06.10.2016
FOTOS UND TEXT: Miró Messerli

Evelyn Krebs führt seit 16 Jahren ihren eigenen Blumenladen.

Mein Tag als

Meisterfloristin und Imageberaterin

Evelyn Krebs ist Inhaberin des Blumenladens «Stil und Stiele» an der Forchstrasse in Zürich. Sie bildet erfolgreich Floristinnen aus, die bei der Abschlussprüfung regelmässig Medaillen mit nach Hause bringen.

«‹Stil und Stiele› – meine eigene Firma eröffnete ich viereinhalb Jahre nach der Lehrabschlussprüfung als Floristin, sechs Jahre später folgte die Auszeichnung als Meisterfloristin. Den täglichen Austausch mit meinen drei Floristinnen und meinen zwei Auszubildenden schätze ich sehr. Um mein Angebot zu erweitern und meine Kundinnen noch differenzierter beraten zu können, absolvierte ich zu Beginn des ersten Geschäftsjahres eine Zweitausbildung als Farb- und Stilberaterin. Daher kommt auch das Wortspiel ‹Stil und Stiele›.

Inspiration für neue Kreationen finde ich auf Reisen, wo ich mich intensiv für andere Kulturen und Kunst interessiere. Im fachlichen und unternehmerischen Bereich erhöhe ich mein Wissen durch Fortbildungen wie zum Beispiel gegenwärtig als Gestaltungspädagogin. Ich gebe mein Wissen in Weiterbildungskursen an Interessierte und während Berufsbildnertagungen an Fachleute weiter.

Als Firmeninhaberin habe ich das Privileg, dass ich die Blumen anbieten kann, die mir gut gefallen. Viel Wert lege ich auf saisonale Blumen, die regional produziert werden. Am Morgen früh erledige ich den Einkauf. Wir haben einige Lieferanten, die im Kanton Zürich eine Gärtnerei betreiben. Sie liefern die Schnittblumen direkt in unseren Laden. Die Blumen werden anschliessend von unserem Team fachgerecht für den Verkauf und die Weiterverarbeitung gerüstet und eingestellt.

360º – Blumengeschäft «Stil und Stiele» in Zürich.

Blüten – Pflanzen – Accessoires – Schmuck. Panorama: Miró Messerli
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Mein Anspruch an meinen Laden ist hoch. Ich bin die Impulsgeberin für das ganze Team. Die Ausbildung der Lernenden übernehme ich zusammen mit meinen Mitarbeiterinnen. Wir vermitteln ihnen bei der täglichen Arbeit unser hohes Niveau. Wir fördern und fordern die Lernenden von Anfang an, damit sie bereits ab dem zweiten Lehrjahr das Erlernte an jüngere Nachfolgerinnen weitergeben können.

Aus dieser Firmenphilosophie resultieren regelmässig sehr gute Abschlüsse. In diesem Frühling erzielten meine zwei Lernenden im kantonalen Qualifikationsverfahren, das früher Lehrabschlussprüfung hiess, eine Gold- und eine Bronzemedaille. Vor zwei Jahren wurde eine Lehrabgängerin an den Schweizer Berufsmeisterschaften SwissSkills mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

Unser Blumenladen ist bei jungen Menschen, die den Beruf der Floristin erlernen wollen, bekannt. So erhalten wir viele Bewerbungen. Wir haben ein mehrstufiges Auswahlverfahren, da es für uns wichtig ist, dass die Lernenden gut zu unserem Team passen.
Die Ausbildung zur Floristin mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis dauert drei Jahre. Während der Ausbildung bietet die Berufsfachschule zusätzliche Vertiefungskurse an, und es stehen spannende externe Workshops zur Auswahl. Unsere Lernenden waren kürzlich bei Annette Kamping, einer deutschen Meisterfloristin, an einem eintägigen Workshop und werden demnächst bei einem Schweizer Meisterfloristen einen Adventsworkshop besuchen.

Neben dem normalen Blumenladenalltag gestalte ich für meine Kunden Dekorationen zu Themen wie Liebe, Abschied oder zu speziellen Events. Bei einer Hochzeit binden wir für die Braut einen Strauss, der Bräutigam erhält einen passenden Anstecker. Diese Klassiker gehören ebenso zu unserem Angebot wie das komplette Styling einer Hochzeit. Für diese Tätigkeit bin ich tageweise mit den Kunden unterwegs, um die Örtlichkeiten zu besichtigen und die Abläufe zu besprechen.

Der_Brautstrauss

Evelyn Krebs gestaltet einen Brautstrauss in Pastelltönen. Video: Miró Messerli

Im Bereich Farb- und Stilberatungen gebe ich jungen Menschen, die ins Berufsleben einsteigen, Tipps für ein Bewerbungsgespräch. Ich begleite Personen, die in einer beruflichen oder privaten Veränderung stehen, und analysiere mit ihnen zusammen die vorhandene Kleiderkollektion, um in einem zweiten Schritt neue Akzente setzen zu können.

Pro Monat leite ich zwischen drei und sieben Kreativkurse, die meisten finden abends in meinem Blumenladen zu verschiedenen Themen statt. Ab und zu führt die Kurse eine Mitarbeiterin, eine Lernende unterstützt mich jeweils am Samstagnachmittag beim Kinderkurs. An kursfreien Abenden erledige ich die Buchhaltung, und im Moment bereite ich mich auf die Diplomprüfung als Gestaltungspädagogin vor.
Mit vielen Kursbesucherinnen bin ich mittlerweile befreundet, da sie schon seit 16 Jahren zu mir kommen. Es entstehen persönliche Beziehungen, was ich sehr schätze. Ich lerne meine Kundinnen – Männer sind selten anzutreffen – in den zweistündigen Kursen besser kennen und habe einen anderen Bezug zu ihnen als zur täglichen Laufkundschaft.

Das Konzept meines Ladens sieht bewusst vor, dass Kunden bei mir Blumen kaufen, einen Kurs besuchen und bei gegenseitiger Sympathie eine Farb- und Stilberatung buchen können.

Meine liebste Tätigkeit aus meiner breiten Angebotspalette ist das gemeinsame Arbeiten mit Menschen, seien es meine Mitarbeiterinnen, Lernenden, Kursbesucherinnen oder meine Eltern, die beide in meiner Firma aktiv mittun. Mein Vater Martin Krebs betreut zweimal wöchentlich den Blumenstand auf dem Bürkliplatzmarkt in Zürich, wo er die am Vortag produzierten Blumensträusse und Gestecke verkauft, und meine Mutter Evy Krebs unterstützt uns im Bereich Dekorationen mit ihrem Schneider- und Allerweltsatelier.»

Impressionen_aus_Evelyn_Krebs_Blumenladen_Stil_und_Stiele.

Video: Miró Messerli