Veröffentlicht am 27.10.2014FOTO UND TEXT: Annekatrin Kaps

Blitzlicht: Fährmann

Martin Reidiger, 55, bringt seit zwanzig Jahren Gross und Klein trockenen Fusses über den Rhein in Basel. Der Pächter der St. Alban Fähre ist vielseitig interessiert, seine Fähre dient ausserdem als Kulturort, Restaurant und Garten.

Haben Sie ein Morgenritual?
Ich frühstücke immer daheim. Im Sommer gehe ich morgens um sieben auf die Fähre. Je nach Wetterlage kann ich die Sonne geniessen und meine Blumen an den Anlegestegen pflegen. Gegen neun trinke ich auf der Fähre Kaffee. Ich habe einen Deal mit dem Gasthof  Zum Goldenen Sternen: Ich darf mir einen Kaffee holen, das Personal dafür gratis Fähre fahren. Im Winter ist der Fährbetrieb anders. Ab elf fahre ich dann am Wochenende und bei schönem Wetter unter der Woche.

Was beinhaltet Ihr Job?
Die Leute sagen immer, dass ich den schönsten Job in Basel hätte. Das mag stimmen, aber neben der Fahrt auf dem Rhein arbeite ich noch viel daheim. Ich muss mit der Buchhaltung und dem Arbeitsplan für mein zehnköpfiges Team viel organisieren. Ich habe für den Fährbetrieb einen festangestellten Mitarbeiter, die anderen Mitarbeitenden arbeiten auf Abruf. Im Sommer fahre ich morgens bis elf und nachmittags ab fünf. Feierabend mache ich je nachdem, wie das Wetter ist. Es gibt eigentlich immer etwas zu tun. Die sommerlichen Fährenmatinees, zum Beispiel über Literatur oder Musik, haben jeweils einen Rheinbezug. Sie finden jetzt das dritte Jahr statt. Gideon Horowitz erzählt nun schon seit 25 Jahren hier seine Märchen aus aller Welt. Meine Kunden können die Fähre auch privat mieten, für Aperos beispielsweise. Oder für die Fondueabende, die ich anbiete. Ich komme ja ursprünglich vom Gastgewerbe und wollte immer ein Restaurant mit einem grossen Tisch. Das habe ich jetzt hier im Kleinen. Durch die Verglasung sehen meine Gäste mehr vom Rhein und warm ist es selbst im Winter.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Sie Ihre Arbeit gern machen?
Wenn alles rund läuft und das Wetter mitspielt, macht das Übersetzen Spass. Meine Fahrgäste sind Leute aus vielen Ländern und meistens sehr nett. Mir gefällt es, über die Sprache spielerisch mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Die Kinder dürfen bei mir die Fähre steuern. Für sie ist auch der Plastefisch gedacht, der an der Schnur in den Rhein hängt. Die gestrickten Kissen mit dem schwarz-weissen Baselstab-Muster sind von BaselfarbARTig übriggeblieben. Zur Kunstmesse ART im Sommer waren alle vier Rheinfähren unterschiedlich als Kunstaktion eingestrickt. Vandalismus ist leider ein gelegentliches Problem, mir wurden schon die Blumenkübel ins Wasser geworfen und einmal war auch die Scheibe der Fährentür eingeschlagen.

Wie wichtig ist Ihnen der private Ausgleich?
Der ist mir wichtig. Ich gehe gern bergsteigen, mag Wandern, Velofahren und Langlauf. Und ich schwimme natürlich gern im Rhein. Längere Ferien muss ich nicht unbedingt haben. Ich nehme liebe drei, vier Tage frei, da ich ja einen Ersatz für die Fähre organisieren muss.

Haben Sie einen Tipp für gute Laune bei der Arbeit?
Tja, was soll ich da sagen? Schönes Wetter und eine nette Kundschaft tun immer gut. Über einen Besuch meiner Stammgäste freue ich mich fast noch mehr.

Martin Reidiger legt von Kleinbasel ab.