Veröffentlicht am 12.11.2008TEXT: Christian Keller

Gut in Form für den Arbeitsmarkt

ck. Um fit zu bleiben für den Arbeitsmarkt, braucht es vor allem eins: Eigeninitiative. Dies war die Kernbotschaft einer Tagung des Fachvereins für Arbeit und Umwelt FAU, die sich mit dem Thema Employability auseinandersetze.

Als Hauptreferent der Tagung zum Thema «Arbeitsmarktfähigkeit - der Schlüssel zum Erfolg?» sprach Norbert Thom, Direktor des Instituts für Organisation und Personal der Universität Bern. Im vollbesetzten Hörsaal des Botanischen Gartens Zürich erörterte er die Bedeutung der Personalentwicklung für die Arbeitsmarktfähigkeit.
Nach Thoms Konzept umfasst die Personalentwicklung bildungs- und stellenbezogenen Massnahmen wie Aus- und Weiterbildung, Umschulung oder Personalverwendungsplanung. Sie dienen der Qualifizierung der Mitarbeitenden und der Führungskräfte und müssen sich auf personenbezogene Informationen wie Eignungs- und Fähigkeitsprofile oder Potenzialanalysen stützen. Thom begreift Arbeitsmarktfähigkeit als Aufgabe der Arbeitnehmenden wie auch der Arbeitgeber. Employability Management sei eine permanente Aufgabe und müsse sich an den strategischen Zielen ausrichten: «Hyperaktivismus ist nicht angebracht.»
Als zweiter Redner sprach Martin Kessler, Direktionsleiter Personelles und Ausbildung der Genossenschaft Migros Aare, über die Bedeutung der Arbeitsmarktfitness aus Sicht des Unternehmens. Arbeitsmarktfähigkeit sei in der Migros Aare ein Führungsprinzip, eine strategische Aufgabe des Human Resource Managements. Entsprechende Massnahmen sollen einerseits dazu führen, die freiwillige Bindung des Personals an das Unternehmen zu erhöhen, und andererseits die Mitarbeitenden für künftige Herausforderungen zu wappnen. Die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden, sagte Kessler, sei eine entscheidende Voraussetzung für die Arbeitsmarktfähigkeit. Gleichzeitig warnte er vor einer Verlagerung der Verantwortung: Arbeitsmarktfähigkeit zu verlangen, entbinde nicht von der Pflicht, auch Arbeitsplatzsicherheit zu bieten.

Gleichgewicht zwischen Anspannung und Erholung

Zum Aspekt der Gesundheit als Faktor der Arbeitsmarktfähigkeit sprach im dritten Referat die Personalentwicklerin Sabine Rossi. Der Mensch brauche ein Gleichgewicht zwischen beruflicher Anspannung und Erholung, um die eigene Belastbarkeit wiederherzustellen, denn fehlendes körperliches Wohlbefinden beeinträchtige die Leistungsfähigkeit. Der Schlüssel dazu liege in der Selbstdisziplin, Selbstbeobachtung und -wahrnehmung: Nur wer Warnsignale der Überbelastung rechtzeitig wahrnimmt und sich den notwendigen Ausgleich leiste, könne langfristig die eigene Belastbarkeit gewährleisten. Rossi versteht Gesundbleiben als lebenslangen Entwicklungsprozess. Es gehe darum, den Alltag nicht als Stress, sondern als Herausforderung zu begreifen und diese Herausforderung motiviert und mit Freude in Angriff zu nehmen. Schliesslich konnten sich die Gäste unter Rossis fachkundiger Anleitung von der wohltuenden Wirkung einer einfachen Regenerationsübung überzeugen.
In der abschliessenden Podiumsdiskussion diskutierten die Teilnehmenden unter der Leitung von FAU-Präsident Marcel Odermatt, wie Arbeitsmarktfähigkeit gefördert werden kann und was Personalentwicklung im Alltag bewirkt. «Arbeitsmarktfähigkeit macht Arbeitnehmende flexibel», sagte dazu Norbert Thom. «Damit sie im Betrieb bleiben, muss der Arbeitgeber für sie attraktiv bleiben.» Migros-Personalmann Martin Kessler bestätigte diese Aussage und zeigte den Ausweg aus dem Dilemma: Mitarbeitende sollten in der Lage sein, die Stelle zu wechseln, dies aber gar nicht wollen: «They should be able to go, but willing to stay.»