28.05.2015
TEXT: Tomas HricoFOTO: Tomas Hrico

Peter Gasser kennt seine Mineraliensammlung und verliert nie den Überblick.

Mineralienhändler

Steinige Suche

Viele der Steine, die er in seinem Laden verkauft, hat Peter Gasser selber gefunden. Die Kristalle, Sugilithe oder Dumortierite, für die Kunden sogar aus dem Ausland anreisen, sind ihm weit mehr als dekorative Objekte.

Mineralien, wohin das Auge schaut, darunter Quarze, Amethyste und Achate unterschiedlicher Grösse stehen auf der Veranda vor dem Geschäftseingang. Doch der Mineralienshop «Adular» in Frauenkappelen (BE) hat weitaus mehr zu bieten. Drinnen lassen über 200 Sorten facettenreicher Steine das Herz eines jeden Sammlers höher schlagen. Die Steine stehen in Glasvitrinen, auf Regalen oder werden auf Tischen zur Schau gestellt. Allesamt beschriftet, damit auch Laien sehen können, mit welcher Gesteinsart sie es zu tun haben.

Prachtexemplar von 800 Kilo

«Viele unserer Steine kaufen wir an den jährlich stattfindenden Mineralienmessen ein. Vor allem in München, an der grössten und wichtigsten Messe für Mineralien, Edelsteine und Fossilien Europas», erzählt «Adular»-Besitzer Peter Gasser. «Und ich sammle selbst.»

Zu seinen Funden zählt er den in Deutschland vorkommenden Baryt aus der Mineralklasse der Sulfate oder den schwarzen Schieferstein mit kleineren Anteilen an Pyrit, auffindbar in der Lütschine, einem Fluss im Berner Oberland.

«Worauf ich sehr stolz bin: Ein prächtiger Fund – ein grosser gelber Calcit von 800 Kilogramm und 90 Zentimeter Durchmesser – gelang mir am Stockhorn im Berner Oberland.» Die Stockhornbahn hat ihn Peter Gasser abgekauft. Gegenwärtig ist er in einer Vitrine im Tunnel auf dem Stockhorn ausgestellt.

Das Prachtexemplar: Peter Gasser posiert mit dem 800 Kilogramm schweren Calcit, der in einem Tunnel der Stockhornbahn im Berner Oberland ausgestellt ist.Foto: zVg

Der Mineralienenthusiast sucht vor allem rund um den Grimselpass in den Berner Alpen. Die exakten Fundorte verrät der 49-Jährige nicht. Schliesslich sollen Interessenten und Sammler nicht dorthin, sondern in seinen Laden strömen. Mehrere Mineraliensorten kommen im Binntal im Wallis vor. Dort gibt es Bergkristalle, Hämatite, Magnetite und Rutile.

Schätze zum Greifen nah

Schon seit seiner Jugend verspürte Peter Gasser eine tiefe Verbundenheit zu allen möglichen Gesteinsarten. Nicht zuletzt, weil er in Lungern (OW) in den Alpen aufwuchs. Mit 24 Jahren fing er an, in den heimatlichen Bergen nach Kristallen zu suchen – als einziger von sieben Geschwistern. Bis heute, 25 Jahre später, ist Peter Gasser als Mineraliensucher – Fachleute sprechen von «Strahlern» – unterwegs, hauptsächlich im Schweizer Alpenraum.

Auf die Idee, ein Mineraliengeschäft zu gründen, kam der gelernte Koch während seiner Tätigkeit im Restaurant eines Hotels. Damals konnte er seine Kristallsammlung erfolgreich verkaufen, was ihn dazu ermutigte, ein eigenes Mineraliengeschäft zu gründen.

Zehn Jahre sind mittlerweile vergangen, und seine Mineralienkollektion ist zu einer beachtlichen Grösse von mehreren Tausend Exemplaren herangewachsen. Zusammen mit seiner Lebenspartnerin verkauft er im «Adular» Steine an Privatpersonen aus dem In- und Ausland. Darunter sowohl fachkundige Sammler als auch Personen, welche die besonderen Steine als Souvenir schätzen.

Die Kraft der Steine

Nebst Struktur und Konsistenz faszinieren Peter Gasser insbesondere die den Mineralien nachgesagten heilenden Wirkungen. Er hat zahlreiche Bücher über Steinheilkunde gelesen und erzählt, er habe die Begabung, bestimmte Energien der Steine zu spüren. «Ich kann einem Besucher auf Wunsch sagen, welcher Stein zu ihm passt und seine Gesundheit fördert.»

Die Prospekte von «Adular» beschreiben, welches Mineral wie und wofür einzusetzen ist. Beispielsweise wirkt der Baryt «gegen Strahlung und beseitigt Schmerzen». Der Bergkristall «aktiviert Selbstheilungskräfte und bringt stabile Zustände». Der Schungit wiederum – eine spezielle Erscheinungsform von Kohlenstoff – «normalisiert den Zellstoffwechsel und besitzt eine antiallergische wie schmerzlindernde Wirkung».

Das Geschäft von Peter Gasser und seiner Lebensgefährtin läuft zufriedenstellend. Die beiden bieten seit sieben Jahren regelmässig Seminare, Kurse sowie Vorträge über Steine und ihre Wirkung an. Er freut sich, dass alte Bekannte immer wieder den Laden aufsuchen. «Selbst Einheimische, die ins Ausland ausgewandert sind, kommen häufig zu uns, um sich beraten zu lassen oder Steine zu kaufen.»

Auf die Frage nach seinem Lieblingsstein sagt Peter Gasser, er habe keinen. «Ich betrachte jede einzelne Mineralienart als etwas Besonderes, als ein Wunder der Schöpfung. Jeder Stein hat etwas Anziehendes und Geheimnisvolles an sich sowie eine Kraft, die zum Wohle der Menschen eingesetzt werden sollte.»