Veröffentlicht am 27.08.2009TEXT: Davide Mirabile

Foto: Ruedi Lehner

Stellensuchetipps als Sofortmassnahme

dm. Bundesrätin Doris Leuthard lud Politiker, Kantonsvertreter und Sozialpartner zum Tag der Beschäftigung ein. Die Volkswirtschaftsministerin will Weiterbildungsmassnahmen fördern und Langzeitarbeitslosigkeit bekämpfen.

Doris Leuthard präsentierte am Montag in Boudry Neuenburg am Tag der Beschäftigung eine Broschüre mit dem Titel «Der Start ins Berufsleben» in Form eines Booklets. Die Farbbroschüre des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements (EVD) gibt es ab nächster Woche in den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) der Schweiz in einer deutschen, französischen und italienischen Version. Sie richtet sich an Jugendliche, die ihre Ausbildung abgeschlossen haben oder kurz davor stehen. Auf zwölf Seiten liefert sie die wichtigsten Tipps für Stellensuche im Internet, Bewerbungen und Netzwerken. Aufgelistet sind auch Online-Adressen zur Suche von Praktikumsstellen sowie Sprachaufenthalte im Ausland.

Die Broschüre ist eine der Massnahmen des EVD im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenquote soll gemäss der Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes im nächsten Jahr auf 5,5 Prozent ansteigen. Dann werden rund 200 000 Menschen als Stellensuchende gemeldet sein. «Der Druck auf den Arbeitsmarkt und auf die RAV hat stark zugenommen», sagte Bundesrätin Doris Leuthard. Sie betonte, dass die RAV eine hervorragende Leistung erbringen und gut vorbereitet seien - einzig bei Vermittlungstätigkeit sollten die RAV vermehrt mit privaten Vermittlungsdiensten arbeiten.

Niveau der Sekundarstufe II erhöhen

Die sehr schlecht qualifizierten Mitarbeitenden seien ein grosses Problem, welches die Arbeitslosenversicherung auch mit arbeitsmarktlichen Massnahmen nicht lösen könne. «Generell müssen Ausbildungsinstitutionen das Niveau der Sekundarstufe II erhöhen», sagte die Bundesrätin. Hier sei eine langfristige Strategie im Bereich der Aus- und Weiterbildung notwendig, welche die Arbeitslosenversicherung nicht übernehmen könne. Mit dem dritten Konjunkturpaket will die Vorsteherin des EVD die Weiterbildungsmassnahmen fördern und Langzeitarbeitslosigkeit bekämpfen.

Martin Flügel, Präsident von Travail.Suisse, befürwortete am Tag der Beschäftigung das dritte Konjunkturpaket der Regierung.  Zusätzlich forderte er, die maximale Dauer der Kurzarbeit von bisher 18 auf 24 Monate auszudehnen sowie die Verlängerung der Arbeitslosen-Taggelder auf 520 Tage. Flügel verlangte, die Arbeitslosenversicherung müsse Personen ohne Berufsabschluss mit einer Nachholbildung unterstützen. «Die gesetzlichen Grundlagen und Instrumente sind zwar vorhanden, sie werden aber noch zu wenig in Anspruch genommen», sagte Flügel. Ausserdem beanstandete er an der Podiumsdiskussion der Veranstaltung die Fokussierung auf die Arbeitslosenversicherung. Das Thema Aufbau von mehr Arbeitsplätzen sei nicht behandelt worden.

Massive Sparmassnahmen bei Bildung im 2010

Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB), kritisierte die gegenwärtige Politik in der Schweiz, welche die Rezession verstärke und forderte vom Bund eine massive Erweiterung des dritten Konjunkturpakets. Der Schweizer Staat werde sich im rezessiven 2010 nicht in allen Bereichen antizyklisch verhalten. In den Kantonen und Gemeinden seien massive Sparmassnahmen bei Bauprojekten und Bildung geplant. Der Bund werde im kommenden Jahr 2,5 Milliarden Franken weniger ausgeben als im Jahre 2009. Die Rezession werde 2010 auch durch steigende Ausgaben im Gesundheitsbereich verstärkt. Höhere Krankenkassenprämien würden der Schweizer Bevölkerung 2 bis 3 Milliarden Franken aus dem Portemonnaie nehmen.

Daniel Lampart verlangte vom Bund wirksame Massnahmen, wie zum Beispiel die Verwendung der 1,2 Milliarden Franken aus dem Verkauf der UBS-Wandelanleihe für die Verbilligung der Krankenkassenprämien. Der Chefökonom des SGB war mit der Veranstaltung nicht zufrieden. «Während von der Arbeitgeberseite alle Sozialpartner eingeladen wurden, waren von der Arbeitnehmerseite nur je ein Vertreter erwünscht.»