03.10.2019
FOTOS UND TEXT: Roger Wassmer

Kajetan Schwarz arbeitet an der Modelleisenbahnanlage des Fricktaler Eisenbahnclubs.

Ein Leben für die Modelleisenbahn

«Der Bau an meiner Eisenbahn ist mehr als ein Hobby»

Im Alter von 14 Jahren entdeckte Kajetan Schwarz seine Leidenschaft für die Modelleisenbahn. Ein Hobby, das den mittlerweile 50-Jährigen durch sein ganzes Leben begleitete und in welches er einen grossen Teil seiner Freizeit investierte.

Bereits als Teenager schraubte und lötete Kajetan Schwarz an seiner Modelleisenbahn. Heute ist er Präsident des Fricktaler Eisenbahnclubs, der 1980 gegründet wurde und nächstes Jahr sein 40-Jahr-Jubiläum feiert. Im Verein amtet der Aargauer nicht nur als Präsident, sondern baut auch selbst an der Vereinseisenbahn mit. Diese Anlage umfasst 35 Quadratmeter, was etwa einem halben Squashfeld entspricht. Auf der Fläche sind rund 300 Meter Gleise verbaut, auf denen 20 Zugkombinationen fahren. Neben den Zügen beinhaltet die Modelleisenbahn-Landschaft 30 Gebäude und rund 200 Figuren. Die Fricktaler Modellbauer haben dabei kleine Details eingefügt, um punktuell Geschichten zu erzählen, wie eine Verfolgungsjagd mitten durch die Landschaft oder orientierungslose Wanderer.

Durchfahrt eines Güterzuges durch die Landschaft, die dem Mittelland und den Alpen nachempfunden ist. Einfahrt eines Güterzuges. Insgesamt fahren 14 Personenzüge auf der Anlage. Ein Biergarten mitten in der Anlage. Alleine an dieser Szene hat der Modellbauer 20 Stunden gearbeitet. Liebe zum Detail: Eine Verfolgungsjagd mitten durch die Modellbahnanlage. Transformatorenstation am Bahnhof. Rund 30 Gebäude befinden sich auf der gesamten Anlage. Der Bauer treibt seine Kühe auf die Weide. Alle Figuren sind im Massstab 1:87. Die Anlage stellt einen realen Betrieb dar. Hier fährt der Railjet der ÖBB am Personenbahnhof ein. Der Bahnhof Fürberg existiert nur auf der Modelleisenbahnanlage von Kajetan Schwarz. Eine ältere Rangierlok vom Typ Ee 3/3, die im realen Betrieb auf vielen Bahnhöfen im Einsatz ist. Sie wurde in verschieden Serien von 1928 bis 1966 gebaut. Die Lokomotive BR 218 der Deutschen Bahn mit der Wagenkombination, den sogenannten Silberlingen, am Hacken. Die beiden Lokomotiven Typ BR 187 der BLS und Re 4/4 IV warten auf ihren nächsten Einsatz. Insgesamt fahren auf der Anlage 20 Zugkombinationen. Warten auf dem Bahnübergang. Die Werbebeschriftungen der einzelnen Fahrzeuge entsprechen fast ausschliesslich realen Firmen. Passagiere warten am Bahnhof auf den einfahrenden Zug. Auf der ganzen Anlage sind rund 200 Figuren verbaut. Ein Schlafwagenzug mit dem Ziel Belgrad fährt auf der rund 35 Quadratmeter grossen Anlage. Auf der Anlage stellte Kajetan Schwarz regionale und internationale Verbindungen nach.  Hier fährt der Zug aus Milano ETR 610 Frecciargento ein. Kajetan Schwarz simuliert auf der Anlage Personen und Güterverkehr. Hier die Einfahrt der Lokomotive Re 6/6 mit einer Güterkombination. Die Lokomotive Re 4/4 II und Railjet bereit für die Weiterfahrt nach Wien. Der Modellbauer erzählt auf seiner Anlage kleine Geschichten: Hier haben sich zwei Touristen verlaufen. Ein wichtiger Bestandteil jeder Modelleisenbahnanlage sind die zahlreichen Postfahrzeuge, die Pakte austragen und einen Teil des Regionalverkehrs bewältigen. Kajetan Schwarz bei der Überwachung des Zugbetriebs. Vier solche Stellwerkpulte verbaute er auf der Anlage.
Detailansichten der clubeigenen Anlage.

Der Präsident des Eisenbahnclubs erzählt gerne von seiner Leidenschaft. Ihn hätten schon immer die Feinmotorik und die Raffinesse der Modelleisenbahn beeindruckt. An der Anlage, die in einem Luftschutzkeller untergebracht ist, arbeiten die Clubmitglieder stetig an Details oder machen Anpassungen. Regelmässig müssen KajetanSchwarz und seine Clubkollegen ausgefallene Weichen oder Züge reparieren.

Die Liebe steht im Keller
Die zweite Liebe in Schwarz’ Leben steht bei ihm zu Hause in Frick, an der er über 12 Jahre gearbeitet hat: seine eigene Anlage im Massstab 1:87. Für diese Modelleisenbahn stand er schon mal mitten in der Nacht auf. «Ich konnte nicht schlafen, ging in den Keller, um an meiner Modelleisenbahn zu bauen. Als ich dann wieder müde war, ging ich schlafen», erzählt der Modellbauer mit einem Lächeln.

Praktisch alles an der Anlage, die die Fläche zweier Billardtische umfasst, hat Kajetan Schwarz selber gebaut. «Der Bau an der Eisenbahn ist wie eine One-Man-Show. Ich bin Projektleiter, ich führe selber aus und kann mich dann auch zusammenstauchen, wenn was nicht klappt», erzählt der 50-Jährige Instandhaltungsfachmann für Hochspannungsanlagen. Nach 12 Jahren Bauzeit ist die Eisenbahnanlage nun fertig, und Kajetan Schwarz fährt mit den Modellzügen nach einem ausgedachten Fahrplan, der einem realen Zugbetrieb entsprechen könnte. «Ich versuche, einen Betrieb nachzustellen und von A nach B zu fahren. Diese Anlage kann fast alles machen, ich muss nur eine Geschichte dazu erfinden.»

Die Sucht Modelleisenbahn
Seine Modelleisenbahn ist nun fertig gebaut, aber das ist kein Grund für den Fricktaler, sich zurückzuziehen. Er plant bereits ein neues Eisenbahnprojekt, bei dem er wieder sein eigener Projektleiter ist und seine eigenen Wünsche sowie Ideen verwirklichen kann. Trotz seiner Leidenschaft sagt Kajetan Schwarz, sein Leben beinhalte auch noch anderes als nur seine Eisenbahn. Er habe auch schon monatelang keinen Finger für die Anlage gerührt und lieber mit seinen Göttikindern gespielt oder viel Zeit mit Mountainbiken in der Natur verbracht. «Ich kann gut loslassen. Das ist auch wichtig, sonst wird das Hobby zur Sucht. Das ist nie gut», meint der Modelleisenbähnler gelassen.

Gesamtübersicht der Modelleisenbahnanlage des Fricktaler Eisenbahnclubs

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Kajetan Schwarz bei der Überwachung der Modelleisenbahnanlage

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Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Magazins «blickwinkel», dessen Herbstausgabe 2019 den Themen Lebenszeit und Arbeit in unterschiedlichsten Facetten gewidmet ist.