«der arbeitsmarkt» 01/2006

HOP Züri: leider nicht überflüssig

Was als Akutmassnahme im Quartier begann, entwickelte sich in zehn Jahren zum vielfältigen
Qualifizierungsprogramm mit fünf Betrieben und 75
Einsatzplätzen. Im Oktober zog der Trägerverein Bilanz.

«Das schönste Geschenk zum zehnten Geburtstag wäre es, wenn sich der Verein auflösen könnte», sagte Stadtrat und HOP! Züri-Vorstandsmitglied Andres Türler im vereinseigenen Restaurant Zeughaushof gegenüber den Medien. Dies würde nämlich bedeuten, dass in Zürich arbeiten kann, wer arbeiten will. Da dies aber nicht der Fall ist, geht HOP! Züri nun ins elfte Jahr.
Vor zehn Jahren «brannte» Zürich  schon länger nicht mehr, doch die Stadt hatte mit problematischen Entwicklungen zu kämpfen. Die offene Drogenszene im Letten belastete, auch noch nach ihrer Auflösung, die benachbarten Quartiere und die Zahl der Arbeitslosen stieg rasant an.
Um für Langzeitarbeitslose sinnvolle Einsatzmöglichkeiten zu schaffen, gründeten das städtische Arbeitsamt und der Quartierverein Wipkingen den privatrechtlichen Verein HOP! Wipkingen. Ein Pilotprojekt war zuvor von Stadtrat und KIGA (heute AWA) bewilligt worden. So war die Finanzierung durch die Arbeitslosenversicherung gewährleistet. Die ersten Teilnehmer patrouillierten in orangen Jacken durch das Quartier, räumten Spritzen weg und verstärkten so das
Sicherheitsgefühl der Bevölkerung. Später wurde im Bahnhof Wipkingen ein Reisebüro eingerichtet, das auch qualifizierte Einsatzplätze bot. In der Folge entstanden in anderen Quartieren ähnliche Projekte, die später unter dem Namen HOP! Züri in einer Organisation zusammengefasst wurden. Diese steht jedoch weder zum städtischen ergänzenden Arbeitsmarkt noch zum Gewerbe in Konkurrenz. Im Gegenteil: «Von Beginn weg sassen immer Gewerbevertreter in unserem Vorstand», erklärt HOP! Züri-Präsident Ruedi Winkler. Das Gewerbe habe die Notwendigkeit des Programms erkannt und dieses habe oft von professionellem Know-how, etwa von Gastro Zürich, profitieren können.
Mit der Aufwertung der Quartiere wandelte sich auch der Charakter des Beschäftigungsprogramms. HOP! Züri betreibt heute drei Restaurationsbetriebe, ein Atelier für Spielherstellung und auch die Betriebsgruppe sowie zwanzig Einzeleinsatzplätze in städtischen Institutionen bieten einigen der jährlich 200 Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Arbeitsmarktfähigkeit zu steigern. «Den starken Quartierbezug gibt es nicht mehr und wir haben uns immer mehr zum Qualifizierungsprogramm entwickelt», bilanziert Verena Bont, die zusammen mit Rolf Munz die Geschäfte von HOP! Züri leitet. Der Auftrag ist aber auch nach zehn Jahren noch derselbe: Förderung der Vermittelbarkeit. Deshalb ergänzt ein massgeschneidertes Bildungsangebot die qualifizierenden Einsätze in den Lernfirmen. Dazu gehören neben der fachlichen Bildung in Gastronomie, Handwerk und Hausdienst auch Deutschkurse und das Bewerbungscoaching. «Die Vermittlungsquote von bis zu 41 Prozent bestätigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind», sagt Rolf Munz. Und Stadtrat Türler ist überzeugt, dass HOP! Züri auch nach zehn Jahren noch Zukunft hat: «Die Arbeit für Menschen ohne Arbeit geht nicht aus.»
Kontakt: www.hopzueri.ch

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