28.09.2015
FOTO UND TEXT: Jvan Spiess

Martin Weber ist seit drei Jahren Schatzsucher.

Geocaching

Geocacher und Verkäufer aus Leidenschaft

Martin Weber ist begeisterter Geocacher. Seit 2014 betreibt er einen Online-Shop und rüstet die digitalen Schatzsucher mit Equipment aus.

Geocaching kann ein waghalsiges Spiel sein: Auf der schwierigsten Stufe muss schon mal bis auf Bäume geklettert oder unter Wasser getaucht werden, um die Geocaches einzusammeln. Und bei einigen gilt es sogar, Berge zu erklimmen. 

Auch Martin Weber hat schon einen Kurs im Geocaching belegt und musste dabei auf Bäume klettern, um den Cache einzusammeln. Geocaching funktioniert aber normalerweise weitaus ungefährlicher und einfacher: Per Smartphone-App wählt der Spieler einen so genannten Geocache aus und lässt sich auf der digitalen Karte zum Ziel navigieren. Der Geocache ist meistens ein Logbuch, in das sich der Spieler mit seinem Namen einträgt und das er wieder dort versteckt, wo er es gefunden hat.

Geocaching: So funktioniert’s

Geocaching-App auf das Smartphone laden und auf der Plattform registrieren. Dann den Geocache wählen, den man finden will und sich zum Ziel navigieren lassen. Ist der Geocache gefunden, Eintrag ins Logbuch machen und den Cache wieder dort verstecken, wo man ihn gefunden hat.

Geocaching ist für alle geeignet, die sich gerne in der Natur bewegen und digitalaffin sind. Spieler begeben sich aber nicht nur auf die Suche, sondern verstecken auch neue Geocaches. Dafür braucht es einen Behälter, ein Logbuch und ein gutes Versteck. Wenn der Geocache versteckt ist, meldet man diesen auf der Plattform «Geocaching.com» an. Ein Gutachter prüft, ob alle Regeln eigehalten wurden. Ist dem so, schaltet er den Cache auf dem Portal frei, und die Spieler können danach suchen. Das Spiel bietet verschiedene Varianten und Schwierigkeitsgrade (siehe Infobox).

Ein Behälter aus Martin Webers Online-Shop. Geocaches gibt es in verschiedenen Formen und Grössen. Geocacher mit Online-Shop 

Martin Weber ist nicht nur begeisterter Geocacher, sondern betreibt seit 2014 auch einen Online-Shop. «Wir haben alles, was es braucht, um selber Geocaches zu suchen und zu verstecken», sagt der 46-jährige Aargauer. Der Online-Shop bietet von Bekleidung, Taschenlampe über Ratgeberliteratur bis hin zum Zeckenentferner alles, was das Geocaching-Herz begehrt. Ausgenommen für die Terrain-Fünfer, für die zum Teil Spezialausrüstung erforderlich ist. Er empfiehlt: «Um einen Terrain-Fünfer zu machen, sollte man mit einer kompetenten Person mitgehen. Das Risiko eines Unfalls wäre sonst zu gross.» Er selbst hat seine ersten Terrain-Fünfer mit einem erfahrenen Spieler gemacht.

Begonnen hat Martin Weber mit dem Geocaching 2012. «Ein Kollege machte mich auf das Spiel aufmerksam. Ich meldete mich auf der Plattform an und suchte dann mit meiner Frau den ersten Geocache, den wir zusammen tatsächlich schnell fanden.» Seither begibt er sich mit seiner Frau und seinem sechsjährigen Sohn am Wochenende regelmässig auf Geocaching-Suche. «Wir suchen einfache Traditional Caches oder bereits gelöste Mystery Caches. Für den Kleinen ist es toll, wenn er den Geocache finden und wieder verstecken kann.»

Ein Logbuch ist ein Zettel, auf dem die Spieler sich mit ihrem Namen eintragen, wenn sie den Cache gefunden haben.Zum Online-Shop kam Martin Weber im Herbst 2014, als sein Online-Händler mitteilte, dass er den Laden schliessen werde. «Ich fand das schade und fragte, ob da was zu machen sei. Doch der Händler hatte bereits alles verkauft», sagt Martin Weber. Er machte sich auf die Suche nach Lieferanten und wurde bei Geocaching.com fündig. Auf der Plattform bekam er einen Händlerzugang. Martin Weber: «Ich finde, es braucht einen gesunden Wettbewerb.»

Händler aus Freude am Hobby

Martin Weber arbeitet Vollzeit bei der Swisscom als Social-Media-Manager und Projektleiter. Alles rund um den Shop haben er und seine Frau sich in der Freizeit aufgebaut. Martin Weber kümmert sich um die Website und den Einkauf, seine Frau um den Vertrieb: Sie bearbeitet die bestellten Artikel, verpackt und versendet diese gemäss Kundenwunsch. Ihr Online-Shop habe nach einem knappen Jahr schon viele Kunden, die regelmässig bestellten. «Reich werden wir damit aber nicht. Der ganze erwirtschaftete Gewinn fliesst direkt in den Shop, um diesen weiterzuentwickeln. Es ist ein Hobby und soll eines bleiben.» Das Warenlager befindet sich im Aargau bei Martin Weber zu Hause. Wenn die Kunden wollen, können sie dort ihre Bestellung nach Terminvereinbarung abholen und sich somit die Versandgebühren sparen. 

Die Schweizer-Geocaching-Community ist gross: Neben diversen Blogs und Websites gibt es viele Internet-Foren, in denen sich die Geocacher austauschen und informieren. «Wir betreiben aus Kostengründen kein klassisches Marketing, sind aber in der Community und auf vielen Social-Media-Plattformen sichtbar. Alles spielt sich online ab», sagt Martin Weber. 

Für Einsteiger empfiehlt Martin Weber: «Mit einem erfahrenen Geocacher mitgehen und die einfachen Caches zuerst machen. So stellen sich schnell Erfolgserlebnisse ein.»

Geocaching: Die Zahlen
Das Spiel stammt aus den USA. Der erste Geocache wurde im Jahr 2000 von Dave Ulmer im Bundesstaat Oregon vergraben. Etwa 2 716 000 Caches sind heute auf dem ganzen Erdball verteilt (Stand September 2015). In der Schweiz finden sich circa 24 000 Geocaches (Stand April 2015), denen etwa 21 000 Spieler aus der Schweiz nachgehen.

Die Varianten: Eine Auswahl
Das Spiel bietet diverse Schwierigkeitsgrade und Varianten. Einige Caches können nur im Team gefunden werden.

Traditional Cache
Bei den klassischen Caches werden die Koordinaten des Verstecks veröffentlicht. Alle Traditional Caches haben ein Logbuch, in dem seinen Namen einträgt, wer fündig geworden ist.

Multi Cache
Bei dieser Variante sind mehrere Stationen zu absolvieren, um das Versteck zu finden. Die Koordinaten sind entweder veröffentlicht oder ergeben sich durch Hinweise, die man an den einzelnen Stationen findet. 

Challenge Cache
Diese Caches bestehen aus mehreren Stationen. Die Aufgaben könnten wie folgt sein: «Finde mindestens fünf verschiedene Cache-Typen an einem Tag» oder «Finde jeweils einen Cache in jedem Kanton».

Night Cache
Dies sind Caches, die nur in der Nacht auffindbar sind. Die Night Caches sind gut getarnt. Zum Teil braucht es Spezialausrüstung wie UV-Licht, Nachtsichtgerät oder Ähnliches, um die Caches zu finden.