Veröffentlicht am 26.02.2015FOTO UND TEXT: Günther Kreischer

Der mit dem Elch tanzt

Günther Kreischer
Journalist

Ich muss gestehen, als ich in die Schweiz gezügelt bin, habe ich vor dem Zügeltermin in meiner alten Heimat – dem badischen Freiburg – das eine und andere  bei dem schwedischen Möbelhaus, das mit einem blauen Untergrund mit gelber Schrift wohl jedem bekannt sein dürfte, gekauft.

Vor wenigen Tagen stand eine grössere mobiliare Veränderung in meinem Homeoffice bevor. Angesichts der Stärke des Schweizer Frankens und der damit verbundenen Wirtschaftsproblematik, beschloss ich trotz Grenznähe, meine Einkäufe fürs Büro hier in der Schweiz zu tätigen. Auch der Umstand, dass das bekannte Möbelhaus in Spreitenbach nicht allzu weit weg von meinem Wohnquartier ist, bestärkte mich in dem Entschluss, mein Fahrzeug in diese Richtung zu lenken und die Schweizer Grenze nicht zu überqueren.

Gesagt, getan – Flugs bin ich im aargauischen Spreitenbach. Was mich zunächst verwirrt, bei der Einfahrt auf den Parkplatz muss ich ein Ticket ziehen. Das gibt es in den deutschen Filialen der Möbelhauskette nicht. Andere Länder, andere Sitten. Nichts Böses ahnend nehme ich brav das Ticket – mein Hintermann beziehungsweise Hinter-PW dankt mir meine schnelle Schrankeneinfahrt durch kein ungeduldiges Hupen. Danach suche ich schnell einen Parkplatz und tauche in die Hallen des «Interieur-Tempels» ein. Nur gut, dass die Einrichtung und Anordnung der Möbelthemen des Hauses exakt gleich wie in Deutschland ist. Da ist das gewünschte Objekt schnell gefunden.

Aber ist «Mann» schon einmal einkaufen, da kommt einem das eine oder andere noch in den Sinn. Sollte ich nicht doch die alte Kartoffelpresse durch eine neue aus der Küchenabteilung ersetzen? Brauche ich nicht noch einen Bilderrahmen für die neuen Foti? Fragen über Fragen, die Zeit verrinnt. Und macht geruhsames Einkaufen nicht auch Hungrig? Also suche ich das hauseigene Restaurant auf und esse eine Kleinigkeit.

Die Zeit verrinnt schneller als geplant. Und an den Kassen ist auch noch der übliche Stau, den ich von Deutschland her kenne.

Dann ist endlich alles in den fahrbaren Untersatz eingeladen und ich kann die Rückreise antreten. Doch die Schranke an der Ausfahrt belehrt mich eines Besseren. Nachdem ich das Parkticket eingeschoben habe, leuchtet die Schrift «Bitte Kassenautomat aufsuchen» auf. Aha, Parkticketentwerten vergessen. Ich fahre an die Seite und pilgere zum Automaten. Dort angekommen, das Ticket eingesteckt, stellt sich der grosse Lerneffekt ein, was mit «andere Länder, andere Sitten» gemeint sein könnte. Der Kassenautomat beharrt hartnäckig darauf, dass ich für meine kostbare Zeit, die ich beim schwedischen Unternehmen verplempert habe, drei Franken zu bezahlen habe. Notgedrungen greife ich in die Tasche und hole meine Börse hervor ...

Jetzt habe ich nachgerechnet. Hätte ich die gleichen Produkte in Deutschland gekauft, wären abzüglich der deutschen Mehrwertsteuer fast 50 Prozent mehr in meiner Geldbörse geblieben. Das habe ich gerne in Kauf genommen.

Die Parkgebühr nicht. Diese drei Franken haben mich masslos geärgert. Sicher geht es anderen Kunden genauso. Und mit verärgerten Kunden stärkt man keinen Wirtschaftstandort.