Veröffentlicht am 27.09.2013TEXT: Stefan WichmannFOTO: zVg

Peter Elsasser, 46, ist Bereichsleiter Bildung im Verband Holzbau Schweiz.

Akademisierung der Holzbranche

Die holzverarbeitenden Berufe verändern sich. Längst beschäftigen sich nicht mehr nur Zimmerleute und Schreiner mit dem nachhaltigen Rohstoff, sondern auch Holztechniker, Holzkauffrauen oder Holzbau-Poliere. Im Interview schildert Peter Elsasser die Entwicklung aus Sicht des Verbandes Holzbau Schweiz.

Herr Elsasser, laufen die Studienabgänger im Bereich Holzbau den Schreinern und Zimmerleuten den Rang ab?
Nein, diese zwei Bildungswege konkurrenzieren sich nicht, sondern sie ergänzen sich. Die Aufgaben der Lehr- und der Studienabgänger unterscheiden sich im Berufsleben voneinander. Ingenieure im Bereich Holzbau sind gefragte Spezialisten, die Aufgrund der wachsenden Nachfrage nach ökologischen Bauten vermehrt gefragt sind.

Was ist der Grund für die Akademisierung einer handwerklichen Branche?
Von einer Akademisierung können wir noch nicht sprechen. Die Anforderungen an die Bauverantwortlichen und Architekten sind enorm gestiegen. Die Bereiche Nachhaltigkeit und Energieeffizienz werden immer wichtiger. Beispielsweise dürfen in der Schweiz Gebäude aus Holz seit Januar 2005 bis zu sechs Stockwerke hoch sein. Dies stellt alle Beteiligten vor neue Herausforderungen, weshalb sie auf das Fachwissen der Ingenieure aus dem Holzbau zugreifen. Auch die Bereiche Brandschutz, Schallschutz, Statik und Projektplanung erfordern beim Bauen mit Holz viel Spezialwissen.

Besteht die Möglichkeit eines dualen Studiums?
Beim Holzbau-Vorarbeiter, Holzbau-Polier, Techniker HF Holzbau und Holzbau-Meister ist eine berufsbegleitende Ausbildung möglich. Der Bachelor of Science in Holztechnik (Wood Engineering) ist ein Vollzeitstudium. Der Masterstudiengang ist schliesslich wieder flexibler gestaltbar, bis hin zur Belegung von Auslandsemestern.

Was halten Ihre Mitgliedsbetriebe von dieser Entwicklung?
Sie erachten sie als wichtig, da ihnen durch das starke Branchenwachstum die Fachkräfte fehlen. Die Aufträge werden immer komplexer und erfordern ein grösseres Knowhow. Die gesamte Holzbranche befindet sich im Aufwind und sucht händeringend gut ausgebildete Fachleute. Die Ingenieure in der Holzwirtschaft tragen dazu bei, dass die Branche gestärkt wird und sie ihre Wirkungsfelder vergrössern kann.

Besteht für Interessierte ohne Matura die Möglichkeit, ein Studium in der Holzbranche zu machen?
Mit einer abgeschlossenen Lehre, zum Beispiel als Schreiner oder Zimmermann, steht jedem der Weg zur höheren Berufsbildung offen. Mit absolvierter eidgenössischer technischer Berufsmaturität sind auch Interessierte ohne gymnasiale Maturität vorbehaltslos zu den Bachelorstudiengängen zugelassen. Viele der Studenten sind Lehrabgänger. Des Weiteren besteht auch für Quereinsteiger die Möglichkeit – bei entsprechendem Talent – über ein Praktikum in die Branche zu gelangen.