«der arbeitsmarkt» 05/2005

Dringend gesucht: 6000 Praktikumsplätze

Will der Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit gewonnen werden, müssen alle Beteiligten am gleichen Strick ziehen. In einer vom seco koordinierten Aktion werden die Gemeinden wie auch die Arbeitgeber aufgerufen, das Berufspraktikum besser zu nutzen.

Mehrere tausend Jugendliche schliessen Jahr für Jahr ihre Ausbildung der Sekundarstufe II erfolgreich ab. Nach mehrjähriger Ausbildung freuen sie sich, als anerkannte und gefragte Fachkräfte in den regulären Arbeitsmarkt eintreten zu können. Doch für viele wird die Suche nach der ersten Stelle zu einem Spiessrutenlauf. Nach mehreren Bewerbungen und ebenso vielen Absagen schwindet der anfängliche Elan und Optimis-mus dahin. Ende 2004 haben über 22600 Jugendliche im Alter zwischen 20 bis 24 keine Arbeit gefunden. Zurzeit sind über 22800 Jugendliche arbeitslos gemeldet.
Um der erfolglosen Arbeitssuche von Lehrabgängern entgegenzuwirken, bietet die Arbeitslosenversicherung Praktikumsplätze bei privaten Unternehmen und in der öffentlichen Verwaltung an. Mit der Zustimmung des RAV-Beraters kann der Jugendliche im Rahmen eines Praktikums während maximal sechs Monaten erste Berufserfahrungen sammeln. Die Tätigkeiten im Praktikum entsprechen seinen Kompetenzen und Qualifikationen, die er sich während seiner Berufslehre angeeignet hat. Da der Jugendliche während des Praktikums Taggelder erhält, muss der Praktikumsbetrieb weder einen Lohnausweis ausstellen noch einen Arbeitsvertrag mit dem Praktikanten abschliessen. Der Aufwand für die Gemeinde oder das private Unternehmen beschränkt sich also auf die Organisation des Praktikums und dessen Inhalt sowie eine finanzielle Beteiligung von 25 Prozent des Taggeldes, mindestens jedoch 500 Franken pro Monat. Dieser Betrag wird am Ende des Praktikums von der Arbeitslosenversicherung des Jugendlichen dem Praktikumsbetrieb in Rechnung gestellt.
Das Problem ist allerdings, dass es nicht genügend Praktikumsplätze gibt, um der aktuellen Lage und insbesondere dem starken Anstieg der Lehrabgänger im Sommer 2005 gerecht zu werden. Aus diesem Grund werden nun alle Schweizer Gemeinden aufgerufen, zusätzliche Berufspraktikumsplätze zu schaffen. Federführend ist das seco, es wird tatkräftig unterstützt vom VSAA (Verband Schweizerischer Arbeitsämter), dem Schweizerischen Gemeindeverband und dem Schweizerischen Städteverband.
Aber nicht nur die Gemeinden können neue Praktikumsplätze schaffen. So richtet sich der Aufruf auch an die Arbeitgeber der Schweiz mit der Bitte, ihre Unternehmen nach möglichen Einsatzorten für Praktikanten zu durchleuchten und diese dann dem zuständigen RAV oder dem kantonalen Arbeitsamt mittels eines Formulars zu melden.
Das Ziel aller an der Aktion Beteiligten ist, im Jahr 2005 für insgesamt 6000 Jugendliche einen Praktikumsplatz anbieten zu können. Das bedeutete im Vergleich zu 2004 eine Verdopplung der Anzahl Jugendlicher, die erste Berufserfahrungen im Rahmen eines Berufspraktikums sammeln könnten. Es wäre ein schöner und wichtiger Erfolg.

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