28.01.2016

Nach dem Alarm setzen sich nach 60 Sekunden die ersten Fahrzeuge in Bewegung.

Motivierter Feuerwehrmann

Anspruchsvolle Berufsfeuerwehr

Björn Thomann ist ein Feuerwehrmann wie aus dem Bilderbuch: kräftig, sportlich und sympathisch. Eine Person, zu der man Vertrauen fasst. Thomann ist Korporal in der Berufsfeuerwehr von Schutz & Rettung Zürich und in der Brandwache Manesse in Zürich-Wiedikon stationiert.

In Zürich gehören die Berufs- und die Milizfeuerwehr zu Schutz & Rettung, der grössten zivilen Rettungsorganisation der Schweiz. Im Jahr 2015 wurden insgesamt 40 018 Einsätze geleistet. Die Feuerwehr rückte 4402 Mal aus.

Um Berufsfeuerwehrmann zu werden, benötigt man ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ) oder einen gleichwertigen Berufsausweis, das Rettungsschwimmer-Brevet sowie den Führerausweis der Kategorien B (Personenwagen) und C (Lastwagen). Das Eintrittsalter beträgt 23 bis 33 Jahre. Welches sind die persönlichen Anforderungen? Dazu gehören ein sauberer Leumund, eine solide Gesundheit sowie eine hohe physische und psychische Belastbarkeit. Die Ausbildung dauert 18 Monate und ist in schulische und praktische Blöcke gegliedert. Am Schluss folgt die Prüfung zur Erlangung des eidgenössischen Fachausweises.

Die Berufsfeuerwehr Zürich ist in der erfreulichen Situation, unter einer Vielzahl von Bewerbern die besten Leute auswählen zu können. Eine Seltenheit sind Feuerwehrfrauen. Auf der Brandwache an der Weststrasse gehören zwei dazu. Die Einsatzbereitschaft wird mit drei Dienstgruppen im 24-Stunden-Schichtbetrieb an 365 Tagen im Jahr aufrechterhalten. In den einsatzfreien Zeiten werden Wartungsarbeiten am Einsatzmaterial ausgeführt oder Übungen und Weiterbildungen absolviert. Nostalgiker trauern den roten Feuerwehrautos aus früheren Zeiten nach. Doch besitzt die heutige Farbe Lemon, eine Mischung aus Gelb und Grün, die höhere Auffälligkeit.

Schnellstart bei Alarm

In der sogenannten «Stube» auf der Wache mit Kaffee- und Esswarenautomat ist die Spannung des jederzeit möglichen Alarmfalls förmlich zu spüren. Spricht eine Stimme im Lautsprecher, so hören die Leute mit voller Aufmerksamkeit hin. Björn Thomann schildert, wie plötzlich der Ernstfall eintreten kann: «Bereits nach 60 Sekunden verlassen die ersten Fahrzeuge mit Blaulicht und Sirene die Garage.» Wie im Film rutschen die Feuerwehrleute an senkrechten Stangen zu den Fahrzeugen hinunter. Nicht nur, weil man so schneller ist: «Wenn alle Männer gleichzeitig über die Treppe hasten, besteht erhebliche Unfallgefahr.» Der sportliche Thomann demonstriert das Hinuntergleiten an einer von mehreren Stangen aus dem zweiten Stockwerk.

Besonders in der Nacht, wenn die Feuerwehrleute in ihren Schlafräumen liegen, ist der Gegensatz zwischen Ruhe und Alarm dramatisch. Am Einsatzort kann die Arbeit lebensgefährlich sein. Auch mit schlimmen Bildern ist zu rechnen. «Zur Verarbeitung des Erlebten stehen uns Careteams sowie ein Seelsorger zur Verfügung. Doch die beste Möglichkeit bleibt das Gespräch mit Kollegen. Die Zeiten der Rambo-Typen, die jede Betreuung als Schwäche empfanden, sind vorbei.» Trotz des harten Einsatzes gilt auch für Feuerwehrleute das ordentliche Pensionierungsalter von 65 Jahren. Einzelne Kollegen gehen etwas früher in den Ruhestand. Geändert hat sich hingegen die Berufslaufbahn: Konnten die Feuerwehrleute einst mit den Dienstjahren die Karriereleiter hinaufklettern, so sind heute Bewerbungen für die Vorgesetztenstellen erforderlich.

Gute Zusammenarbeit mit Polizei und Sanität

Die Zusammenarbeit mit den Blaulicht-Teams von Polizei und Sanität wird von Björn Thomann als mustergültig beschrieben. «Uns schweissen die gemeinsamen Einsätze in Ausnahmesituationen zusammen.» Er bestätigt die schier unglaublichen Situationen, wo Feuerwehr und Sanität durch die Polizei beschützt werden müssen. Dazu gehören beispielsweise Demonstrationen oder Krawalle wie am 1. Mai. Bei lange dauernden Einsätzen, wie sie mehrmals im Monat vorkommen, kann die Unterstützung der Kollegen am Standort Flughafen angefordert werden. Die Berufsfeuerwehr am Flughafen ist die zweite Wache, die zu Schutz & Rettung Zürich gehört. Zusätzlich steht die Milizfeuerwehr der Stadt Zürich mit einer Stärke von 420 Mann bereit, welche die Berufsfeuerwehr immer wieder bei ihren Einsätzen unterstützt.

Die Kameradschaft hört nicht an den Türen und Garagetoren auf. «Unseren Teamgeist pflegen wir auch in der Freizeit. Gleich morgen unternehmen wir einen Skiausflug», erzählt der sympathische Feuerwehrmann mit Vorfreude.