01.11.2016

Im Umgang mit Social Media lauern versteckte Gefahren und Risiken.

Vernetzte Realität

Bewusster mit Social Media umgehen

Social Media sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, und auch im Berufsleben spielen soziale Netzwerke eine immer grössere Rolle. Doch haben sie auch Schattenseiten.

Antonia schwimmt gegen den Strom. Sie hat auf keiner der Social-Media-Plattformen ein Profil. Vor ein paar Jahren war das noch nicht so. Gerne präsentierte sie sich in sozialen Netzwerken, schrieb Kommentare, teilte Bilder und sammelte Kontakte am laufenden Band.

Diese Zurschaustellung ihres Lebens in der digitalen Welt wurde ihr zum Verhängnis. Ein Verehrer überhäufte sie mit Liebesbotschaften und Annäherungsversuchen, die in bedrohlichem Stalking gipfelten. Antonia traute sich erst wieder auf die Strasse, als der Stalker wegen Nötigung und Hausfriedensbruch gefasst war. Ihre Profile hat sie danach alle gelöscht und will seitdem nichts mehr mit Social Media zu tun haben.

Vernetzt im World Wide Web

Über Fälle wie diesen berichten die Medien zuhauf. Sie zeigen die hässliche Fratze der sozialen Netzwerke, wozu neben Stalking auch Mobbing, sektenähnliche Gemeinschaften oder Anstiftung zur Gewalttätigkeit zählen. Social Media gehören heute wie selbstverständlich zu unserem Leben, doch machen wir uns zu wenig Gedanken über ihre Schattenseiten. Wir schätzen die interaktive und einfache Art der Kommunikation. Rasend schnell verbreiten sich wichtige Nachrichten, und jeder kann sofort darauf reagieren. Auch für Unternehmen sind unter anderem die direkte Vernetzung mit Kunden und die unkomplizierte Verbreitung von Informationen ein grosser Vorteil.

Präsentationszwang

Soziale Medien helfen nicht nur beim Knüpfen neuer Kontakte, sondern können auch einsam machen. Zum einen besteht das Risiko, sich in der virtuellen Welt zu verlieren. Wer nur noch in sozialen Netzwerken unterwegs ist, vernachlässigt mehr und mehr die realen Kontakte und grenzt sich dadurch aus.

Zum anderen werden viele, die nicht auf Social-Media-Plattformen vernetzt sind, zu Aussenseitern. Insbesondere Jugendliche wie Antonia. Ihre Freunde verbringen Stunden in der virtuellen Welt und tauschen sich darüber aus. Sie will das nicht mehr, steht deswegen unter enormem Druck, dazuzugehören, und fühlt sich ausgegrenzt.

Trotzdem ist ihr der Schutz ihrer Privatsphäre wichtiger, als sich bei Facebook und Co. zu profilieren. Das Risiko, zu viele Informationen über sich selbst ins Netz zu stellen, ist zu hoch. Die Daten können viel zu leicht missbraucht werden oder gelangen möglicherweise in falsche Hände. Soziale Medien dienen schliesslich auch der Selbstdarstellung. Jeder kann sich präsentieren, wie es ihm gefällt – sei es mit einem gefälschten Profil.

Den richtigen Umgang lernen

Wir sollten nicht blind jedem Trend hinterherjagen, sondern Social Media mit gesundem Menschenverstand nutzen. Dazu gehört, uns genau zu überlegen, welches Portal für unsere Zwecke geeignet ist und welche Informationen wir ins Netz stellen. Und vor allem sollten Jugendliche frühzeitig den bewussten Umgang mit Social Media lernen – am besten in der Schule.

Wichtig ist, sich zuerst genau über Facebook und Co. zu informieren. Denn nur wenn ich weiss, wie die Plattformen funktionieren, kann ich mich entsprechend schützen. Auf den meisten Portalen lässt sich zum Beispiel über die Privatsphäreneinstellungen regeln, wer das Profil sehen darf und wer nicht. Ausserdem kann ich mich schützen, indem ich grundsätzlich keine Kontaktanfragen von Menschen akzeptiere, die ich nicht kenne. So habe ich eine gewisse Sicherheit, dass keine Informationen in falsche Hände geraten. Denn bei aller Lockerheit und Offenheit von Social Media sollte die virtuelle Welt nie die Oberhand über unser reales Leben gewinnen.