Veröffentlicht am 25.09.2008TEXT: Jan Gunz

Total «uncool»

jg. Bauberufe oder Berufe im Gastgewerbe sind bei Jugendlichen unbeliebt. Die Branchenverbände kämpfen gegen hartnäckige Vorurteile, um Nachwuchs zu finden.

«Lärn min Fründ - schaff der ä Basis!», rät Bligg in seinem neuen Song «Für s' Läbe». Der Schweizer Rapper, der vor seiner Musikkarriere eine Lehre als Sanitärinstallateur machte, schrieb das Lied im Auftrag der Schweizer Metall-Union SMU. Mit der Kampagne «go4metal» zeigen die Metaller, wie ein Verband sich um Nachwuchs bemüht, indem er das Image eines Berufes verbessert. Auf www.go4metal.ch steht Bliggs Song zum Herunterladen bereit. Der Werbespot mit dem Rapper läuft in lokalen und regionalen Fernsehstationen. Und so genannte Botschafter besuchen ausgerüstet mit einem Koffer voll Anschauungsmaterial Schulen und stellen die Berufe der Branche vor. «Die Reaktionen von jungen Leuten sind rundum positiv», sagt Marion Michel vom Branchenverband Metallunion. Für eine Bilanz sei es aber noch zu früh. Die Kampagne wurde erst gerade gestartet.

Bauberufe gelten als grob, schmutzig, laut

Nicht nur Metallbauer haben Nachwuchssorgen. «Uncool» finden viele Jugendliche auch Bauberufe wie Maurer oder Strassenbauer. Cool ist indes der Lohn dieser Lernenden: Mit 1150 Franken im 1. Lehrjahr und 2100 Franken im 3. und letzten Jahr einer der bestbezahlten Lehrberufe im Kanton Zürich. Trotzdem ist es schwierig, junge Leute für diese Berufe zu gewinnen. Jürgen Besmer von der Implenia bedauert dies sehr: «Der Beruf hat viel zu bieten und ist ausbaufähig. Doch viele junge Leute scheuen sich vor Wind und Wetter und schmutzigen Händen. Leider haben auch viele Eltern eine Abneigung gegenüber Bauberufen.» Sie gelten als grob, schmutzig, laut. Der Kampf gegen die negativen Vorurteile ist eine Daueraufgabe des Baumeisterverbandes. «Lerne Maurer, baue an der Zukunft» töne abgenutzt. Es müssten alle Info-Kanäle geöffnet und neue PR-Strategien entwickelt werden, fordert ein Baufachmann in der Zeitschrift für Baukader.

Berufe mit Computer, im Büro oder Laden sind «cool»

Bert Höhn, Leiter der Beratung des Zürcher Laufbahnzentrums nennt nebst den Bauberufen auch das Gastgewerbe als wenig beliebtes Berufsfeld. Hier sind es vor allem die Arbeitszeiten, die viele junge Leute abschrecken. Besonders deutlich zeigt es sich beim Bäcker/Konditor. «Cool» finden junge Leute hingegen Berufe mit Computer, im Büro oder Laden.

Die Migros, die Ausbildungen in 42 verschiedenen Berufen anbietet, wirbt zurzeit mit einem «Doppelpack» um den beruflichen Nachwuchs. «Bei uns kommen Lernende gross raus», heisst der Slogan. Im Inserat posieren zwei stolze Lernende: eine Detailhandelsfachfrau und ein angehender Fleischfachmann. Die Botschaft: Nicht nur Verkäuferinnnen auch Fleischfachleute sind «cool».