Veröffentlicht am 26.11.2009TEXT: Anita Schuler

Foto: Simone Gloor

Wie Weiterbildung fördern?

as. Erwachsenenbildung muss gefördert werden – darin waren sich die Teilnehmenden der ZKW-Fachtagung «Finanzierungsmodelle in der Weiterbildung» einig. Über das Wie gingen die Meinungen auseinander.

Auf Einladung der Interessengemeinschaft Zürcher Konferenz für Weiterbildung (ZKW) trafen sich Mitte November im World Trade Center Zürich rund 60 Fachleute, um über staatliche Finanzierungsanreize in der Weiterbildung zu diskutierten. Als Referenten sprachen SVEB-Präsident Rudolf Strahm, Stefan Wolter von der Universität Bern sowie die beiden Personalverantwortlichen von Coca-Cola und Sunrise.

In seinem Eröffnungsreferat bot alt Nationalrat Rudolf Strahm einen Überblick über den Weiterbildungsmarkt in der Schweiz. Jährlich streiten sich die öffentlichen Bildungsstätten, Privatschulen, Firmen und Verbände um 5,3 Milliarden Franken Kundengelder. Es lag also im Interesse der Tagungsteilnehmenden, dem Staat Finanzierungsvorschläge zu unterbreiten, um vor allem Einkommensschwache zur Weiterbildung zu motivieren. «Auf Hochschulstufe und für freizeitorientierte Erwachsenenbildung braucht es keine staatliche Unterstützung», sagte der ehemalige Preisüberwacher. Staatliche Finanzierungsmodelle seien nur dort nötig, wo Bildung öffentliche Aufgabe ist. «Wer über ungenügende Bildung verfügt, wird mit einer dreifach höheren Wahrscheinlichkeit arbeitslos», sagte Strahm weiter und warnte: «Die Folgekosten einer Wiederintegration in den Arbeitsmarkt und die möglichen Sozialkosten sind wesentlich höher als was in eine Weiterbildung investiert werden müsste.»

Die Wirtschaft will eigenverantwortliche Mitarbeitende

Die beiden Personalverantwortlichen Erika Brügger, Sunrise, und Tanja Büdenbender, Coca-Cola, diskutierten unter der Moderation von NZZ-Redaktor Walter Bernet die wirtschaftlich relevanten Aspekte der beruflichen und persönlichen Weiterbildung. Sie machten deutlich, dass Arbeitgeber gut ausgebildete Mitarbeiter benötigen, um in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. «Wir sind auf eigenverantwortliche Mitarbeitende angewiesen, die sich für ihre Arbeitsmarkttauglichkeit intellektuell und charakterlich stetig weiterentwickeln», betont Erika Brügger. Eine Firma unterstütze ihr Personal, indem sie ihre Mitarbeitenden in internen Kursen für ihre Tätigkeit ausbilde, die notwendige Zeit zur Verfügung stelle oder sich an den Kosten einer Schulung beteilige. «Relevant für die Unternehmung ist, dass sich die Weiterbildung direkt auf die Arbeit des Einzelnen auswirkt», betonte Erika Brügger.

Bildungsgutschein im Praxistest gescheitert

Über staatliche Finanzierungsmodelle informierte Stefan Wolter, Professor an der Universität Bern. Im Zentrum seines Referats stand seine Studie über den Bildungsgutschein. Im Auftrag des Bundes untersuchte das Eidgenössische Hochschulinstitut für Berufsbildung, wie Erwachsene mit tiefem oder mittlerem Einkommen einen Weiterbildungscheck im Wert von 750 Franken einsetzen würden. In einem Versuch wurden 2400 solche Gutscheine verteilt mit der Bedingung, bei anerkannten Anbietern eine berufliche Weiterbildung während mindestens 40 Stunden zu absolvieren. Das Resultat aus diesem Test: Die unteren Einkommensschichten, die damit hauptsächlich finanziell entlastet werden sollten, nutzten diese monetäre Unterstützung zur Weiterbildung kaum. Bereits weiterbildungsaktive Personen hingegen setzten den Bildungsgutschein ein, obwohl sie ihre Weiterbildung auch aus der eigenen Tasche bezahlt hätten.

Wo sind die brauchbaren Ideen?

Grundsätzlich waren sich die Konferenzteilnehmer einig über den im Weiterbildungsgesetz verankerten Auftrag, dass der Staat die Weiterbildung finanziell fördern soll. In der Podiumsdiskussion bemängelten die Fachleute jedoch die unausgereiften Finanzierungskonzepte der öffentlichen Hand und forderten einen Wechsel hin zu nachfrageorientierten Finanzierungsanreizen wie zum Beispiel tripartite Fonds zwischen Staat, Studierenden und Schulen, faire Steuerabzüge für alle Einkommens- und Bildungsschichten oder Ausbildungskonti. Und obwohl die Studie der Universität Bern gezeigt hat, dass der Bildungsgutschein sein Ziel verfehlte, soll er als Finanzierungsmodell weiter geprüft werden.

Trotz angeregten Diskussionen fehlten am Ende der Tagung konkrete Konzepte zur Umsetzung. Handfeste Ideen, wie etwa Personen mit bescheidenen Einkommen zur Weiterbildung motiviert werden können, blieben aus.