28.02.2017
FOTO UND TEXT: Fabian Jeker

Die aussergewöhnliche Sängerin Selma auf meinem Balkon.

Fünf Fragen

Die Sängerin

Sie ist Sängerin und täglich zu Gast auf meinem Balkon. Ein Gespräch mit Selma, 2, über Gesang, Futterangebot und Nestbau. 

Haben Sie ein Morgenritual?
Das Singen. Damit beginne ich noch vor der Morgendämmerung. Mein Gesang dauert zwischen 20 und 30 Minuten im Wechsel von Strophen und Pausen von je zwei bis drei Sekunden.

Was beinhaltet Ihr Job?
Mit meinem Gesang mache ich Menschen und andere Tiere glücklich. Zudem sorge ich dafür, dass diese sich nicht verschlafen. In meiner Tätigkeit bin ich eine Ausnahmeerscheinung. Das Singen ist bei uns Amseln ein Männerberuf. 

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Sie Ihre Arbeit gerne machen?
Wetter und Nahrungsangebot müssen stimmen. Am liebsten singe ich zwischen Mitte Februar und Mitte Juli. Bei schönem, warmem Wetter ist mein Gesang auch im Herbst und Winter zu hören. Im Winter freue ich mich über Nüsse und Sonnenblumenkerne in Vogelfuttermischungen, auch wenn diese mehr Schleckerei als gesunde Nahrung darstellen. Im Sommer stehen Würmer, Insekten und Früchte auf meinem Speiseplan.

Wie wichtig ist Ihnen der private Ausgleich?
Mein Beruf ist meine Berufung. Dennoch pflege ich ein Hobby: das Tixen – eine rasche Aneinanderreihung hoher «tix»-Laute. Besondere Freude bereitet mir das gemeinschaftliche Tixen im Amselchor gegenüber Elstern und Hauskatzen.

Haben Sie einen Tipp für gute Laune bei der Arbeit?
Der Reviergesang von Amselmännchen regt mich an. Da stimme ich mit hohen Lauten freudig mit ein. Zu zweit ist das Leben schöner. Für gemeinsamen Gesang und Nestbau wünsche ich mir einen festen Partner. Einen Platz habe ich bereits ausgesucht, dort drüben im Garten mit den hohen Bäumen.