Veröffentlicht am 16.04.2014FOTO UND TEXT: Marc Siegel
Beat Schuler, Leiter Amt für Bildung, und Bruno Geiger, Projektleiter englische Berufslehre, Kanton Zug.

Beat Schuler (links), Leiter Amt für Berufsbildung, und Bruno Geiger, Projektleiter englische Berufslehre, Kanton Zug

Englisch für Lernende

Einige Lernende können im Kanton Zug vielleicht bald mit einer Ausbildung in Englisch beginnen. Das Zuger Amt für Berufsbildung ist daran, Kontakte zwischen Schulen, Firmen und Bildungsverantwortlichen zu knüpfen. Ziel: eine überwiegend englischsprachige Berufslehre.

Englisch ist in Zug sehr präsent, denn hier herrscht ein günstiges Klima für Global Headquarters, Hauptsitze internationaler Firmen. Deren Personal ist häufig englischer Muttersprache und hat Nachwuchs im Teenager-Alter. «Für unsere Berufseinsteiger ist es wichtig, in internationalen Firmen Fuss zu fassen. Sie beginnen ihre Lehre und können sich vom Start weg in Englisch verständigen», sagt Beat Schuler, Leiter des Amts für Berufsbildung des Kantons Zug.

Ausbildung in Englisch

Das Zuger Amt für Berufsbildung plant deshalb eine neue Berufsausbildung hauptsächlich in Englisch und begrenzt auf die kaufmännische Branche sowie die Informatik, weil dort das Potenzial an Arbeitsplätzen gut und das Bedürfnis an jungen Arbeitskräften hoch sei.

Lernende im Kanton Zug
Im Kanton Zug arbeiten rund 3600 Lernende. Jedes Jahr beginnen etwa 1200 eine neue Berufsausbildung. Ein Drittel von ihnen wohnt ausserhalb des Kantons Zug. Das Angebot von etwa 100’000 Arbeitsplätzen könnte durch Zuger Arbeitskräfte gar nicht voll genutzt werden, hat der Kanton doch insgesamt bloss rund 116’000 Einwohner.

«Auch Zuger Jugendliche beschäftigen sich meistens mit zwei wichtigen Themen», konstatiert Bruno Geiger, Projektleiter englische Berufsausbildung. «Einerseits mit den Fragen ‹Was habe ich am Ende der Ausbildung für einen Abschluss?› und ‹Wie viel verdiene ich nach der Ausbildung?›. Andererseits setzen sie sich mit den Sprachen auseinander, die sie in der Berufsschule lernen müssen.»

Nicht nur für Englischsprachige

Ziel der Zuger Projektidee: Die Lernenden erhalten als Abschluss ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis und können während ihrer Ausbildung in der Berufsschule und am Ausbildungsplatz vor allem Englisch sprechen. Der Deutschunterricht beschränkt sich auf mittlere Stufen, was für die sprachliche Integration wichtig ist. Französisch fällt in einer ersten Phase weg.

Das neue Angebot richtet sich an Fremdsprachige mit englischer Muttersprache, aber auch an sprachlich begabte oder ambitionierte Schweizer Jugendliche. Häufig ziehen ausländische Arbeitskräfte nach Zug und möchten ihre Kinder dort in eine Ausbildung schicken – mit Unterrichtssprache Englisch. Bis jetzt existiert für sie in der Schweiz keine Lösung, abgesehen von den «International Schools».

Internationale Firmen integrieren

Bruno Geiger: «Wir beabsichtigen mit dem Projekt auch, internationale Firmen stärker in unser duales Bildungssystem zu integrieren.» Das Wesen und die Vorteile der Schweizer Berufsbildung müsse den internationalen Unternehmen plausibel gemacht werden. Am besten gelinge dies mit einem sogenannten Verbundsystem.

In Zug verkörpert dies der Verein «BildXZug». Er organisiert Ausbildungsplätze für jugendliche Stellenbewerber und verteilt diese auf verschiedene Firmen. So werden die Unternehmen entlastet von Verpflichtungen wie Bildungsbewilligungen, Berufsbildnerkursen und allen administrativen Aufgaben im Zusammenhang mit Ausbildungsplätzen. Das erledigt alles die zentrale Verbundorganisation. Heutzutage sind die Firmen zudem spezialisiert und können daher den Lernenden nur Ausbildungsplätze für Teilbereiche anbieten. «BildXZug» ist zuständig für hundert Lernende.