18.10.2017

Cyberkriminalität in der Zukunft

Als im Mai 1989 das erste Kapitel des Mangas «Ghost in the Shell» erschien, legte Masamune Shirow damit einen Meilenstein in der Geschichte des japanischen Comics und Zeichentrickfilms. Der auf dem Manga basierende Film der 1995 unter der Regie von Mamoru Oshii erschien, trug zusammen mit der 1988 erschienenen Verfilmung von «Akira» massgeblich dazu bei, dass die Beliebtheit japanischer Comics international zunahm.
Die Hauptgeschichte des Mangas wurde 2000 zwar abgeschlossen, Shirow veröffentlichte aber zwischen 1991 und 1996 vier Kurzgeschichten, die 2003 in einem Sammelband unter dem Titel «The Ghost in the Shell – Human Error Processor» zusammengefasst wurde und 2005 erstmals auf Deutsch erschien.

Masamune Shirow
The Ghost in the Shell 1.5 – Human Error Processor
Egmont Manga, Berlin, Neuauflage 2017
194 Seiten, Fr. 31.90
ISBN 978-3-7704-9382-1

Hauptakteur dieser Geschichten ist die Sektion 9, eine kleine Eliteeinheit und Unterabteilung der internationalen Krisen- und Rettungskräfte, die auf Einsätze im Inland spezialisiert ist. Die Handlung spielt im Jahr 2031, in einer Zukunft, in der viele Menschen ihre Körper ganz oder teilweise durch künstliche Implantate ersetzt haben. Selbst die Mechanismen des Gehirns konnten kopiert und erweitert werden, wodurch viele Personen ein sogenanntes Cyberbrain besitzen. Damit besteht die Möglichkeit mit seinem eigenen Bewusstsein, dem Ghost, ins digitale Netz einzutauchen. Das führte so weit, dass die künstlichen Hüllen bereits verstorbener Personen durch Fernsteuerung missbraucht wurden. Besonders verheerend ist, wenn dies bei einem namhaften Politiker angewendet wird.

Masamune Shirow zeichnete vor rund 30 Jahren bereits ein derart realistisches Bild der Zukunft, dass der Leser versucht ist, ihm jedes Wort zu glauben. In einer Randnotiz schreibt der Autor deshalb, dass alles in seiner Geschichte erfunden und ein reines Fantasiegebilde sei. Allerdings sind Shirows Recherchen technischer Details so genau, dass er in der Lage war, eigene Schusswaffen zu erfinden, die in der Realität vermutlich funktionieren würden. Genaue Fakten dazu liefert er in seinen ausführlichen Randnotizen, die meist auch amüsante Gedankengänge zu den Figuren enthalten.
Massgebenden Einfluss übte der Kult-Manga auf die Entstehung der Science-Fiction-Trilogie «The Matrix» aus.

Wer über 16 ist und ein Faible für Krimis und Science-Fiction hat, der wird bei diesem Manga zweifelsohne auf seine Kosten kommen. Für die Fans der Animes ist die Lektüre schlicht ein Muss.