«der arbeitsmarkt» 11/2004

Lobbying in New York

Anfang Oktober war Maurus Achermann als Schweizer
Jugenddelegierter an der Uno-Generalversammlung in New York dabei. Seine Anliegen blieben nicht ungehört.

Fast die Hälfte der Arbeitslosen der Welt sind laut International Labour Organization (ILO) der Uno unter 24 Jahre alt. Dies, obwohl jene Bevölkerungsgruppe nur gerade einen Viertel der Erwerbsfähigen auf dem Globus ausmacht. Auf die Frage, woran  es der Weltjugend mangle, sagt Maurus Achermann: «Ihnen fehlt eine starke Lobby. Jugendliche sollen auf allen Ebenen direkt in die Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Ich denke hier an ein gutes Ausbildungsangebot, den Anspruch auf Erwerbsarbeit oder eine gute medizinische Versorgung.»
Maurus Achermann ist Student an der Universität Freiburg und nahm vom 2. bis 10. Oktober als Schweizer Uno-Jugenddelegierter («Youth Rep») an der Uno-Generalversammlung in New York teil. Sind seine Anliegen in den riesigen Gebäuden der Organisation verhallt – oder war das Mandat gewinnbringend? Achermann ist überzeugt: «Unser jugendspezifisches ‹side event› war ein grosser Erfolg. Auch unsere verschiedenen Unterlagen und die persönlichen Gespräche mit anderen Delegierten waren fruchtbar. Ich bin sicher, dass an der Generalversammlung im nächsten Jahr deutlich mehr Jugendvertreter und Jugendorganisationen in New York sein werden. Dies ist ganz wichtig, weil dann das zehnjährige Uno-Jugendprogramm überarbeitet wird.»
Gemeinsam mit anderen Jugendvertretern hatte Maurus Achermann ein eigenes «side event» durchgeführt. Mit ihrem Dossier, dem gemeinsamen Statement und dem News-letter «yoUNg view» machten sie auf ihre
Forderungen aufmerksam. Im persönlichen Gespräch lobbyierten sie zudem bei anderen Delegierten und knüpften Kontakte, um ein Netzwerk für die internationale Jugendpolitik aufzubauen. «Verschiedene Staaten haben bereits ihr künftiges Engagement im Einbezug von Jugendlichen angekündigt: So beispielsweise Kuba, die USA und Portugal», sagt Achermann, der sein Studium inzwischen wieder aufgenommen hat. Ob jene Staaten ihr Versprechen jemals einlösen, wird allein die Zukunft zeigen.
Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände (Sajv) führt in Zusammenarbeit mit dem Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) das Projekt Youth Rep durch. Sie hat dieses Jahr den
ersten nationalen Selektionsprozess organisiert und wählte aus dreihundert Bewerbungen ein Team von fünf Uno-Jugenddelegierten. Aber nur Achermann aus Notwil LU vertrat die fünf an der Uno-Generalversammlung in New York. Sophie Michaud Gigon, Projektverantwortliche Youth Rep der Sajv, begründet seine Wahl ins Youth Rep-Team so: «Er hat sich in verschiedenen Bereichen engagiert, etwa beim Jugendrotkreuz, bei Ökotopia, im Jugendlager und Studium. Zudem hat er uns durch seine ruhige und überlegte Art von seinen Quali-täten überzeugt.»
Maurus Achermann ist jedoch nicht nur von ausgeglichener Art. Er verfügt über eine grosse Portion Hoffnung und Optimismus. So meint er heute, nach seiner Rückkehr von der Uno-Generalversammlung: «Meine Tage in New York haben mir sehr viel Zuversicht mitgegeben. Hier erlebte ich, dass internationale Politik unverzichtbar ist, Lust macht und sich lohnt.»

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