Wuff. Waschen, föhnen, schneiden bitte.
Ja, auch Hunde und Katzen haben Coiffeurtermine. Zum Beispiel bei Michaela Burgener (43). Sie sorgt für tierisches Wohlbefinden in Wohlen (AG).
Rund 15 000 Coiffeursalons für Menschen gibt es in der Schweiz. Etwa 500 sind es für Vierbeiner. An prominenter Lage in Wohlen arbeitet Michaela Burgener seit einigen Monaten als Coiffeuse im «Hundesalon Besser». Die dreijährige Ausbildung hat sie schon mit 19 Jahren abgeschlossen. Das verlangte Wissen hat es in sich. Rassekunde, Anatomie, Krankheitsbilder, Tierpsychologie und Ernährung sind einige der wichtigen Fächer. Auch wenn sie nach der Ausbildung andere Anstellungen hatte, ist sie den Hundenasen und Katzenpfoten immer treu geblieben und hat dank der eigenen Hunde die Routine im Job immer behalten.
Hunde sind hier Kunden
Viel Übung, viel Tierliebe und viel Wissen braucht es dazu. Das sieht und spürt man. Michaela geht mit den ihr anvertrauten Tieren so locker um, als seien es ihre eigenen. Berührungsängste kennt sie keine, und die Geduld für die Vierbeiner scheint sie sowieso im Blut zu haben. «Jede Rasse hat ihre Eigenheiten, und ich nehme jeden Hund einfach genau so, wie er ist. Er darf frech sein, und er darf auch austesten, wo die Grenzen liegen. Dies ist vor allem bei jungen Hunden und bei Hunden, die zum ersten Mal hier sind, sehr wichtig. Sie sollen ein positives Erlebnis haben.» Dies erzählt sie uns in einer kurzen Pause zwischen zwei Terminen, denn während der Arbeit ist sie konzentriert und voll und ganz in die Arbeit vertieft.
Das Beautyprogramm verlangt vollen Einsatz
Während die eine Hand mit der Schermaschine oder Schere präzise das Fellkleid kürzt, lenkt die andere Hand geschickt den Hund und seine Bewegungen. Parallel dazu spricht sie mit ihm liebevoll, lobt, fordert auch, hebt Pfoten hoch, hält die Schnauze zu und animiert dazu, schön brav und ruhig zu bleiben. Sie kennt Hunde gut genug und weiss genau, welchen Grad an Nervosität diese ertragen und wann es allenfalls zu viel wird. Das Beautyprogramm ist mit Waschen, Unterhaarausbürsten und einem Haarschnitt allerdings noch lange nicht erfüllt. Weitere Leistungen wie Krallenkürzen, Pfotenpflege, Ohr- und allenfalls Zahnhygiene kommen dazu, Beratungsgespräche mit den Hundehaltern sowieso.
Dafür braucht es Zeit. Eineinhalb bis zwei Stunden für eine tiergerechte und stressfreie Rundumbehandlung gehören bei Michaela zum üblichen Rahmen. Länger wäre meist zu viel. Zuviel sind auch Kundenwünsche, die sich gegen das Tierwohl richten, wie etwa Färben oder Dauerwellen. Solche Anliegen sind hier tabu.
Was gefällt Michaela am besten an ihrer Arbeit? Lange braucht sie nicht für die Antwort.
«Es macht mich glücklich, wenn ich einen zufriedenen Kunden vor mir habe, einen, der entspannt und befreit ist.» Womit sie den Hund meint und nicht etwa den Besitzer.
Kurze Pause. Zurückrufen und neue Termine vereinbaren, den Behandlungsplatz reinigen, einen Schluck Kaffee trinken und die vielen Haare auf der Arbeitskleidung wegbürsten. Oder wenn es wirklich schlimm juckt, reicht die Zeit für einen Kleiderwechsel.
Dann ist schon der nächste Kunde da. Ein unaufgeregter Königspudel. Wie schön.