«der arbeitsmarkt» 10/2004

Die Mutmacher von St. Gallen

Die Ostschweizer Bildungs-Ausstellung (OBA) wird immer mehr zum Treffpunkt stellensuchender Jugendlicher. Erstmals beteiligten sich dieses Jahr auch die RAVs.

«Rote Karte!», ruft der jugendliche Schiedsrichter. «Undeutliche Aussprache und krumme Haltung gibt es beim Vorstellungsgespräch nicht.» Damit erntet er jedoch keine Pfiffe, sondern tosenden Applaus. Und die zwei Schauspielerinnen, die die Szenen aus Vorstellungsgesprächen nachstellten, verbeugen sich mit geröteten Wangen.
Wie muss ich mich beim Bewerbungsgespräch verhalten? Wie bereite ich mich vor, und was muss ich mitbringen? Das sind Fragen, die stellensuchende Jugendliche beschäftigen. Das Team der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung der Kantone Appenzell Ausserrhoden, St.Gallen und Thurgau beantwortet sie zusammen mit dem Theater tillout im vergnüglichen Rahmen auf der Bühne.
Lust auf Theater, Lust auf Bildung: 22800 Personen, darunter 14300 Jugendliche, besuchten die Ostschweizer Bildungs-Ausstellung in St.Gallen, die in diesem Spätsommer zum elften Mal stattfand. Etwa 200 Aussteller präsentierten rund 1000 Angebote für die berufliche Erstausbildung und Weiterbildung. Erstmals gab es eine separate Halle für Erwachsenenbildung. Das vielfältige Rahmenprogramm wurde durch diverse Veranstaltungen, Diskussionen, Foren und Sonderschauen rund um Bildung ergänzt.
Dabei ist das Theaterstück über das Vorstellungsgespräch nicht der einzige Höhepunkt. Viele weitere Präsentationen bereichern die Messe, so zum Beispiel das Projekt «YES», die «Young Enterprise Switzerland». Acht Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Trogen haben eine winzige reale Unternehmung gegründet, die Firma AIR-Tours AG. Das Team gibt eine spezielle Wanderkarte für die Region heraus und
präsentiert sie an einem Stand, den es mit einer weiteren Jungfirma aus Schiers teilt. «Unser Ziel ist, dass mehr Junge Unternehmen gründen und so gleichzeitig mehr Lehrstellen entstehen», erklärt der 18-jährige Geschäftsführer Florian Ehrbar aus Herisau.
Für den Kantonsschüler zählen die mangelnden Lehrstellen zu den drängendsten Problemen der Gegenwart. Dieser Meinung sind offenbar auch die Organisatoren der OBA. Jedenfalls bildet die Lehrstellenproblematik dieses Jahr ein Schwerpunktthema, propagiert wird unter anderem die Aktion «Neue Lehrstellen schaffen: Wir machen mit». An jenem Stand wird das Publikum motiviert, selbst auf «Lehrstellenvermittlung» zu gehen.
Dass die Jungen einen Job wollen, zeigt sich an der diesjährigen OBA ganz klar: Der Raum, in dem der Erwachsenenbildner Tore Grindheim das Referat «Effiziente Jobsuche – aber wie?» hält, wird von Jugendlichen regelrecht gestürmt. Jede und jeder will wissen, wo es Informationen zur Jobsuche zu finden gibt. Leider reicht die Zeit nicht, alle Fragen zu beantworten.
Doch die Jugendlichen wollen nicht nur zuhören, sondern gleich selbst Hand anlegen. Ob Dentalhygieniker, Dachdecker, Maurer, Schreiner oder Bäcker – die Jugendlichen werden an der OBA von engagierten und aufgestellten Lehrlingen in die «Berufsgeheimnisse» eingeführt.
Das sankt-gallische Amt für Arbeit wieder-um präsentiert zusammen mit 27 Anbietern verschiedene Möglichkeiten für Erwerbslose. Mit dabei ist unter anderem «Dusanka Grosin», eine Erwachsenenbildung für Fremdsprachige, die Standortbestimmungs- und Bewerbungskurse für Arbeitslose der bosnischen, serbischen, mazedonischen und slowenischen Sprachgruppe anbietet. Das «Balance Netz» St.Gallen stellt seine Kurse zur Beratung für erwerbslose und stellensuchende Kaderfrauen vor. Auch die Übungsfirma der Klubschule Migros St.Gallen, «Bear International», und das Projekt «fit4job» für arbeitslose Jugendliche überzeugen mit ihrer Präsentation. Ziel des gemeinsamen Auftrittes ist es, den Besuchern die Aufgabe und den öffentlichen Auftrag des Amtes für Arbeit näher zu bringen.
Die RAVs sind übrigens erstmals an der Messe vertreten. «Unser Ziel ist, den Leuten, die auf uns angewiesen sind, für die Zukunft Mut zu machen», erklärt Walter Sohm vom RAV Rapperswil. Das gelingt nicht nur
an diesem Stand. Mut hat uns die ganze 11. Ostschweizer Bildungs-Ausstellung gemacht.

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