Menschen anleiten, fördern und motivieren. Das mache ich sehr gerne. Ich leite die Jugendarbeit der Kirche und das Freizeitprogramm für die Kinder. Gemeinsam mit dem Pfarrer bereite ich den Gottesdienst vor. Dabei arbeite ich mit Menschen unterschiedlichen Alters zusammen, was ich sehr schätze. 

Was geht Ihnen bei der Arbeit gegen den Strich? 
Negative E-Mails mit Kritik mag ich nicht. Ich muss diese Person anrufen, obwohl ich weiss, dass sie den Weg per E-Mail lieber hätte. Aber eine schriftliche Antwort ist in komplizierten Fällen nicht möglich. Das Ganze kostet mich sehr viel Energie. Die Menschen erhalten eine Dienstleistung, und sie haben das Recht zu sagen, was sie nicht mögen und was ich vielleicht anders machen könnte. Meine Hauptaufgabe ist die Kommunikation mit den Menschen, das gefällt mir sehr, aber dieser Teil kann happig sein. Ich muss mir sehr bewusst sein, was ich sage und wie ich wirke.

Welchen Stellenwert hat Arbeit in Ihrem Leben?
Die Arbeit hat einen grossen Stellenwert. Ich arbeite 50 Prozent in der Kirche. Bei 100 Prozent wäre ich ununterbrochen am Arbeiten. Mein anderer Job hilft mir beim Abschalten. Ich arbeite zusätzlich 30 Prozent in einem sozialpädagogischen Heim für Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen. Ich muss die Gedanken der Kirchenarbeit auf die Seite legen und mich auf die Arbeit im Heim konzentrieren. Ich könnte bei allen Aufgaben, die ich in der Kirche mache, immer noch mehr tun. Am Schreibtisch zu sitzen und auf Knopfdruck kreativ zu sein, klappt meist nicht. Die Ideen kommen erst am Abend, wenn ich zuhause bin. Das gehört halt dazu. Zudem sagt mir mein Mann, wenn ich wieder einmal eine Pause brauche. Er ist mein Ruhepol.

Hätten Sie gerne mehr Freizeit?
Nein, eigentlich nicht, da ich sehr gerne arbeite. Mit meinen 80 Stellenprozent habe ich genug Freizeit. Aber zu mehr Ferien würde ich nicht Nein sagen.