11.11.2015

Intelligent über die Welt nachdenken

Sich einmal kurz mit den Grundlagen der Erkenntnistheorie zu beschäftigen, kann nicht schaden. Eine vortreffliche Hilfestellung dazu leistet der aus dem Fernsehen bekannte Philosoph Richard David Precht. In einer dreibändigen Geschichte der Philosophie veranstaltet er eine Gedankenreise, die bei der Antike beginnt und in die Moderne führt.
Im bereits erschienenen ersten Band «Erkenne die Welt» schildert er zugleich die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse, die dem Denken der Antike und des Mittelalters zu Grunde liegen. Das nimmt der Sache auf angenehme Weise ihre Dichte. Der Leser muss so nicht permanent am Ball bleiben, um die philosophischen Gedankengänge der Denker nachvollziehen zu können. Auch wenn das, geführt an der Hand Prechts, durchaus Spass macht.

Richard David Precht

Erkenne die Welt

Eine Geschichte der Philosophie

Band 1, Antike und Mittelalter

Wilhelm Goldmann Verlag, München, 2015

576 Seiten, Fr. 30.90

ISBN 978-3-442-31262-7

Ausgesprochen anschaulich schildert der Verfasser, wie Platon den Prozess gegen seinen wegen Gotteslästerung angeklagten Lehrer Sokrates mitverfolgt und daraus wichtige Impulse für seine berühmte Apologie gewinnt. Im Kapitel «Schein und Sein» stellt Precht aus der Perspektive von Platon Fragen nach Möglichkeiten und Grenzen der menschlichen Wahrnehmung. Auch zeigt er, was die Voraussetzungen für sicheres Wissen sein könnten. Der Verfasser umreisst auf verständliche Weise, wie Platon seine Überlegungen anstellt. Angenehm lesen sich auch die Bezüge zur Gegenwart und die differenzierte Würdigung der Geistesgrössen aus kritischer Distanz.