«der arbeitsmarkt» 12/2006

Das mobile Klassenzimmer

An der diesjährigen Fachmesse Worlddidac in Basel
bestätigte es sich: Computer und Internet sind aus der Schule nicht mehr wegzudenken.

PC, Drucker, Scanner und Beamer im Klassenzimmer sind nicht Fiktion, sondern Realität, ist Liliane Chappuis vom Schweizerischen Bildungsserver educa.ch überzeugt: «Wir leben im Jahr 2006. Die Technik ist in
allen Schulstufen auf der Überholspur.»
Um dies zu beweisen, wandte sich die Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen (SFIB) Ende Oktober anlässlich der Worlddidac in Basel mit einem grossen Stand an die Öffentlichkeit. An der internationalen Bildungsmesse präsentierte die SFIB die Sonderausstellung «Schule im Netz», wobei sie von zahlreichen Software- und Hardware-Produzenten unterstützt wurde. Und die Aktion machte durchaus Sinn: Fast 5000 Schulzimmer hängen schon am Internet – und dies nicht zum Chatten, Flirten oder Gamen. «Wir bilden uns weiter mit dem Netz», meint die Stellvertretende Direktorin der SFIB.
Das fängt schon im Kindergarten an. Eine Kindergärtnerin behandelt zum Beispiel das Wochenthema Tiere in Afrika. Mit dem Internet reist die Klasse der Schulvorstufe in den südlichen Kontinent. Mittels einer Webcam können Löwen und Elefanten in ihrem ursprünglichen Umfeld beobachtet werden. Dazu kommt Lernsoftware. Zwar können die Kleinsten noch nicht lesen und schreiben, aber mit der Maus gehen sie geschickter um als mancher Erwachsene.
Von der Primarschule bis zur Beendigung der obligatorischen Schulzeit ist der PC erst recht nicht mehr wegzudenken. Hier mal rasch eine PowerPoint-Präsentation, da eine Excel-Kalkulation – von Genf bis Schaffhausen, von Basel bis ins Tessin. Ohne Internet geht es gar nicht mehr. Über 300000 Schüler sind bei educanet.ch gemeldet. Diese Plattform wird für Information, Kommunikation und Kooperation von verschiedenen Lehr- und Lernszenarien innerhalb einer einzigen Bildungsinstitution oder zwischen verschiedenen Institutionen genutzt. Kurz: Schüler beziehen über diese Plattform Informationen von ihren Lehrern und verarbeiten diese am Schul- oder am privaten PC.
Dabei können Lehrer allen Schülern gleichzeitig ein neues Dokument mailen. Dazu meint Liliane Chappuis: «Es ist doch praktisch, wenn ein Lehrer in der Prüfungsvorbereitung einen Test vom Vorjahr weiterleiten kann.» Selbstverständlich gibt es auch Agendaeinträge für ganze Klassen. Und die Schüler können sich auf educanet untereinander austauschen. «Es gibt auch einen Chatroom. Darüber bereiten sich Schüler gemeinsam auf Prüfungen vor oder tauschen sich über Wissensfragen aus.»
Der Computer soll in erster Linie als pädagogisches Werkzeug verstanden werden, das zum Erreichen eines bestimmten Lernziels genutzt wird. Die Swisscom ist seit fünf Jahren mit ihrem Programm «Schulen ans Netz» aktiv. Michael In Albon, Leiter Schul-Service: «Wir nehmen unsere gesellschaftspolitischen Interessen wahr. Die Kantone kostet die Dienstleistung nichts, uns kostet sie rund 40 Millionen», rechnet der Swisscom-Manager vor. Der Imagegewinn ist bei diesem Programm nicht messbar, dürfte aber in dieser Höhe angesiedelt sein.
Auch andere Firmen engagieren sich fürs elektronische Klassenzimmer. Der PC-Hersteller Dell offeriert dem Lehrpersonal einen neuen Computer tief unter dem Verkaufspreis. «Wir möchten Partner der Schulen sein», meinte eine Dell-Vertreterin an der Fachmesse Worlddidac in Basel. Diesen Weg will auch Software-Hersteller Microsoft gehen. Ein Office-Paket kostete für die Lehrerschaft an der Messe gegenüber den Ladenpreisen einen «Klacks».

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