Gotthardlegenden posieren vor dem Depot: «Krokodil», «Grossmutter», «Rehbock», «Ae 4/7» und «Zug».
Faszination Eisenbahn hautnah erleben
Mit zwei thematischen Führungen im Depot Erstfeld setzt SBB Historic einen ersten Meilenstein für die touristisch-bahnhistorische Wiederbelebung der Gotthard-Bergstrecke. Doch die Mittel der Stiftung sind begrenzt.
Mit der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels hat SBB Cargo die Güterzugsfahrten über die Gotthard-Bergstrecke eingestellt und sich aus dem Depot Erstfeld zurückgezogen. Zuvor waren darin die für die Bergstrecke benötigten Verstärkungslokomotiven untergebracht. Für SBB Historic wurden Kapazitäten frei, um die historischen Fahrten über die Bergstrecke auszubauen und im Depot eine Ausstellung einzurichten. Am 7. Mai 2017 fand die Wiedereröffnung des Depots Erstfeld mit einer Lokparade rollender Gotthardlegenden durch den Bahnhof Erstfeld statt.
In enger Zusammenarbeit mit dem Verein SBB Historic Team Erstfeld und der Uri Tourismus AG bietet SBB Historic neu zwei thematische Führungen in der historischen Remise Erstfeld an: «Lokführerrundgang» und «Entlang der Bergstrecke». Auf dem «Lokführerrundgang» vermitteln Lokführer und Experten mittels Anekdoten und Hintergrundinformationen Betrieb und Geschichte des historischen Rollmaterials am Gotthard. Der Rundgang «Entlang der Bergstrecke» folgt einem 30 Meter langen Modell der Strecke Luzern–Chiasso. An mehreren Stationen werden kulturhistorische und bahnbetriebliche Themen der Gotthard-Bergstrecke mittels Plakaten, Plänen, Fotos und Objekten erläutert. Beide Führungen dauern jeweils eine Stunde und können zu einer zweistündigen «grossen Depotführung» kombiniert werden.
Als Ergänzung zum Rundgang prüft SBB Historic derzeit, unter dem Titel «Rollende Gotthardlegenden» das in Erstfeld stationierte historische Rollmaterial in Bewegung erlebbar zu machen. Nach dem Konzept von «Living History» sind szenische Führungen mit Darstellern in historischen Kostümen sowie Führungen für Schulklassen angedacht. Die Remise soll künftig auch für private Veranstaltungen genutzt werden können.
Fernziel «Swiss RailPark St. Gotthard»
Neben der zunehmenden Regulierung im Eisenbahnwesen ist SBB Historic mit sinkenden finanziellen Ressourcen konfrontiert. Auf immer mehr Bahnstrecken ist modernste Sicherheitstechnik eingebaut. Historische Fahrzeuge müssten nachgerüstet werden, um diese Strecken ohne moderne Vorspannlokomotive noch befahren zu können. Doch dazu fehlen die Mittel. Für die Nachrüstung des Paradetriebzugs Trans Europ Express «RAe TEE II 1053» im Bestand von SBB Historic wurde ein Gönnerclub gegründet. Die Stiftung selbst sieht sich dazu gezwungen, im laufenden Jahr den Rollmaterialunterhalt an einigen Fahrzeugen zu reduzieren, ohne deren langfristigen Erhalt zu gefährden. Bei Fahrzeugen, die im Jahr 2017 nicht im Einsatz stehen, werden die für einen Betrieb notwendigen leichten Revisionen ausgesetzt.
SBB Historic strebte mit den Projekten «Bahnerlebniswelt Gotthard» und «Swiss RailPark St. Gotthard» zunächst ein umfassendes Angebot touristisch-bahnhistorischer Attraktionen an mehreren Standorten am Gotthard an. Aus finanziellen Gründen mussten die ursprünglichen Pläne auf Depotführungen und Fahrten mit historischem Rollmaterial beschränkt werden. Diese könnten, je nach Aktivitäten weiterer Akteure, in Zukunft Teil eines grösseren «Swiss RailPark St. Gotthard» werden. Bahnfreunde können SBB Historic in ihren wichtigen Aufgaben durch Spenden und Gönnermitgliedschaften unterstützen.
SBB Historic – Stiftung historisches Erbe der SBB
Seit 2001 ist SBB Historic als Stiftung der SBB für das historische Erbe der Schweizer Bahn verantwortlich. Zweck der Stiftung ist das Sammeln, Erhalten, Konservieren, Dokumentieren und Archivieren von Zeitzeugen der Schweizer Bahngeschichte. SBB Historic verfügt über einen reichen Fundus bahnhistorischer Schätze:
- Archive mit historischen Dokumenten der SBB und ihrer Vorgängerbahnen, Fotos, Filmen und Videos, das Archiv der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM);
- Sammlungen von Schienen, Musikautomaten, Lokomotivwappen, Fahrzeugmodellen, Eisenbahnlaternen, Gemälden und Plastiken sowie Plakaten und Werbemitteln;
- eine Fahrzeugsammlung mit rund 170 Lokomotiven, Triebfahrzeugen und Wagen. Ein Teil des Rollmaterials ist im Verkehrshaus Luzern ausgestellt. Mehrere Vereine betreuen die an den Standorten Brugg, Delsberg, Erstfeld, Olten, Rapperswil, Saint-Maurice und Winterthur stationierten Fahrzeuge.
Am Sitz von SBB Historic in Windisch mit Fachbibliothek, Archiven und Sammlungen arbeiten 23 Personen. Dazu kommen zahlreiche Freiwillige an den verschiedenen Standorten. Das Jahresbudget umfasst rund 6 Millionen Franken bei einer Bilanzsumme von rund 8,5 Millionen Franken. Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, die historische Bahnwelt sowohl für das Fachpublikum als auch für die breite Öffentlichkeit erlebbar und lebendig zu machen. Jährlich finden mehrere Veranstaltungen sowie Sonderfahrten in Zusammenarbeit mit den Vereinen statt.