21.06.2017

Die Macht, Recht zu ändern

Ist geschriebenes Recht abschliessend, und kann das gerecht sein? Volker Kitz, Jurist, Psychologe und Bestsellerautor, geht dieser Frage auf den Grund. Anhand von neunzehn deutschen Rechtsfällen erklärt er, wie Menschen in der Vergangenheit die Regeln veränderten und welche Auswirkungen dies auf geltendes Recht hat.

Recht soll unser Leben ordnen, gerecht sein, und es soll «glasklar» sein, was der Mensch darf und was nicht. Anhand der beschriebenen Fälle stellt sich heraus, dass Recht veränderlich ist und diese Klarheit dadurch getrübt werden kann.

Volker Kitz

Ich bin, was ich darf

Wie die Gerechtigkeit ins Recht kommt und was Sie damit zu tun haben

Droemer Knaur GmbH & Co KG, München, 2016

272 Seiten, Fr. 18.90

ISBN 978-3-426-78782-3

Der Fall einer Sitzblockade vor einem Sondermunitionslager behandelt den Tatbestand der gewaltsamen Nötigung. Kann eine friedliche Sitzblockade rechtlich als gewaltsam verurteilt werden? Wie ist «Gewalt» denn rechtlich definiert? Die bis dahin geltende Definition sprach nur von körperlicher Gewalt. Damit war die Sitzblockade keine Nötigung. Doch das war nicht gerecht, denn das Militär wurde aufgrund der Blockade daran gehindert, zum Lager zu gelangen. Der Rechtsbegriff «Gewalt» wurde durch diesen Fall neu definiert. Die Neudefinition verwischte jedoch die Grenze, wo Gewalt beginnt und wo sie endet. Der Gewaltbegriff musste in der Folge mehrfach präzisiert werden, damit wieder Klarheit herrscht. Um gerecht zu bleiben, darf Recht also nie festgeschrieben sein.

Wer die philosophische Betrachtung der Gerechtigkeit erwartet, wird enttäuscht. Wer Recht anhand von wahren und kurzweiligen Fällen kennenlernen möchte, wird dieses Buch lieben.