27.10.2016
FOTO UND TEXT: Melanie Haas

Thomas Schär vor einer Auswahl seiner Urnenkreationen.

Fünf Fragen

Künstler und Urnendesigner

Thomas Schär, 50, kreiert in seinem Zürcher Atelier unter dem Pseudonym «cosmicball» aussergewöhnliche und individuelle Urnen in modernen Designs.

Haben Sie ein Morgenritual?
Nach dem Aufstehen beginne ich den Tag mit einem Morgengruss, dem Surya Namaskar. Diese aus dem Yoga entlehnten einfachen Atem- und Bewegungsübungen mache ich etwa fünf Minuten lang. Danach halte ich mich mit ein paar Liegestützen fit und trinke einen Tee. Später, wenn ich anfange zu arbeiten, ist ein Kaffee immer gut.

Was beinhaltet Ihr Job?
Seit der Gründung von urne.ch 1998 baue ich meine eigene Urnenkollektion auf. Ich konzipiere meine Urnen im Prinzip, wie ein Architekt Häuser und Wohnungen plant. Zunächst habe ich eine Grundidee. Danach entwickle ich ein Konzept, ein Design und eine Geschichte rund um das Objekt, woraus sich dann ein Name ergibt. Meine Kollektionen haben verschiedene Namen, wie zum Beispiel «ball of love» für meine runden Urnen. So dauert es recht lange – teilweise bis zu zwei Jahre – bis zum ersten Prototyp. Meine Arbeit ist also ein künstlerischer Prozess und besteht aus Konzipieren, Designen und Umsetzen. Nach der Fertigung verleihe ich einigen meiner Urnen im Atelier den letzten Schliff – in Form eines Druckmotivs, einer Gravur oder einer Zusammenfügung von Einzelkomponenten. Bei meiner Arbeit ist mir wichtig, dass meine Kreationen unterschiedlichste Menschen ansprechen und auch das Wesen eines verstorbenen Menschen widerspiegeln. Je nach Kundenwunsch individualisiere ich die Urnen noch oder erarbeite komplett neue Konzepte, was allerdings mehr Zeit und Ressourcen braucht.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Sie Ihre Arbeit gerne machen?
Ich mache meine Tätigkeit schon deshalb gerne, da ich sie selbst gewählt und definiert habe. Mir gefallen die kreative Arbeit an meinen Projekten und der Kontakt zu Menschen, die etwas Besonderes suchen. Einige Arbeitsschritte, wie die Detailausarbeitung nach Ideenfindung und Konzeption, sind aufwendig und brauchen viel Geduld. Schlussendlich ist es natürlich das Schönste, wenn ich sehe, dass meine Ideen und Kreationen den hohen Ansprüchen meines Zielpublikums entsprechen und die Urnen auch künstlerisch überzeugen.

Wie wichtig ist Ihnen der private Ausgleich?
Die Zeit mit Familie und Freunden bedeutet mir viel. Da ich selbständig bin, ist meine Zeit zwar oft knapp bemessen; trotzdem lade ich zum Beispiel gerne Freunde zum Essen ein und interessiere mich für kulturelle Veranstaltungen, Kunst, Musik, Film und Design.

Haben Sie einen Tipp für gute Laune bei der Arbeit?
Mit zum Schönsten gehört, wenn ich mich vom Tagesgeschäft ein wenig loslösen und ein bis zwei Stunden an neuen Ideen und Projekten arbeiten kann. Ich versuche, mir also immer wieder Freiräume für kreatives Arbeiten zu schaffen – vielleicht ist das mein Tipp für gute Laune bei der Arbeit.