21.11.2019
TEXT: Reto Rauber

Auf dem Areal Torfeld Süd in Aarau soll das neue Fussballstadion mit vier Hochhäusern gebaut werden. Visualisierung HRS Real Estate AG, Boltshauser, pool und Caruso St John Architekten

Abstimmung

Neues Fussballstadion spaltet Aarau

Die Aarauer Bevölkerung entscheidet am 24. November über das neue Stadion Torfeld Süd mit vier Hochhäusern. Die Abstimmung über den Kredit von 17 Millionen Franken teilt die Kantonshauptstadt in zwei Lager. Ein Befürworter und ein Gegner des Projekts beziehen Stellung.

Die Diskussion über ein neues Fussballstadion beschäftigt die Stadt Aarau seit über 20 Jahren. Vor gut zehn Jahren stimmte das Volk einem Stadion mit Einkaufszentrum zu. Einsprachen verzögerten das Projekt so lange, dass die Bauherrin HRS Real Estate AG davon absah.

Am 24. November stimmen die Aarauerinnen und Aarauer nun über das neue Stadion Torfeld Süd mit vier Hochhäusern ab. Zum einen geht es um einen Kredit von 17 Millionen Franken, zum anderen um eine Änderung der Bau- und Nutzungsordnung.

PRO

Sandro Burki, Sportchef FC Aarau: «Es geht um das Schicksal des FC Aarau»
«Wenn die Vorlage angenommen wird, sind wir natürlich erleichtert. Dann haben wir wohl die letzte wichtige Hürde genommen. Bei einem Nein ist die Situation für den FC Aarau nicht gut. Gemäss Swiss Football League dürfen wir im fast 100-jährigen Stadion Brügglifeld nicht aufsteigen. Eventuell wären wir sogar gezwungen, in die Amateurliga abzusteigen. Wir haben derzeit am meisten Zuschauer in der Challenge League. Im neuen, modernen Stadion würden die Zuschauerzahlen steigen, weil wir neben dem Wetter vor allem auch von der Infrastruktur stark abhängig sind, um mehr Zuschauer an unsere Spiele zu bringen. Die heute vorliegende Lösung mit neuen Wohnungen ist die passendere Lösung als die alte Vorlage mit dem geplanten Einkaufszentrum. 

Das Abstimmungsresultat wird für den FC Aarau wegweisend sein. Erst wenn wir das Resultat der Abstimmung kennen, können wir langfristig planen. Zurzeit sind keine Investitionen für neue Spieler vorgesehen, weder auf den kommenden Winter noch den nächsten Sommer hin. Selbst bei einer Annahme wird uns das neue Stadion nicht sofort zur Verfügung stehen. Doch mittelfristig rechnen wir dank dem neuen Stadion mit Mehreinnahmen. Ich bin zuversichtlich, dass das vorliegende Projekt angenommen wird. Die Mehrheit der Aarauer Bevölkerung hat dem 17-Millionen-Kredit für das Fussballstadion schon einmal zugestimmt. Ich hoffe, die Stimmberechtigten werden am 24. November für das neue Stadion sowie die Änderung der Bau- und Nutzungsordnung zweimal Ja in die Urne legen. Wir wollen, dass die Leute gut informiert sind. Es ist wichtig, dass die Aarauer Bevölkerung motiviert ist, abzustimmen. Es geht um das Schicksal des FC Aarau, sowohl in wirtschaftlicher als auch sportlicher Hinsicht. Wir spielen am Sonntag in Zürich gegen die Grasshoppers. Ich hoffe, es wird insgesamt ein erfolgreicher Tag für den FC Aarau.»

KONTRA

Daniel Ballmer, Einwohnerrat Grüne, Aarau: «Der falsche Ort für ein Fussballstadion»
«Das Torfeld Süd liegt ziemlich genau in der Mitte des Ballungsraums Aarau. Als die Planung des ersten Stadionprojekts im Torfeld Süd begann, war das Areal noch ein Industriegebiet am Stadtrand, das sich vermeintlich gut für ein Stadion eignete. Mit dem Aeschbachquartier hat sich das Stadtzentrum aber schon beträchtlich nach Osten ausgeweitet, und mit den Anstrengungen für eine Eingemeindung von Suhr und Buchs ist das Torfeld Süd plötzlich Teil des Stadtkerns. Meines Erachtens ist das ein städteplanerisch idealer Ort für ein dichtes Quartier mit Gewerbe und guter Aufenthaltsqualität. Weniger ideal ist er für ein Stadion, das nur zwei- bis viermal im Monat besucht wird. Im vorliegenden Projekt steht das Stadion im Zentrum, und das Wohnquartier wird dahin gedrängt, wo noch Platz übrig ist. In der Folge wird es an einem der begehrtesten Orte Aaraus noch mehr Bodenversiegelung und kaum Grünflächen geben.

Der Kernpunkt bleibt immer derselbe: Im Torfeld Süd ist nicht genug Raum für ein Stadion und ein Hochhausquartier. Würde das Stadion in der Peripherie errichtet, könnten wir im Torfeld Süd ein Hochhausquartier bauen, das sich gewaschen hat: Wir könnten die Hochhäuser optimal ausrichten und dazwischen grosszügige, begrünte Freiflächen nach Vorbild der Telli-Siedlung schaffen. Die Mehrwertabgabe von mehreren Millionen Franken müsste nicht ins Stadion fliessen, sondern in deutliche soziale und ökologische Verbesserungen. Ich sähe es lieber, der Kredit über 17 Millionen Franken würde ausschliesslich in Wohnungen auf dem Areal Torfeld fliessen. Kurz: Ich bin weder Stadion- noch Hochhausgegner. Es ist die Verknüpfung der beiden Dinge an diesem Ort, die mich zu einem klaren Nein bewegt.»

Vorerst keine Aufstockung der Super League
Der FC Aarau muss sich auch mit Super-League-Ambitionen in Geduld üben. Ein Entscheid über die Aufstockung der Liga auf zwölf Mannschaften hätte an der Generalversammlung der Swiss Football League erfolgen sollen. Nachdem sich nicht nur bei einigen Clubs, sondern auch im Amateurfussball Widerstand geregt hatte, wurde das Traktandum nun von der Liste gestrichen. Die Modusänderung bleibt also bis auf Weiteres aus.

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