«der arbeitsmarkt» 03/2006

Der Vermittler zwischen Vergangenheit und Zukunft

Freizeitpark Mit dem Mystery Park bei Interlaken initiierte
Erich von Däniken 2003 ein einmaliges und ehrgeiziges Projekt. Trotz dessen ernster finanzieller Lage gibt sich der Bestseller-autor im Gespräch mit dem «arbeitsmarkt» zuversichtlich.

der arbeitsmarkt: Herr von Däniken, wie fühlen Sie sich angesichts der finanziellen Krise Ihres Parks?
Erich von Däniken: Sehen Sie, das ganze Leben besteht aus Hochs und Tiefs. Natürlich bin ich betroffen, wie es momentan mit unseren Besucherzahlen aussieht. Aber man darf nicht vergessen, dass wir seit der Eröffnung 900000 Besucher gezählt haben. In den Wintermonaten ist es einfach schwierig; die Touristen bleiben Interlaken fern, und die Hotels sind fast leer. Jetzt liegt es an uns, das Angebot zu verbessern, damit die Leute kommen.

Wie sieht denn ein besseres Angebot Ihrer Meinung nach aus?
Wir haben heute schon viele interessante Rätsel. Es schwirren aber noch einige Ideen in meinem Kopf herum, die sich im Park umsetzen liessen. Wussten Sie, dass in Ägypten ein riesiger Sarkophag in einem tiefen Brunnen versteckt liegt? Über Weihnachten habe ich mir das angeschaut. In diesem steinernen Koloss sind zertrümmerte Knochen in Asphalt gegossen. Das ist doch merkwürdig: Die Ägypter glaubten an die Wiedergeburt. Weshalb sollten sie allerlei Knochen zertrümmern? Und warum in aller Welt benutzten sie Teer statt der üblichen Balsamierungsmethoden?

Wie würden Sie sich fühlen, wenn der Park schliessen müsste?
Ich wäre sehr enttäuscht. Aber ehrlich gesagt, glaube ich, dass der Park in irgendeiner Form weiter bestehen wird. Ob er künftig mit Achterbahnen oder einer Tropenidylle ergänzt wird, ist mir wurscht. Hauptsache, ich kann den Besuchern diese tollen Rätsel zeigen, die uns die Erde bereithält. Das Publikum soll das Staunen lernen!

Inwiefern hat der Standort eines Parks Einfluss auf die Besucherzahl? Ist der Mystery Park gut gelegen?
Es gibt keinen besseren Ort für den Mystery Park. Eingebettet in eine wunderschöne Landschaft und in eine florierende Tourismusregion, ist der Park eine Bereicherung für alle. Es lohnt sich, ein paar Tage hier zu bleiben. Man kann in die Berge fahren, eine Schifffahrt auf dem See machen oder den Mystery Park besuchen.

Wo steht der Mystery Park in der Tourismusregion Berner Oberland?
Der Park steht keinesfalls in Konkurrenz mit anderen Tourismusattraktionen. Wir sehen uns alle als Partner. Was machen die Touristen bei schlechtem Wetter? Sie können in unseren überdachten Park kommen. In einer ersten Phase zielen wir bei ausländischen Touristen auf jene, die schon in Interlaken sind. In einer zweiten Phase wird mancher wegen des Parks in die Schweiz nach Interlaken kommen. Davon können die ganze Tourismusregion und auch die Schweiz profitieren.

Und die Schweizer Gäste? Einigen scheint nach dem ersten Besuch die Lust nach mehr vergangen zu sein.

(Schüttelt vehement den Kopf.) Das sehe ich anders. Wir haben viele Schweizer Gäste, die mehrmals den Park besuchen und einen Besuch im Park mit einem schönen Tagesausflug verbinden. Sicherlich gibt es noch Verbesserungspotenzial.

Zum Beispiel der Eintrittspreis?
Der ist eindeutig zu hoch. Zwar haben wir jetzt auch spezielle Familienangebote, aber der Basispreis ist zu hoch. Da hat das Management versagt. Wissen Sie, ich habe mit Zahlen nix am Hut, da blicke ich nicht durch. Dafür haben wir fähige Leute. Und ich bin sicher, dass diese, wie auch ich, viel dazulernen werden.

