Veröffentlicht am 02.03.2015FOTO UND TEXT: Leila Chaabane
Sandro Alpinice im Einsatz für die Air Glaciers.

Blitzlicht: Helikopterpilot

Sandro Alpinice, 32, ist Helikopter- und Linienpilot. Bei der Air Glaciers arbeitet er als Freelancer und ab April wird er Teilzeit für die Swiss im Einsatz sein. 

Haben Sie ein Morgenritual?
Ich würde es nicht als ein Ritual bezeichnen, eher als eine Vorsorgemassnahme. Besonders wenn ich als Helikopterpilot im Einsatz bin, kann ich die Arbeit nicht einfach unterbrechen, weil Mittagszeit ist und der Magen knurrt. Deshalb gönne ich mir von den insgesamt Dreiviertelstunden, die ich vom Aufstehen bis zum Hausverlassen benötige, 30 Minuten für ein ausgiebiges Frühstück. Dazu gehören Brotschnitten, Käse, Kaffee und immer noch etwas Süsses, etwa Guetzli oder, noch besser: ein Nussgipfel.

Was beinhaltet Ihr Beruf?
Als Freelancer habe ich mit dem Team von Air Glaciers ein ausgezeichnetes Abkommen. Jeweils gegen Ende des Monats gebe ich bekannt, an welchen Tagen ich im Folgemonat für Einsätze zur Verfügung stehe. An diese Termine halte ich mich und auch die Vorgesetzten von Air Glaciers schauen, dass sie Jobs für mich haben. Grösstenteils sind das Transportflüge. Das können Beton oder Gerüste sein, die ich auf eine Baustelle bringen muss oder gefällte Bäume, die ich transportiere. Natürlich gehören auch Rettungseinsätze und Touristenausflüge dazu. Am liebsten sind mir die Materialtransporte. Die sind anspruchsvoll und ein Pilot darf sie erst nach drei bis fünf Jahren Helikoptererfahrung und einer Zusatzausbildung, die auch zirka drei Jahre dauert, fliegen. Die Materialien werden oft nicht im Helikopter transportiert, sondern hängen draussen an einer langen Leine. Einmal passierte mir bei einem solchen Einsatz ein Missgeschick: Ich musste Dachkännel liefern und stiess mit diesen so fest an einer Mauer an, dass sie kaputt gingen. Der Auftraggeber wurde sehr wütend und tobte via Funk mit mir. Leider reichen solche Funksignale sehr weit und fast das ganze Berner Oberland konnte die Schelte mithören. Ich kaufte für den verärgerten Kunden neue Kännel und alles war wieder im Lot.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Sie Ihre Arbeit gerne machen?
Ich muss fliegen, fliegen und noch einmal fliegen können. Solange ich in einem Helikopter oder Flugzeug sitze, mache ich genau die Arbeit, die ich liebe. Natürlich sind mir auch die Teamkollegen wichtig. Eine gute Zusammenarbeit ist die Grundvoraussetzung, damit jeder einzelne einwandfreie Arbeit leisten kann. Diese wiederum hängt von einer offenen Kommunikation ab. Wir müssen einander sagen können, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Aber wir teilen auch Komplimente oder Lob untereinander aus.

Wie wichtig ist Ihnen der private Ausgleich?
Das Fliegen ist meine Berufung und mein grösstes Hobby. Doch auch ich geniesse arbeitsfreie Tage, die ich am Liebsten mit meiner Freundin, meiner Familie und meinen Freunden verbringe. Besonders beim Klettern habe ich den perfekten Ausgleich. Ich gehe aber auch gerne joggen oder langlaufen. Und beim Bergsteigen tanke ich Energie für die nächsten Arbeitseinsätze.

Haben Sie einen Tipp für gute Laune bei der Arbeit?
Wer die Arbeit macht, die ihn erfüllt, hat auch gute Laune dabei. Ich habe wirklich keinen besseren Ratschlag. Wer nicht glücklich ist mit der Arbeit, die er täglich erledigen muss, sollte sich schleunigst einen anderen Job suchen.