Veröffentlicht am 11.01.2008TEXT: Christian Keller

Eine Chance für die Jugend

Jugendarbeitslosigkeit ist auch im Fürstentum Liechtenstein ein Thema: Jede vierte erwerbs­lose Person ist unter 25. Mit dem
Programm «Chance Liechtenstein» hat die Landesregierung eine Initiative unternommen, dem Problem die Spitze zu brechen.

Arbeit hätte es ja genug: Im Fürstentum Liechtenstein gibt es für 35000 Einwohnerinnen und Einwohner rund 30000 Arbeitsplätze. Dennoch ist Jugendarbeitslosigkeit ein gravierendes Problem. Von den 503 Erwerbslosen, die Ende August gemeldet waren, sind 125 weniger als 25 Jahre alt.
Unter dem Titel «Chance Liechtenstein» hat die liechtensteinische Regierung eine Initiative lanciert, das Problem Jugendarbeitslosigkeit pragmatisch anzugehen. Im Zentrum standen junge Menschen unter
25 Jahren, die wegen fehlender Qualifikation oder mangelnder Berufserfahrung keine Lehrstelle oder nach dem Lehrabschluss keinen Anschlussjob gefunden haben. Ihnen sollte ein positives Bild von der Wirtschaft und damit eine Perspektive für ihre berufliche Zukunft vermittelt werden.
Mitte September wurden rund hundert Jugendliche von einem Team von Coaches in zwei dreitägigen Workshops auf die Begegnung mit Unternehmern und Personalverantwortlichen vorbereitet. «Im Vordergrund stand die Vermittlung von Soft Skills. Viele Jugendliche haben da massive Defizite», sagt Markus Bürgler, Leiter des Arbeitsmarktservice Liechtenstein. Sie wüssten beispielsweise nicht, wie man sich für ein Vorstellungsgespräch anziehen soll, und oft fehle es auch an Umgangsformen. «Manchen Jugendlichen muss man erst beibringen, dass man den Chef nicht einfach duzen kann.» Im Ländle ist das Du auch an den Schulen üblich.
Als Hauptakt von «Chance Liechtenstein» ging am 21.September in Vaduz ein «Job-Markt» über die Bühne, bei dem sich rund 80 Jugendliche individuell und kreativ den versammelten Unternehmern Liechtensteins und des Rheintals vorstellten. Im Anschluss an die Präsentationen hatten beide Seiten die Möglichkeit zur direkten Kontaktnahme. Die Jugendlichen nutzten die Chance für persönliche Anfragen und zum Überreichen ihrer Bewerbungsdossiers.
«Chance Liechtenstein» stand unter der Schirmherrschaft von Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein, der seit drei Jahren stellvertretend für den Landesfürsten die Aufgaben des Staatsoberhaupts wahrnimmt. Die Unterstützung durch das Fürstenhaus, so Bürgler, garantiere im parteipolitisch zweigeteilten Fürstentum für politische Neutralität. «Die Autorität unseres künftigen Staatsoberhaupts hat der Initiative mehr Gewicht verliehen. Eine Teilnahme wurde so für viele Arbeitgeber zur Selbstverständlichkeit.»
Initiiert und durchgeführt hat «Chance Liechtenstein» das Ressort Wirtschaft der Landesregierung in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsmarktservice Liechtenstein. Die überschaubare Grösse der liechtensteinischen Wirtschaft hat die unkonventionelle, aber Erfolg versprechende Lösung erst möglich gemacht. Rund hundert Unternehmen aus Liechtenstein und der Region Rheintal haben das Projekt aktiv unterstützt. Eine Wiederholung im nächsten Jahr ist bereits geplant.