30.03.2016

Fülle statt Verzicht

Wahrer Wohlstand heisst bei Juliet B. Schor Zeitwohlstand. «Wir haben die Kontrolle über den Grundrhythmus unseres Alltags verloren», sagt die amerikanische Soziologin, die über Arbeit, Konsum und Umwelt forscht. Wir arbeiten zu viel, essen zu schnell, vernachlässigen das Zwischenmenschliche, stehen im Stau, schlafen zu wenig. Und all dies, um immer mehr zu konsumieren und uns Freizeit zu erkaufen. Doch für die Harvard-Professorin ist klar, dass ein Weiterfahren wie bisher keine Option ist. Die Finanzkrise und der Klimawandel hätten vor Augen geführt, wie bedroht unsere ökonomische und natürliche Umwelt sei. Deshalb lädt Schor ein, den Pfad des «business as usual» zu verlassen.

Juliet B. Schor 

Wahrer Wohlstand

Mit weniger Arbeit besser leben

Oekom Verlag, München, 2016

272 Seiten, Fr. 28.90

ISBN 978-3-86581-777-8 

Der Verschwendung des Konsumentenmarktes setzt Schor das Konzept der «Plenitude» gegenüber: ein nachhaltiges Wirtschaften, das die Menschen mit Lebensfülle und Beziehungsreichtum statt mit immer mehr Geld und Gütern belohnt. Erreichen will sie dies über eine neue Zeitkultur, die auf vier Prinzipien beruht: weniger arbeiten und konsumieren, mehr selber machen und soziale Bindungen pflegen. Dies schont die Umwelt, erzeugt Lebensfreude und fördert die Gesundheit der Menschen. Schors Buch ist ein Füllhorn an wissenschaftlichen Daten und zukunftsträchtigen Ideen, die den Wissensaufbau fördern sowie effiziente Produktionsmethoden und den technologischen Fortschritt nutzen. Die Autorin postuliert nicht Verzicht, sondern Fülle – das hat Zugkraft.