«der arbeitsmarkt» 07/2006

Gut, besser, qualitätsgesichert

Zertifizierung Bis zum 1.Januar 2007 müssen alle im Kanton Zürich angebotenen Programme zur vorübergehenden Beschäftigung SVOAM-zertifiziert sein. Wie läuft ein solcher Prozess ab? Ein Beispiel aus Winterthur.

Qualität ist ein Begriff, dem sich sicherlich niemand entziehen kann. Wer ist schon gegen Qualität oder würde diese für unwichtig erachten? War Qualitätsmanagement einst eine Domäne der Privatwirtschaft, wurde die Güte von Organisation und Dienstleistungen in den Neunzigerjahren auch für staatliche Stellen zum Thema. Es war dies die Zeit des aufkommenden New Public Management. Fortan genügte es nicht mehr, Steuergelder in eine gute Sache zu investieren. Ausschlaggebend wurde – wie in privaten Unternehmen – das Verhältnis von Input zu Output und damit die Relation von eingesetzten Ressourcen zum erzielten Ergebnis.
Doch was heisst konkret Qualität im Falle der Programme zur vorübergehenden Beschäftigung (PvB)? Mit der Revision des Arbeitslosenversicherungsgesetzes (AVIG) von 1995 wurde die rasche Wiedereingliederung Arbeitsloser in den ersten Arbeitsmarkt zum vorrangigen Ziel erklärt. Mit aktiven Massnahmen wie PvB sollte und soll die Integration Arbeitsloser gefördert werden. Ist die Qualität der PvB damit gleichbedeutend mit deren Wirksamkeit, also mit deren Fähigkeit, Teilnehmenden den Wiedereintritt in den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen?

Qualitätsprüfung auf drei Ebenen

«Nein», präzisiert Mark Haefliger, Mitglied der Geschäftsleitung der Koordinationsstelle für Arbeitsprojekte (KAP) Winterthur, die gerade dabei ist, sich SVOAM-zertifizieren zu lassen. Als Abteilung der Stadt Winterthur führt die KAP seit 1984 zahlreiche und sehr unterschiedliche arbeitsmarktliche Massnahmen (AMM) durch. Für die Zertifizierung werden die Gesamtorganisation und die fünf PvB einem Qualitätstest unterzogen. «Wir haben einen klaren, schriftlichen Auftrag vom RAV Zürich, in dem wir uns verpflichtet haben, Qualifizierungsmassnahmen für bestimmte arbeitslose Stellensuchende durchzuführen. Unser Erfolg wird danach bemessen, ob wir die zielgruppenspezifische Qualifizierung für ein definiertes Ziel erbringen und ob dabei alle Abläufe optimal strukturiert sind. Die Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt ist hingegen Sache der
Regionalen Arbeitsvermittlungszentren.»
«Wenn wir Qualität aus der Perspektive unserer Kunden betrachten, dann ist letztendlich die Zufriedenheit unserer Klienten der Gradmesser unserer Qualität», doppelt Alice Müller nach, auch sie Geschäftsleitungsmitglied der KAP Winterthur. «Und als Klienten haben wir nicht nur die Bedürfnisse der Programmteilnehmenden zu verfolgen, sondern ebenso jene der Regionalen Arbeitsvermittlungszentren.»
Und damit sind wir mitten im Konzept des SVOAM-Modells. Der Schweizerische Verband der Organisatoren von Arbeitsmarktmassnahmen (SVOAM) macht sich seit seiner Gründung im Jahre 1997 für die Qualitätssicherung seiner 140 Mitglieder und von deren Programmen stark. Die SVOAM-Norm 2005, die als Messlatte der Qualität von der KAP Winterthur dient, wurde spezifisch für PvB entwickelt und basiert auf Erfahrungen aus der Praxis der Programmanbieter sowie den Erfordernissen der RAV.
Da nicht die Programme, sondern die Anbieter zertifiziert werden, werden drei Ebenen untersucht: die Organisationsebene, der Programmbereich und die Programmteilnehmenden. Dabei geht es um das
Selbstverständnis der Organisation, die Systematik der Abläufe sowie den Bedarf und die Ziele der Leistungen. Sodann muss geklärt werden, für wen die Leistungen wie und mit welchen Mitteln erbracht werden. Und schliesslich muss dokumentiert werden, welche Qualifizierung erzielt werden soll.

Qualitätssicherung erfordert Weiterbildung

Nachdem sich die KAP Winterthur 2003 für eine SVOAM-Zertifizierung entschieden hatte, bedeutete dies für sie erst einmal, Berge von Dokumenten zusammenzustellen, um alle Prozesse und Abläufe für die externen Auditoren nachvollziehbar zu machen. Im gleichen Jahr holte sich die sechsköpfige Geschäftsleitung in einer dreitägigen Weiterbildung das erste theoretische Rüstzeug für den Auditierungsprozess. Mitarbeiterschulungen folgten, denn Qualitätssicherung ist ein Prozess, der von allen Beteiligten gelebt werden muss. 2005 schliesslich war wiederum die Geschäftsleitung mit einer Weiterbildung an der Reihe.
Und im Juni 2006 war es dann endlich so weit. In jenem Monat konnten alle Unterlagen der Schweizerischen Vereinigung für Qualitäts- und Managementsysteme (SQS) übergeben werden. Das in Zollikofen bei Bern ansässige Unternehmen ist derzeit alleiniger Anbieter der SVOAM-Zertifizierung. Jetzt ist für die KAP Winterthur vor allem Geduld angesagt. Erst nach dem eintägigen Programmbesuch der beiden SQS-Auditoren im September kann sie mit einer SVOAM-Zertifizierung rechnen.
Aber wie wahrscheinlich ist die Verleihung des Zertifikats? «Wir rechnen damit, dass wir am Schluss des doch recht aufwändigen Prozesses das SVOAM-Qualitätslabel erhalten werden», geben sich Alice Müller und Mark Haefliger zuversichtlich. «Denn Qualitätssicherung ist etwas, das wir bereits in der Vergangenheit praktiziert haben. Die Zertifizierung ist lediglich ein Blick von aussen und – wie wir hoffen – eine externe Bestätigung, dass alles so läuft, wie es seine Richtigkeit hat.»

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