12.03.2019
FOTOS UND TEXT: Daniel Stauffer
Citroën-Oldtimer-Händler und Döschwo-Restaurator Dave Anrig in seiner Werkstatt: CitroënClassic Anrig Automobile AG

Dave Anrig in seiner Werkstatt in Winterthur-Hegi.

Fünf Fragen an den Citroën-Oldtimer-Händler

Der Döschwo-Restaurator aus Hegi

Dave Anrig handelt seit zehn Jahren mit alten Citroëns. Er hat sich besonders mit der Restauration von alten «Döschwos» einen Namen gemacht. Seine Kunden kommen aus der ganzen Schweiz, um die sorgfältig aufgepeppten Trouvaillen abzuholen. Mitunter fliegen sie aus der ganzen Welt ein.

Hast du ein Morgenritual, bevor du zur Arbeit gehst?
Ich spaziere jeden Tag direkt nach dem Aufstehen eine Stunde lang mit meiner Deutschen Doggenhündin Kira. Danach frühstücke ich und beginne in meinen Geschäftsräumen zu arbeiten, die sich direkt neben meiner Wohnung befinden. So habe ich eine klare Trennung zwischen Privat- und Geschäftsleben. Am Abend läuft es dann wieder gleich, nur in umgekehrter Richtung.

Was beinhaltet dein Job?
Meine Arbeit besteht vor allem im laufenden Kontakt mit Garagen und Händlern sowie in der Pflege des Beziehungsnetzes für Restaurationen. Obwohl ich eine vollständig ausgerüstete Werkstatt habe, mache ich nur noch wenig selbst. An- und Verkauf von Fahrzeugen und das Ausführen von mechanischen Arbeiten lassen sich nicht unter einen Hut bringen in einem Einmannbetrieb. Wenn ich interessante Fahrzeuge entdecke, muss ich sofort los, und das geht nicht, wenn ich noch Kundenfahrzeuge auf dem Lift habe. Also konzentriere ich mich zu hundert Prozent auf den Handel. 

Hauptaufgabe ist die Recherche im Internet, wo ich interessante Verkaufsangebote von Privaten und Händlern suche. Wenn die anderen Garagen und Händler «Hände hoch!» sagen, greife ich als Nischenanbieter oft dankend zu. So bin ich im Markt kaum vergleichbar. Wobei ich inzwischen auch neuere Kleinwagen von Citroën, Peugeot und so weiter für den Durchschnittskunden anbiete, dies immer zum günstigsten Preis im Markt.

Ein Prachtsexemplar aus dem Angebot von Dave Anrig.
Ein Prachtsexemplar aus dem Angebot von Dave Anrig. Foto: Dave Anrig

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit du deine Arbeit gerne machst?
Ich bin vor zehn Jahren als Manager für Messestände ausgestiegen, um mein Hobby zum Beruf zu machen. Allerdings musste ich bald feststellen, dass es ein Wunschtraum ist, sein Hobby zum Beruf zu machen. Mit Emotionen alleine funktioniert es leider nicht. Ich muss kaufmännisch denken und handeln, um auch einen Ertrag erzielen zu können. Die laufenden Rechnungen bezahlen sich ja leider nicht von selbst.

Ich bin ständig auf dem Sprung, um eine gute Gelegenheit wahrzunehmen. Dafür habe ich meinen Autotransporter und Anhänger und kann nach kurzer Zeit vor Ort sein, um ein Fahrzeug sofort aufzuladen. Mein Geschäft ist deshalb von Montag bis Sonntag nach telefonischer Vereinbarung geöffnet. Wichtig sind neben Schnelligkeit auch Flexibilität sowie Zeit und Geduld für Interessenten und Kunden.

Als Selbständiger bin ich nie fertig mit meiner Arbeit. Autos sammeln war schon immer meine Leidenschaft. Früher hatte ich bis zu 18 Fahrzeuge, unter anderem Ferrari, Maserati, Mercedes, Rolls-Royce, Porsche und so weiter. Diese standen bei mir im Erdgeschoss meines grossen Bauernhauses. Wichtig ist Flexibilität. Für mich gilt: auf zu neuen Ufern, meine Unabhängigkeit nutzen, mich bewegen, einfach machen und weniger studieren, so wie ein Kleinkind. «Nur wer nichts macht, macht keine Fehler.» Früher war es noch möglich, mit mehr Arbeiten mehr zu erreichen. Aber auch heute kann ich nicht einfach ein Diplom erwerben und dann warten und meine Hände in den Schoss legen. Manchmal gibt es auch etwas Muffensausen, wenn länger nichts oder wenig läuft. Wenn du nicht weiterkommst, weisst du wenigstens, dass es so nicht funktioniert.

Wie wichtig ist dir der private Ausgleich?
Seit ich das alte Bauernhaus hier im Hegi-Quartier vor 18 Jahren gekauft habe, war eine «softe» Renovation für mich wichtig. Jetzt trage ich mich jedoch mit dem Gedanken, gelegentlich alles zu verkaufen und dann in die Niederlande zu ziehen. Dort könnte ich für wenig Geld in einem einfachen Häuschen leben. Mein Hund und das Wohnmobil wären natürlich auch dabei. Zudem sind die Niederlande auch ein 2CV- und Citroën-Land. So könnte ich bis zur Pensionierung überbrücken und müsste nicht mehr arbeiten, wenn ich nicht wollte. Ich bin schon jetzt zwei- bis dreimal pro Jahr dort und pflege meine Bekanntschaften und Kontakte aus der Citroën-Szene. Es ist nicht gesagt, dass ich dort wieder mit Fahrzeugen handeln würde, aber gut möglich, einfach in einem etwas anderen Rahmen. Das sind vorderhand aber nur Träume. Ich habe eigentlich keine Ahnung, wohin die Reise geht, bin aber insgesamt total offen für Neues.

Hast du einen Tipp für gute Laune bei der Arbeit?
Ich plane nicht für die Zukunft. Das Leben kann dir so schnell einen anderen Weg zeigen oder dich blockieren. Ich plane deshalb nur sehr kurzfristig und schraube die Erwartungen nicht all zu hoch. Meine Devise lautet: Beginne jeden Tag bei null und versuche, das Beste daraus zu machen. Nutze die Zeit und sei immer wach und startklar für neue Herausforderungen.

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Vorher/nachher: die restaurierten Trouvaillen. Fotos: Daniel Stauffer/Dave Anrig