Veröffentlicht am 10.02.2014FOTO UND TEXT: Marc Siegel
Assistenzarzt Protazy Reimer studiert die Röntgenaufnahme eines Brustkorbs.

Blitzlicht: Assistenzarzt im Spital

Protazy Rejmer, 30, ist Pole, in Warschau geboren und arbeitet seit eineinhalb Jahren als Assistenzarzt in der Höhenklinik Wald im Kanton Zürich.

Was machen Sie, bevor Sie zur Arbeit gehen?
Wenn ich aufwache, habe ich meistens einen gewaltigen Wirrwarr im Kopf. Spontane Ideen, was ich während des Tages machen könnte. Vielleicht Lösungen für Probleme des Vortages und so weiter. Um diese Gedanken zu sortieren, greife ich zu Kaffee und Musik. Ich höre gerne Heavy Metal. Das bringt mich morgens in Schwung und entladet überschüssige Energie. Zur Auflockerung höre ich auch House Music oder Ragtime aus den 1930er Jahren.

Was beinhaltet Ihr Job?
Das Unmögliche möglich machen. Das heisst vor allem: alles Administrative, alle Telefonate, Gespräche mit Patienten und deren Angehörigen, Diskussionen innerhalb des Teams, Empfehlungen und Anweisungen von oben sowie externe Konsultationen integrieren und in die Tat umsetzen. In der begrenzten Zeit meiner Arbeit soll ich alles unterbringen: Ich muss auf dringende Fälle rasch reagieren, die aktuellen Erkenntnisse aus der medizinischen Forschung berücksichtigen und auch auf die Richtlinien meiner Klinik eingehen.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Sie Ihre Arbeit gerne machen?
Für mich ist ein rascher und direkter Kontakt mit dem Vorgesetzten wichtig. Sympathisch ist mir, wenn der Vorgesetzte ein Leader ist und kein Boss. Der Leader zieht mit am Karren, der Boss sitzt nebenan im Chefsessel. Spannend finde ich, den Chef in gewissem Masse zu leiten. Anhand meiner Arbeit treffen ja Kaderärzte ihre Entscheidungen. So sind wir beide aufeinander angewiesen.

Wie wichtig ist Ihnen der private Ausgleich?
Mein Ausgleich ist der Schlaf. Nein, nur halb richtig. In meinem Arbeitsalltag beschäftige ich mich ständig mit Problemen anderer Menschen. So entspanne ich mich am besten alleine, ohne die Anwesenheit anderer Leute. Zum Beispiel beim Lesen, Joggen, Autofahren, oder mit Computergames. Ich bin ein grosser Gamer: Role Playing Games, First and Third Person Perspectives, Shooters, Adventure Games. Oder ich schaue mir Filme an. Gute Gespräche mit Freunden sind natürlich ebenfalls schön, denn dort muss ich nicht ständig alles erklären, wie oft bei der Arbeit. Es herrscht dann ein allgemeines, gegenseitiges Verständnis, was gute Freundschaften definiert.

Haben Sie einen Tipp für gute Laune bei der Arbeit?
Sertralin, Movicol und Flatulex. Das Erste – ein Antidepressivum – hebt die Stimmung. Das Zweite – ein Abführmittel – sorgt für guten Stuhlgang. Das Dritte verhindert Blähungen. Das ist der «Running Gag» in unserer Abteilung und natürlich auch hier ironisch gemeint. Aber ernsthaft: ich nehme selbst regelmässig an einer psychotherapeutischen Selbsterfahrung teil. Dort kann ich frei über Dinge sprechen, die mich bedrücken. Das wirkt sich positiv aus auf ein besseres Klima bei der Arbeit.