13.01.2016
FOTO UND TEXT: Julia Antoniou

Christian Bühlmann ist seit 19 Jahren als selbständiger Architekt tätig.

Fünf Fragen

Der Architekt

Christian Bühlmann, 52, arbeitet als selbständiger Architekt in einer Bürogemeinschaft in Zürich-Wollishofen. Sein Tätigkeitsradius erstreckt sich vom Aargau bis ins Toggenburg und in den Kanton Graubünden, wo auch die lokale Baukultur in sein Schaffen einfliesst.

Haben Sie ein Morgenritual?
Im Geschäft schalte ich als Erstes meinen Computer und die Kaffeemaschine an. Dann gehe ich zu Fuss zur Post, leere mein Postfach und setze meinen Weg zur Tankstelle fort. Dort hole ich frische Milch und Gipfeli für meine Bürogemeinschaft; wir sind zehn Leute, die sich die Räumlichkeiten teilen. Nach dem zweiten Kaffee bin ich startklar für den Tag.

Was beinhaltet Ihr Job?
Er umfasst die gesamten Architekturleistungen von Wettbewerben bis hin zu Bauleitungen. Ich bin Generalist und mache am liebsten alles: das Land kaufen, ein Projekt entwerfen und schliesslich bauen. Ich finde es befriedigend, den ganzen Prozess zu durchlaufen. Dabei habe ich mit unterschiedlichen Berufsleuten wie Bauherren, Beamten, Politikern und natürlich Handwerkern zu tun. Jedes Projekt bringt neue Konstellationen, was meinen Job sehr abwechslungsreich macht. Vor allem da ich Projekte in verschiedenen Regionen realisiere. Mich faszinieren die lokalen Unterschiede, die in der Mentalität und in der Baukultur Ausdruck finden.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Sie Ihre Arbeit gerne machen?
Ein gutes Team ist mir sehr wichtig. Soweit dies möglich ist, suche ich mir die Leute aus, mit denen ich zusammenarbeite. Wenn die Grundvoraussetzungen nicht stimmen, lehne ich Aufträge ab. Dank meiner Erfahrung sehe ich schnell, ob die Termine oder Kosten realistisch sind oder nicht. Nach 19 Jahren Selbständigkeit kann ich es mir heute leisten, die spannenden Projekte auszuwählen. Das ist ein Luxus, den ich schätze.

Wie wichtig ist Ihnen der private Ausgleich?
Auf einer Skala von 1 bis 100: 100. Den Ausgleich finde ich in den Bergen, im Zusammensein mit Freunden oder an kulturellen Anlässen. Eine klare Grenze zum Beruf ziehe ich aber nicht. Meine Faszination für die Baukultur schwingt auch auf Reisen und in der Freizeit mit. Wenn ich zum Beispiel im Toggenburg unterwegs bin, entdecke ich an alten Gebäuden Fügungen von Balken oder Fassadenverschalungen, die mich neugierig machen. Solche Bauweisen versuche ich zu verstehen und später zeitgemäss umzusetzen. In der Schweiz finden sich innerhalb von wenigen Kilometern unterschiedliche Baukulturen – ein unglaublicher Schatz.

Haben Sie einen Tipp für gute Laune bei der Arbeit?
Menschlich grosszügig zu sein, kommt retour. Das Baugewerbe ist ein hartes Business, der Termindruck ist gross. Als Architekt habe ich grossen Einfluss darauf, wie es in der Planungsphase und auf einer Baustelle zu- und hergeht. Knallhart durchzugreifen, macht für mich keinen Sinn. Ich versuche, auf die anderen einzugehen und sie dort abzuholen, wo sie Qualitäten haben.