Veröffentlicht am 12.11.2008TEXT: Sven Rosemann/Carl J. Wiget

Vom Risiko bleibt ein Rest

Menschen mit gefährlichem Beruf sind meist keine Gefahrensucher. Und Prävention in den Betrieben ist vorgeschrieben. Doch oft bleibt ein Rest von Risiko, der nur mit einer hohen ­Sicherheitskultur und intensivem Training zu bewältigen ist.

Wer hat den gefährlichsten Beruf in der Schweiz, gemessen an Unfallhäufigkeit und -schwere? Angestellte von Schlachtbetrieben, sagt die Suva-Statistik. Forstwarte führen hingegen die Liste der Eidgenössischen Koordinationskommission für Arbeitssicherheit (EKAS) an. Unfallstatistiken beleuchten immer nur einen Ausschnitt der Berufsrealität.

Der Forstwart, so viel steht fest, muss bei seiner Arbeit höllisch aufpassen. Schwieriges Gelände kann ihm einen bösen Streich spielen, falls er zu stark auf seine Routine ­vertraut. Auch internationale Studien führen den Forstwart als Risikoberuf auf. Fischer, ­Seemann und Pilot zählen zur gleichen Kategorie. Es sind alles Berufe, die mit dem ­unberechenbaren Faktor «Natur» in Beziehung stehen. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist menschliches Verhalten in Konflikten. Auch Polizisten arbeiten oft in der Risikozone.

Um sichere Arbeitsbedingungen zu bieten, müssen die Betriebe eine solide Sicherheitskultur pflegen. Das heisst, alle Angestellten sind sich ständig der hohen Priorität von ­Sicherheitsregeln bewusst und halten sich daran. Zudem soll für Arbeit in Risikoberei­chen nur qualifiziertes Personal rekrutiert werden. Per Gesetz sind die Arbeitgeber verpflichtet, sichere Arbeitsplätze zu garantieren. Sie tun dies in Zusammenarbeit mit den Versicherungen, unter anderen der Suva. Konkret heisst Unfallprävention: Ausbildung, Aufklärung und Schutzvorrichtungen an Maschinen.
 
Bei einigen Berufen existiert ein «Restrisiko», das bewusst in Kauf genommen wird und auch gesellschaftlich akzeptiert ist. Die Bergführerin Evelyne Binsack sieht herausfordernde Touren als Ansporn zur persönlichen Weiterentwicklung, und sie pflegt ihr eigenes System der Risikokontrolle.

Wer die Risikokontrolle vernachlässigt, wird bestraft. Das zeigt sich am Beispiel Kölliken, wo jahrelang bedenkenlos Sondermüll aufgehäuft wurde. Nun müssen die Altlasten mit einem Riesenaufwand abgebaut werden. Sondermüllsanierer gehören zu einer statistisch kaum erfassten Berufsgattung, die bei ihrer Arbeit ein beträchtliches Risiko in Kauf nimmt.