«der arbeitsmarkt» 07/2006

Suva bringt Arbeitslose ins Stolpern

Mehr als ein Drittel der Unfälle von Arbeitslosen passieren in der eigenen Wohnung. Die Kosten
sind wesentlich höher als bei Berufstätigen. Mit einem «Stolperparcours» will die Suva Prävention leisten.

Was ist geschehen, wenn Arbeitslose in einer sonst leeren Fabrikhalle über verschieden hohe Würfel laufen, die nachgeben? Wenn sie danach eine schiefe Treppe meistern, die eine ausgeleierte Kellertreppe simulieren soll, einen Schwebebalken und gelagerte Rollen überqueren, über eine Schräge kraxeln und auf schaumstoffgelagerten Platten gehen? Sie befinden sich im «Stolperparcours» der Suva.
Seit 1996 sind alle Arbeitslosen automatisch bei der Suva versichert. Dort hat man nun festgestellt, dass Arbeitslose wesentlich häufiger zuhause verunfallen als Berufstätige. Den naheliegenden Grund nennt man auch: Sie sind schlicht mehr zuhause. Im Jahr 2005 verunfallten in der Schweiz 18805 arbeitslose Personen. 36 Prozent dieser Unfälle passierten in den eigenen vier Wänden oder im Garten. Bei den Erwerbstätigen hingegen beträgt der Anteil der Haushaltsunfälle nur ein Viertel. Die Kosten pro Unfall sind bei Arbeitslosen jedoch wesentlich höher als bei Berufstätigen.

Auch Berufstätige verunfallen häufiger in der Freizeit

«Die Fallkosten bei Arbeitslosen betragen durchschnittlich 8500 Franken, bei einem Nichtberufsunfall eines Erwerbstätigen 4500 Franken», so Martin Jara, Agenturleiter der Suva Winterthur. «Zudem sind die Rentenzahlen höher, da ein stabiles soziales und berufliches Umfeld fehlt.»
Nun will die Versicherung mit dem Stolperparcours für lauernde Gefahren sensibilisieren. Im ersten Durchgang dürfen die Teilnehmenden einfach so durch den Parcours gehen, beim zweiten mit etwas Gewicht bepackt, beim dritten Mal wieder unbepackt, aber im normalen Alltagstempo. Dabei kraxeln die meisten schon etwas sorgloser, hier kommt tatsächlich die eine oder der andere etwas ins Stolpern. Wie viel «Erkenntnis» hängen bleibt, ist kaum zu sagen.
Bei der Suva ist man sehr stolz auf das Projekt, da es erlebnisorientiert sei und so Gelerntes länger im Gedächtnis bleibe. Das sei besser, als nur Flyer zu verteilen oder einen Film zu zeigen. Ob dem so ist, wird sich zeigen, denn durch die dicht hintereinander aufgebauten künstlich konstruierten Hindernisse hat das Ganze eher etwas von einem fröhlichen Vita-Parcours.
Nebenbei: Auch Berufstätige verunfallen in der Freizeit deutlich häufiger als bei der Arbeit. Pro tausend Beschäftigte passieren im Jahr 70 Berufs- und 120 Nichtberufsunfälle. Nach den Zahlen der Sammelstelle für die Unfallstatistik der Unfallversicherung  (SSUV) von 2004 liegt das Freizeitunfallrisiko 76 Prozent höher als das Risiko, im Job zu verunglücken.   

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