Nicht wenige Park-Besucher bemängeln den fehlenden wissenschaftlichen Background. Sie erwarten Antworten.

Es geht mir überhaupt nicht um das Liefern von Antworten. Ich will die Leute zum Nachdenken anregen. Nehmen wir zum Beispiel die Steinzeichnungen von Nazca in Peru. Das ist doch fantastisch, wie sich diese riesigen Zeichnungen über die Gebirgszüge und Hochplateaus ziehen. Und die Figuren sind nur aus der Luft zu erkennen. Wie gesagt: Das Publikum soll das Staunen lernen!

Hat ein Mystery Park in der modernen Freizeitgesellschaft überhaupt noch Platz?
Die Zeiten sind in der Tat schwieriger geworden. Aber nur schon die Thematik der Rätsel und Mythen dieser Erde hat eine unvorstellbare Anziehungskraft. Das Interesse am Mystischen ist ein Milliardenmarkt. Mit multimedialen Shows und neuen Ideen können wir dem Publikum etwas bieten. Mit unserem Park sind wir weltweit einmalig, das muss sich halt erst noch herumsprechen. Mein Ziel ist es auch, den Mystery Park und Interlaken mit dem World Mystery Forum zu einem Mekka für Mystery-Fans zu formen. Gelingt uns das, wird unser Park weltweit in aller Munde sein.

Was verstehen Sie unter dem Begriff Freizeitindustrie?
Angebote verschiedenster Art, die den Menschen in ihrer Freizeit Vergnügen bereiten. Das Anhängsel Industrie bedeutet auch Geld, denn man will ja auch etwas verdienen. Früher gingen wir einfach nach draussen in die Natur. Da hatten wir sonst nix. Heutzutage gibt es so viele Sachen: Fernsehen, Kino, Vergnügungsparks und was weiss ich noch alles. Das Freizeitangebot ist heute so vielfältig, dass man sich als Anbieter eines Freizeitvergnügens wie des Mystery Parks stets auf dem neusten Stand halten muss.

Was heisst das konkret?
Waren Sie schon im Themenbereich Nazca? Das müssen Sie gesehen haben. Wir setzen allgemein auf eine multimediale Präsentation der Rätsel. Licht- und Lasereffekte und eine neue Art Kino: Das wollen die Besucher heutzutage sehen.

Wie wird das Freizeitverhalten in Zukunft aussehen?
Ich bin natürlich kein Orakel. Fakt ist, dass die Freizeit für die Menschen immer wichtiger wird. Die Angebote werden wohl kurzfristig zahlreicher. Langfristig wird nur bestehen, wer Qualität und Innovationen liefert. Mit dem Mystery Park haben wir genügend Potenzial, um den wachsenden Ansprüchen gerecht zu werden.

Sie haben hier oben in der Kugel des Parks eine Art Schrein Ihres Schaffens eingerichtet. Stellen Sie sich gerne in den Vordergrund?
Im Verlauf meiner Karriere wurde ich mir der Aufmerksamkeit bewusst, die mir dank meiner Bücher geschenkt wurde. Ich würde es wohl als «missionarischen Eifer ohne Rechthaberei» bezeichnen. 994 Bücher in allen Sprachen sind dort oben ausgestellt. Das müssen Sie unbedingt gesehen haben.

Sie werden bald 71 Jahre alt. Ihr Enthusiasmus scheint nicht nachgelassen zu haben.

Der Enthusiasmus ist mein Antrieb. Solange ich mich noch fit fühle, werde ich mich für meine Projekte engagieren.

Angenommen, Sie begegnen einem Ausserirdischen. Was würden Sie ihn fragen?

«Was ist Gott?» Bei dieser Frage erhoffe ich mir die Antwort auf den Ursprung des Lebens. Als Zweites würde ich ihn fragen, ob er oder sie schon mal auf der Erde war. «Wenn ja, wann wart ihr wo und was habt ihr da so gemacht?»

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