27.05.2015
TEXT: Robert AltermattFOTO: Stefan Zürrer

Gibt es häufiger als gedacht: langweilige Redner, die schlechte Präsentationen oder Vorträge halten.

Ärgernis langweilige Redner

Robert Altermatt

 

 

 

 

 

 

Robert Altermatt
Journalist «der arbeitsmarkt»

Anlässlich einer Journalistenreise, die ich kürzlich zusammen mit einer bunt gemischten, internationalen Gruppe von Medienschaffenden unternommen habe, kam ich zum wiederholten Mal in den «Genuss» eines in höchstem Mass uninspiriert-langweiligen Referats eines sogenannten «Keynote speakers». Im konkreten Fall handelte es sich beim Redner um einen hohen Repräsentanten eines renommierten, weltweit tätigen Dienstleistungskonzerns. Bereits der allererste Eindruck war alles andere als verheissungsvoll. In einem stickig heissen Konferenzraum hielten die Organisatoren die Journalistenschar bis zum stark verspäteten Eintreffen des Referenten bei gedämpftem Licht und mit leicht säuselnder Hintergrundmusik hin.

Anstatt einen packenden Vortrag zu präsentieren, langweilte der bieder wirkende Manager die Zuhörerschaft mit einer langfädigen und knochentrockenen Unternehmenspräsentation. Dabei scheute er sich nicht, die wissbegierigen Journalisten mit einer nichtssagenden Powerpoint-Präsentation und einem Bombardement an Zahlen und Fakten über die Grösse und Stärke seines Unternehmens abzuspeisen und in den Schlaf zu wiegen. Kurzum: Das Referat war ein Ablöscher sondergleichen. Dabei wäre es so schön gewesen, hätte der Manager doch mit konkreten Neuigkeiten zu Marktumfeld oder zu Geschäftsmodellen aufgewartet, über aktuelle Branchentrends und Herausforderungen gesprochen sowie Auskünfte über Geschäftsgang, Firmenstrategie und anstehende Projekte aus erster Hand gegeben.

Von langweilig bis nervtötend

Manchmal dauern sie nur schlappe zehn Minuten, oftmals jedoch wesentlich länger: Vorträge, Präsentationen oder Reden. Sie sind zweifellos ein wichtiges Element in der heutigen Geschäftswelt. Doch leider sind sie häufig langweilig – und in ganz krassen Fällen schrammt der Referent am eigentlichen Kernthema vollständig vorbei. Dass Vortragende mit blassen Reden ihre Zuhörerschaft ermüden, habe ich als Journalist an unterschiedlichsten Veranstaltungen immer wieder erlebt. Insofern erstaunt es mich nicht, dass etliche Studien belegen, dass Präsentationen und Referate vielerorts als langweilig, einschläfernd oder sogar als nervtötend empfunden werden.

Auftritte und Reden vor einem grösseren Publikum sind nicht jedermanns Sache. Ebenso klar: Nicht jede und jeder ist ein Rhetoriktalent. Doch wer als Redner nur ein wenig Fantasie hat und etwas Kreativität aufwendet, kann solch eher peinliche Situationen vermeiden. Wer ein packendes Referat halten will, ist gut beraten, wenn er seinen Zuhörern einen interessanten Inhalt liefert. Und das geht am Besten, indem der Referent seinen Vortrag sowohl inhaltlich als auch formal schwungvoll und mit viel persönlicher Überzeugungskraft in einer bildhaften, ausdrucksstarken Sprache hält.

Dass es auch anders gehen kann, erlebte ich neulich an einer anderen Veranstaltung. Der Vortragende, CEO eines Industriekonzerns, trat gleich von Beginn weg mit dem Publikum direkt in Kontakt. Die Dramaturgie des Referats war stimmig aufgebaut, die Körpersprache des charismatischen Redners klar und seine Stimme deutlich und gut verständlich. Kam dazu, dass der Referent seinen Vortrag sicher und selbstbewusst in freier Rede hielt. Alle diese Eigenschaften gingen dem weiter oben genannten Konzernmanager völlig ab. Dieser spulte seelenruhig seinen Vortrag mit einer beinahe schon lasziv zur Schau gestellten Lustlosigkeit ab. Schade.