«der arbeitsmarkt» 04/2006

Uster goes IIZ-MAMAC

Interinstitutionelle Zusammenarbeit Im Dezember begann in Uster ein Pilotprojekt zur Früherkennung von Langzeitarbeitslosigkeit, das ab nächstem Jahr im ganzen Kanton Zürich umgesetzt werden soll. Ab 2009 sollen die Sozialversicherungen dank IIZ-MAMAC diesbezüglich in der ganzen Schweiz zusammenarbeiten.

«Es ist noch zu früh, um eine griffige Aussage über den Erfolg der Massnahme zu machen.» André Eisenstein vom Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) des Kantons Zürich koordiniert seit Dezember 2005 ein Pilotprojekt in Uster, das Modellcharakter für die ganze Schweiz hat. Dort arbeiten das Regionale Arbeitsvermittlungszentrum (RAV), die Invalidenversicherung (IV), die Sozialhilfe (SH) und die Berufsberatung (BIZ) in der Früherkennung von Menschen mit Mehrfachproblemen zusammen. Ab Juli 2006 sollen weitere Projekte im Kanton Zürich 

gestartet werden. Die Pilotphase dauert bis Ende 2006. Ab 2007 soll die neue interinstitutionelle Zusammenarbeit im ganzen Kanton umgesetzt werden.
Im Zentrum der neuen Massnahme stehen regionale IIZ-Abklärungsteams, die sich aus je einem Mitarbeitenden der SH, des AWA, des BIZ und der IV zusammensetzen. Sie klären die soziale, berufliche und medizinische Situation der (potenziell) Leistungen beziehenden Personen ab. Gegebenenfalls übernimmt die IV-Stelle die erforderlichen medizinischen Beurteilungen durch den Regionalen Ärztlichen Dienst. Es wird ein Integrationsplan entwickelt, welcher auch Massnahmen zur Optimierung der Arbeitsmarktchancen definiert und eine zuständige Person (RAV, IV, SH oder BIZ) für die Fallführung bestimmt. Folgende Zielgruppen wurden vom Regierungsrat des Kantons Zürich definiert:
• Arbeitnehmende mit häufigen oder regelmässigen, ärztlich attestierten Absenzen,
• Arbeitnehmende über 55 mit deutlichen alters- oder gesundheitsbedingten Leistungseinschränkungen,
• Jugendliche bis 25, deren Schul- oder Lehrabschluss gefährdet ist,
• Personen, die sich zum Sozialhilfebezug anmelden und «arbeitsunfähig» geschrieben sind,
• Personen, die Sozialhilfe beziehen und sich arbeitsunfähig fühlen, und
• gekündigte Arbeitnehmende, die trotz Arbeitssuche aus eigener Kraft keine Stelle finden und krank werden.
Allerdings können gegenüber den Klienten keine rechtsverbindlichen Weisungen oder verpflichtenden Integrationspläne geschaffen werden. Allfällige Sanktionsmöglichkeiten richten sich nach den vorhandenen Gesetzen der ALV, der IV und der SH.
Das soll sich nun ändern: Am 28. Februar 2006 trafen sich Regierungsräte der Konferenz kantonaler Volkswirtschaftsdirektoren (VDK) und der Sozialdirektoren (SODK) im Sorell Hotel Ador in Bern, um über den Start des Projektes «medizinisch-arbeitsmarktliche Assessments» (IIZ-MAMAC) zu diskutieren. Sie wurden eingeladen, bis Ende März 2006 dem federführenden 
Bundesamt für Sozialversicherung (BSV) Projekte zu melden, die die frühzeitige Zusammenarbeit der IV-Stellen, der RAV und der SH im medizinischen Bereich verbessern wollen. Das nationale IIZ-MAMAC will praxistaugliche Prozesse und Zusammenarbeitsmodelle sowie Entscheidungsgrundlagen für die erforderlichen finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen erarbeiten, damit bis Ende 2009 in allen Regionen der Schweiz entsprechende Vollzugsstrukturen in Kraft sind und die gewünschte Wirkung zeigen.
Für die Klienten bedeutete dies, dass sie nicht mehr so lange von Institution zu Institution weitergereicht würden. Sie würden überdies schneller wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert. Die sozialen Sicherungssysteme würden dadurch finanziell entlastet. Bis das Ganze funktioniert und sich durchgesetzt hat, geht es auf alle Fälle noch eine Weile. Affaire à suivre: Die Hochschule für Soziale Arbeit (HSA) Luzern hat die Grundlagen für das Projekt in Uster 
geliefert und bietet schon heute Nachdiplomkurse für Case Management und Weiterbildungskurse für die interinstitutionelle Zusammenarbeit an. Sie hat zudem eine Vorstudie zur 5. IV-Revision zu diesem Thema verfasst und will zum Kompetenzzentrum für Sozialversicherungen und soziale Sicherheit avancieren. 
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