Veröffentlicht am 09.02.2009TEXT: Isidora Opacic

«Uns geht es um Effizienz, nicht um Präsenz»

Pius Amstutz, der Geschäftsführer der ­Migros Glatt, über Umsätze in Krisenzeiten und über den Verzicht auf Aushilfspersonal im Weihnachtsverkauf.

Herr Amstutz, welchen Geschäftsgang erwarten Sie im diesjährigen Weihnachtsverkauf?
Pius Amstutz: Im Dezember erwirtschaften wir traditionell 70 Prozent mehr Umsatz als in einem normalen Monat.

Die Angst vor einer Rezession geht um. Rechnen Sie mit Umsatzrückgang?

Um es salopp zu sagen: In einer Wirtschaftskrise erinnert sich der Globus-Kunde, dass es die Migros gibt. Das soll nicht heissen, dass wir Profiteure der Krise sind. Wir sind lediglich nicht in einer ungünstigen Posi­tion. Und ich weiss, wovon ich spreche, denn ich bin seit vierzig Jahren im Unternehmen.

Die Migros hat doch auch Sortimente, die preislich nicht so günstig sind.

Klar haben wir auch Abteilungen, die Schwankungen stärker unterworfen sind, zum Beispiel Elektronik, Mode oder Beauty. Auch bestimmte Spielwaren in einem höhe­ren Preissegment sind in konjunkturellen Tiefphasen betroffen. Der Food-Bereich hingegen ist relativ resistent. Doch auch hier ist es so, dass das Edelstück in der Metzgerei eher liegen bleibt. Statt zum T-Bone-Steak greift der Kunde zum Entrecôte, und zuletzt wird ihm bewusst, dass ein Cordon bleu auch etwas Feines ist. (Lacht.)

Betreffen andere Ereignisse oder Situationen den Umsatz der Migros eher?
Der Weihnachtsumsatz hängt erfahrungsgemäss am stärksten von der Konstellation der Feiertage ab. Je länger er vor dem 24. Dezember dauert, desto mehr Umsatz machen wir. Dieses und nächstes Jahr dauert der Weihnachtsver­kauf einen Tag länger als im letzten Jahr.

Vorhin sagten Sie, Globus-Kunden ­kämen in wirtschaftlich schwächeren Zeiten zur Migros. Wandern nicht auch Kunden der Migros zu Aldi ab?
Sie haben schon Recht, der Aldi-Kunde hat sich tendenziell aus den Migros-Kunden rekrutiert. Wir sind gespannt, was nach Eröffnung der Schweizer Lidl-Filialen passiert. Im Gegensatz zu Aldi ist Lidl ein Marken­artikeldiscounter. Deshalb gehe ich davon aus, dass Lidl Coop angreifen wird.

Wie organisieren Sie den zusätzlichen Personalbedarf für die verlängerten ­Ladenöffnungszeiten während des Weihnachtsverkaufs?
Wir stellen keine Weihnachtsaushilfen ein, sondern erhöhen vorübergehend die Arbeitszeit der Festangestellten. Unsere Mitarbeitenden sollen über das ganze Jahr verteilt einen Überzeitsaldo erarbeiten, selbstverständlich unter Einhaltung der arbeitsrechtlichen Bestimmungen. Die Planung beginnt bereits im Juli, und dann stellen wir wenn nötig weiteres Personal ein. Das machen wir relativ früh, weil wir im Dezember auf die volle Produktivität unserer Angestellten angewiesen sind. Sie müssen mit den Arbeitsabläufen bestens vertraut sein, damit alles glatt laufen kann. Wir sind 264 Angestellte im Migros Glattzentrum. Uns geht es um Effizienz, nicht um Präsenz.

Haben Ihre Mitarbeitenden während des Weihnachtsverkaufs Ferienstopp?
Ich spreche nicht von Ferienstopp. Un­sere Angestellten haben die Aufgabe, ihre ­Ferien bis Ende November einzuziehen.

Also faktisch ein Ferienstopp.
Jemand, der im Oktober eingestellt wurde, kann unter Umständen im Dezember Ferien beziehen. Eine Sperr­zeit haben wir eher während Inventuren, wenn wir alle brauchen.