Veröffentlicht am 12.06.2013FOTO UND TEXT: Stefan Wichmann

Francesco Bertoli, Präsident des Behindertenforums, bei der Lancierung des iPunkt-Labels in Basel.

Vereinfachte Stellensuche für Menschen mit Behinderung

Firmen, die Menschen mit Behinderungen integrieren, können dies zukünftig mit dem iPunkt-Label bezeugen. Für Menschen mit Behinderungen wird die Orientierung auf dem Arbeitsmarkt damit einfacher; sie können ihre Bewerbung gezielt bei Firmen einreichen, die sich ihrer Bedürfnisse annehmen.

Das Projekt aus der Nordwestschweiz ist bisher einzigartig, hat aber den Anspruch, sich bei Erfolg schweizweit als Standardlabel für die Integration von Menschen mit Behinderungen durchzusetzen. «Die meisten Menschen mit einer Behinderung wollen arbeiten, auch wenn die Meinung im Volk eine andere ist. Arbeit bestätigt den eigenen Wert und schafft gesellschaftliche Akzeptanz», betont Francesco Bertoli, Präsident des Behindertenforums und Mitinitiator des Projektes. Mit Hilfe des iPunkt-Labels könnten sich Menschen mit Behinderungen unter der Gewissheit bewerben, dass der mögliche Arbeitgeber beim Auswahlverfahren die Chancengleichheit wahre.

Seinen Ursprung hat das iPunkt-Label in den Werten und Zielen der Kampagne «die CHARTA – Arbeit für Menschen mit Behinderung», die mehrere Behindertenorganisationen, Arbeitgeber, Behörden und Wirtschaftsvertreter im Frühjahr 2009 lancierten. Ziel der Charta ist die respektvolle und chancengleiche Integration von Behinderten. Die der Charta angeschlossenen Firmen und Behörden verpflichteten sich dem Grundsatz der «Nicht-Diskriminierung» von Menschen mit Behinderungen in allen Bereichen des Arbeitslebens. Sie erklären sich zudem bereit, selbst aktiv zu werden, namentlich bei Stellenausschreibungen, Anstellungen und Beförderungen.

Unbürokratische Lizensierung

Der iPunkt als Label ist ein weiterer Schritt, noch mehr Behinderten eine Anstellung zu ermöglichen. Bezüglich der Lizensierung befürwortet Francesco Bertoli ein schnelles und unbürokratisches Vorgehen: «Normalerweise wird erstmal 5 Jahre diskutiert. Wir fangen erstmal an und schauen dann, was dabei rauskommt.» Laut Bertoli haben Unternehmen, die sich engagieren, eindeutig einen Mehrwert. Sie können sich mit Hilfe des iPunkts positiv in der Öffentlichkeit präsentieren und eine echte «Corporate Social Responsability» schaffen. Um Berührungsängste der Belegschaft abzubauen, sei es aber zwingend erforderlich, dass die Geschäftsleitung die Mitarbeitenden hinreichend informiere und hinter dem Projekt stehe.

Bei der Lancierung des Labels in Basel äusserte sich auch Jean-Claude Biver, Verwaltungsratspräsident des waadtländer Uhrenherstellers Hublot. Er unterstrich insebsondere die Bedeutung der Unternehmensethik: «Respekt ist die Basis für gutes Unternehmertum. Auch Minoritäten und Behinderte müssen respektiert werden, um die soziale Verantwortung zu wahren. Dies ist eine moralische Verpflichtung.» Natürlich bestehe ein finanzieller Mehraufwand durch die Anstellung einer Person mit einer Behinderung, dieser werde aber durch ein besseres Arbeitsklima und eine gesteigerte Motivation ausgeglichen. Menschen mit einer Behinderung zeigten sich ihrem Arbeitgeber gegenüber dankbar und bildeten eine starke Bindung zur Firma.Jean-Claude Biver beschreibt auch eine Verbesserung des Betriebsklimas: «Von mehr Hilfsbereitschaft und Respekt profitieren alle Mitarbeitenden, und dies zeichnet sich nicht zuletzt durch gute Ergebnisse aus.»

Kriterien für die Lizensierung 
Bei der Vergabe des iPunkt-Labels sind unter anderem folgende Punkte entscheidend: 
- Das Unternehmen bekennt sich zu den Zielen der Charta. 
- Das Unternehmen hat mindestens eine Person mit einer Behinderung in Festanstellung. 
- Das Unternehmen weist bei Stellenausschreibungen und auf der Webseite auf dasiPunkt-Label hin. 
- Das Unternehmen beauftragt intern eine Person, die sich um die Anliegen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderungen und um das iPunkt-Label kümmert.
Interessierte Firmen können sich für 250 Franken im Jahr für den iPunkt lizensieren lassen, wenn sie die obigen Bedingungen erfüllen. Pro Mitarbeiter kostet das Label die Firma zusätzlich 3 Franken Verwaltungsgebühr im Jahr. Das iPunkt-Label hat zum Ziel, die Anstellung von Menschen mit einer Behinderung zu vereinfachen und deren Anteil im Arbeitsmarkt zu erhöhen.