Veröffentlicht am 04.02.2015FOTO UND TEXT: Naomi Jones

Blitzlicht: Museumsdirektorin

Jacqueline Strauss, 49, ist Direktorin des Museums für Kommunikation in Bern. Rund 80 000 Männer, Frauen und Kinder pro Jahr besuchen die drei Dauer- und die zwei Wechselausstellungen.

Haben Sie ein Morgenritual?
Mein Tag beginnt mit einer kleinen Serie Yogaübungen und einer Tasse japanischem Grüntee. Wenn möglich baue ich im Yoga einen Kopf- oder Handstand ein, um die Welt schon mal von einer andern Seite zu sehen. Manchmal lese ich noch etwas oder mache den Haushalt.

Was beinhaltet Ihr Job?
Ich bin Gesamtleiterin des Museums für Kommunikation in Bern. Das heisst, ich leite das Museum backstage und vertrete es nach aussen. Wir sammeln, stellen aus und vermitteln. Ich führe das Personal und bin das Bindeglied zwischen dem Stiftungsrat und dem Team. Wir besitzen zwei Liegenschaften, die wir verwalten, das Museums- und das Depotgebäude. Ausserdem suche ich dauernd Geld für das Museum. Ich leite zusätzlich den Bereich Ausstellungen. Hier arbeitet immer ein grösseres Team. Da wir einen Vorlauf von mindestens eineinhalb Jahren bis zur Vernissage brauchen, laufen regelmässig vier Projekte parallel. Wir realisieren eigene Projekte, manchmal gehen wir Kooperationen mit andern Häusern ein, oder Spezialisten kommen auf uns zu, so wie der Musikjournalist Samuel Mumenthaler bei der aktuellen Ausstellung über die Geschichte der Popmusik in der Schweiz «Oh Yeah!». Ich bin in den ganzen Prozess involviert und treffe den Entscheid, falls sich das Team uneinig ist. Ich wähle zusammen mit dem Team die Themen für die nächsten Projekte und diskutiere mit dem Projektleiter wöchentlich die Details. Bei «Oh Yeah!» war die zentrale Frage, wie wir die Musik vermitteln wollen. Der Kurator Kurt Stadelmann hatte die Idee, den bekannten Radiomoderator François Mürner als Kommentator zu engagieren. Nun erhalten die Besucher und Besucherinnen je einen Kopfhörer, den sie an verschiedenen Stationen einstecken können, um Musik oder die Kommentare von François Mürner zu hören. 

Was muss erfüllt sein, damit Sie Ihre Arbeit gerne machen?
Ich brauche Gestaltungsspielraum, und ich muss zu meiner Arbeit voll und ganz stehen können. Die Institution, für die ich arbeite, muss glaubwürdig sein. Ich brauche eine Arbeit, bei der ich Ideen haben darf, sie umsetzen kann und auch die Verantwortung dafür trage. In meiner Position habe ich das. Ich brauche Projekte, die eine gewisse Resonanz haben und ich geniesse es, bei den Ausstellungen mitzuarbeiten.

Wie wichtig ist Ihnen der private Ausgleich?
Ich unterscheide nicht zwischen Beruf und Privatleben. Die sogenannte Work-Life-Balance ist mir suspekt, denn bei meiner Arbeit lebe ich ja auch. So denke ich oft in meiner Freizeit ans Museum und besuche kulturelle Anlässe, die vielleicht später für das Haus interessant sind. Wenn ich wirklich abschalten will, gehe ich in die Natur und mache eine Ski- oder Velotour.

Haben Sie einen Tipp für gute Laune bei der Arbeit? 
Bewegung. Ich fahre immer mit dem Velo zur Arbeit, dann ist der Kopf schon mal durchgelüftet. Und ich richte mir meinen Arbeitsplatz schön ein. Hier habe ich mir aus der hauseigenen Sammlung Bilder für mein Büro ausgesucht. Natürlich ist das Museum ein toller Arbeitsort. Mir gefällt, dass ich den direkten Kontakt zu den Besuchern habe, zum Beispiel in der Ausstellung sehe, wie sie beim Musikhören zum Takt wippen. Ich erlebe ihre Reaktionen direkt. Das ist inspirierend.

«Oh Yeah!»
Elvis Presley löste Mitte der fünfziger Jahre eine Revolution aus, die die Gesellschaft grundlegend veränderte. Noch bis am 19. Juli 2015 zeigt das Museum für Kommunikation in Bern seine Ausstellung zur Popmusik in der Schweiz. Nebst zahlreichen Bild- und Filmdokumenten hören die Besucher und Besucherinnen viel Musik und lassen sich die Schweizer Popgeschichte vom Radio-Urgesteins François Mürner mit markigen Kommentaren erklären.
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Ausstellungs-Trailer