11.04.2017

Der Bodensee-Michelangelo 

«Entweder man liebt oder hasst mich.» Für Werner Mang, 67, gibt es Schwarz oder Weiss, keine Grautöne dazwischen. Der Schönheitspapst und Direktor der Bodensee-Klinik im deutschen Lindau richtet Nasen und rundet Busen. Auch für die Stars und Sternchen, mit denen er sich gern umgibt. In seiner Autobiographie nimmt sein Ego darum mehr Platz ein als all die prall gefüllten Silikonkissen. 

In «Das wird ja immer schöner …» führt Mang aus, wie er dank eiserner Disziplin zum erfolgreichen Medizinmann und «Künstler» (Mang über sich selber) wurde, der er heute ist. Als Nuance geben Promis und verschiedene berufliche Weggefährten seinem Kolorit zusätzlich Farbe. Die Geschäftsführerin seiner Klinik sagt zum Beispiel über ihn: «An den Professor muss man sich erst gewöhnen. Im Bewerbungsgespräch fragte er mich, ob ich damit klarkomme, wenn er mich hin und wieder anschreie, weil ich mich gerade in seiner Reichweite befinde.» Im Kapitel über seine Frau wird er bescheidener und sucht nach Erklärungen, warum seine Ehe funktioniert. Für die Krisen der anderen hat er aber eine probate Erklärung – ganz in seinem Element. Schuld tragen die Männer, die ihre Frauen zu ihm schicken, damit er erst sie und dann ihre Ehe repariert. 

Die 224 Seiten über Professor Mang lesen sich wie eine Achterbahnfahrt, die zu Beginn steil aufwärtsfährt und im Kapitel, in dem er wegen einer «Spiegel»-Reportage vor Gericht gezerrt wurde, in die Tiefe stürzt. Das Buch ist bestimmt nicht langweilig, wohl aber nicht jedermanns Geschmack.

Werner L. Mang

Das wird ja immer schöner ...

Autobiographie eines Schönheitschirurgen

Orell Füssli Verlag AG, Zürich, 2016

224 Seiten, Fr. 22.30

ISBN 978-3-280-05581-6