10.04.2017
FOTOS UND TEXT: Andreas Bartholdi

Kapitän Adolf F. Konstatzky steuert stolze 385 Tonnen mit der «Hohentwiel».

Dampfschiff «Hohentwiel»

Traumberuf Kapitän

Wer das Dampfschiff «Hohentwiel» besteigt, fühlt sich automatisch in die zwanziger Jahre versetzt. Das Schiff mit den liebevollen Details und der originalen Dampfmaschine lässt Nostalgie auf dem Bodensee aufkommen.

Seit der Kindheit war es der Traum von Adolf Konstatzky, als Kapitän ein Schiff zu steuern. Sein Traum wurde im Januar 2004 Wirklichkeit, nachdem er 1990 als Matrose auf der DS «Hohentwiel» angefangen hatte. Heute ist er nicht nur Kapitän, sondern auch Geschäftsführer der Hohentwiel Schifffahrtsgesellschaft. Arbeit gibt es vor allem im Sommer mit Hochzeiten, Firmenanlässen, Rundfahrten und einem Team von bis zu 26 Leuten auf der «Hohentwiel» sowie im Büro.

Der Raddampfer mit rund 385 Bruttotonnen Gewicht, knapp 57 Metern Länge und 13 Metern Breite, mit  einem maximalen Tiefgang von 1.6 Metern, einer 2-Zylinder-Verbund-Dampfmaschine, die gute 16.7 Knoten (31 km/h) mit gewaltigen 950 PS Leistung bringt, gehört dem Verein «Internationales Bodensee-Schifffahrtsmuseum». Die «Hohentwiel» wurde im Jahr 1913 erbaut. Seit dem 24. April 1944 ist das königliche Dampfschiff noch der einzige Raddampfer auf dem drittgrössten Binnensee Mitteleuropas und konnte 1990 zur zweiten Jungfernfahrt auslaufen.

Im Team zu arbeiten, ist für den Kapitän sehr wichtig, denn es gelten Regeln und Gesetze auf dem Schiff, die auch zur Sicherheit beitragen. Gerade die Sicherheit wird jedes Jahr immer wieder geprobt, und jeder auf dem Schiff hat seinen Platz in einem Notfall. Dazu gibt es eine Sicherheitsrolle, die genau aufzeigt, wer welchen Posten bei einem Unglück zu besetzen hat. Kapitän Adolf Konstatzky muss immer selber abschätzen, wie bei einem Notfall vorgegangen wird.

Kapitän und Team erleben schöne und auch mal witzige Momente auf dem Schiff. So musste einmal bei einer Firmenfeier aus Sicherheitsgründen ein Passagier an den Mast gebunden werden, damit er nicht über Bord fällt. Auch prominente Gäste durfte Kapitän Adolf Konstatzky begrüssen. So zum Beispiel die Bundesräte aus Bern wie auch James-Bond-Darsteller Daniel Craig zum Film «Ein Quantum Trost», der in Bregenz 2008 mit dem Dampfschiff «Hohentwiel» gedreht wurde.

Adolf Konstatzky geniesst seine Freizeit bei schönem Wetter mit seiner Familie auf seinem eigenen Segelschiff auf dem Bodensee und geht auch mal gerne in die Berge.

«Immer eine Handbreite Wasser unter dem Kiel und eine erfolgreiche Saison!», wie Seeleute so schön zu sagen pflegen.

Einfahrt des Dampfschiffs «Hohentwiel» in den Hafen von Romanshorn. Bereithalten zum Anleinen der Trossen (Leinen) am Pier. Sicheres kreuzweises Befestigen von Tauwerk an den Pollern. Kapitän Adolf Konstatzky auf der Brücke während der Einfahrt in den Hafen. Sicht vom Vorschiff auf Ruderhaus sowie Mittelschiff. Der Mast ist mit Seilen am Schiff verspannt, um eine Stabilisierung zu gewährleisten. Weitere Seile dienen dazu, Flaggen zu hissen. Überall auf dem Schiff findet man schön golden eingefasste Bullaugen und viele weitere kleine Details. Das Dampfschiff «Hohentwiel» liegt im Hafen von Romanshorn, bis es wieder zum Hafen im österreichischen Hard ausläuft. Die Positionslaternen Steuerbord mit grüner und Backbord mit roter Lampe dienen zur Sicherheit vor Kollisionen und bei schlechter Sicht. Mit der Schiffsglocke wurde die Zeit angegeben sowie Warnsignale bei schlechter Sicht und Nebel gegeben. Sie ist seit dem 16. Jahrhundert Bestandteil jedes Schiffes. Ankerwinden für je einen Anker rechts und links. Die Ankerketten, die eine Länge von bis zu 25 Metern haben, werden zusätzlich mit Schäkeln gesichert. Original-Dampfmaschine mit gewaltigen Zylindern und einer Leistung von 950 PS. Im Innern des Mittelschiffs hat man freie Sicht auf die schnaufende Dampfmaschine. Maschinenraum wie damals, 1913. Die Zylinder mit 62 Umdrehungen pro Minute werden im laufenden Betrieb kontinuierlich geschmiert. Einblick in den Vorschiffsalon, der wundervoll mit Mahagoniholz und Lederpolsterung ausgestattet ist. Ein besonderes Flair verleihen dem Raum die Bullaugen. Der traumhafte Hecksalon für gehobene Gäste wie König Wilhelm II. und Graf Zeppelin. Im Kapitänssalon wurden früher manche Zigarren gepafft. Denn damals war dieser Raum, der in schönem Eichenholz erstrahlt, der Rauchersalon. Alle Räume sind mit goldenen massiven Schildern gekennzeichnet. Somit weiss man auch heute noch, um welchen Raum es sich handelt. Auch auf dem gemütlichen Mittelschiff, das den Blick auf den Bodensee zulässt, hält man sich gerne auf. Mittelschiff mit vielen Beschreibungen des Dampfschiffs «Hohentwiel». Ausgestattet mit vielen alten Accessoires wie dazumal. Das stolze Dampfschiff «Hohentwiel» auf dem Bodensee bei Romanshorn.