«der arbeitsmarkt» 07/2005

Ein Kick, damit es Klick macht

Motivationssemester Um die neu bezogenen Räume inmitten von Burgdorf vorzustellen, veranstaltete KICK einen Tag der offenen Tür. Interessierte Besucher erhielten Einblick in die Arbeit mit Jugendlichen, die eine Lehrstelle suchen. 

KICK soll Jugendlichen den entscheidenden Kick geben, damit sie eine Lehrstelle finden und den ersten Schritt in den ersten Arbeitsmarkt schaffen. Das vorübergehende Beschäftigungsprogramm, bei dem das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz (HEKS) als Trägerorganisation wirkt, versteht sich in erster Linie als Motivationssemester. Es besteht seit sieben Jahren.
Die Anforderungen an das KICK sind in den letzten drei Jahren stark gestiegen. Einerseits liegt das an der schwierigen Marktsituation, andererseits an der geringen Frustrationstoleranz und am mangelnden Durchhaltevermögen, die bei vielen Jugendlichen festzustellen sind. Neben schulischen Mängeln kommt häufig ein unstabiles Beziehungsnetz dazu. Rund ein Fünftel der Jugend-lichen im Kanton Bern zwischen 15 und 19 Jahren, die ihre Ausbildung beenden oder abbrechen, können nirgendwo mehr Fuss fassen, erklärt Beat Niklaus, Leiter der Arbeits-marktlichen Massnahmen beco. Elisabeth Zäch, die Gemeinderätin von Burgdorf,
deutet an, welche gesellschaftspolitischen Folgen das hat. Jugendliche, die sich weder in Ausbildung befinden noch eine Überbrückungslösung haben, werden nirgendwo mehr erfasst und verschwinden von der
gesellschaftlichen Bildfläche.

Grösseres Team und neue Räume

Die Arbeit von KICK ist daher Prävention vor sozialem Absturz und Vorbereitung für den Arbeitsmarkt in einem. Das Wichtigste ist, den Jugendlichen eine sinnvolle Tagesstruktur zu geben, sagt Barbara Siegenthaler,
Projektleiterin von KICK. Sie steht einem professionellen Team von acht Leuten vor, das demnächst auf zehn aufgestockt werden soll.
Durch den Umzug aus dem nahe gelegenen Keller in die grösseren Projekträume im zweiten Stock des modernen Postgebäudes an zentraler Lage wird das KICK auch für sein Umfeld sichtbarer. Die Jugendlichen
haben in ihren neuen Räumlichkeiten selber Bodenarbeiten durchgeführt und die Wände gestrichen. Die Einrichtung ist noch im Gange. Auch das Programm sei ausgebaut worden, erläutert Barbara Siegenthaler weiter.
Neu bietet KICK eine Nachbetreuung für Jugendliche aus dem Programm an, die eine Lehrstelle gefunden haben, dort jedoch mit Schwierigkeiten konfrontiert sind. Ebenfalls neu ist das Projekt ANKICK mit dem Ziel
einer besseren sozialen Integration von Jugendlichen mit schwierigem Hintergrund.

Motivation für Jugendliche

In den letzten fünf Jahren sind die Projektplätze von 30 auf 53 angestiegen. Die Auslastung liegt bei über 100 Prozent. Wenn Jugendliche in eine Lehre, Anlehre, ein weiterführendes Praktikum oder in eine Schule vermittelt werden können, gilt das als Erfolg. Die Erfolgsquote liegt bei 70 bis 80 Prozent. Etwa 40 Prozent der Jugendlichen können in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden. Zurzeit absolvieren 16 Jugendliche ein externes Praktikum.
Das ist auch die Anzahl der Betriebe, mit denen KICK zusammenarbeitet. Sie bieten regelmässig die Möglichkeit einer Schnupperlehre an. Zudem erhalten die Jugendlichen an einem halben Tag pro Woche
ein Training, um für Vorstellungsgespräche gerüstet zu sein. Wie dieses aussieht, demonstrieren sie am Tag der offenen Tür gleich selbst.
Im Bewerbungscenter stehen Computer und Telefon, an einer Pinnwand hängen Lehrstellenausschreibungen. Jede und jeder Jugendliche führt ein Bewerbungsdossier, in dem alle Arbeitschritte, Bemühungen,
Bewerbungsbriefe, Lebenslauf, Zeugnisse, Auswertungsformulare und weitere wichtige Informationen gesammelt und bearbeitet werden. Im Schulungsraum kann man auf dem Stundenplan Fächer wie Persönlichkeitsbildung, Allgemeinbildung, Berufswahl-infos, Deutsch und Mathematik lesen. Ein kleiner Test ermöglicht den Besuchern, selbst festzustellen, wie hoch die Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt sind.
Daneben verfügt KICK über ein Atelier, in dem Jugendliche Schmuck, Gürtel und anderes herstellen, sowie über eine Werkstatt, in der Holz und Metall verarbeitet werden. Auch der Tag der offenen Tür wurde von den Jugendlichen geplant und bis hin zum Apérobuffet selbst umgesetzt. Das ehrgeizige Filmprojekt konnte zwar bis zum Tag der offenen Tür noch nicht ganz fertig gestellt werden, aber die Vorbereitungen dazu zeigen bereits das auf, worauf es bei KICK in erster Linie ankommt: Die Jugendlichen zu motivieren.

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