Veröffentlicht am 24.05.2012TEXT: Christian Keller und Eliane Maggi

Genossenschaften

Genossenschaft Coop

Geschäftsfeld Detailhandel
Gründung 1893 wurde der 1890 gegründete Verband schweizerischer Konsumvereine in eine Genossenschaft umgewandelt. 1950 historischer Höchststand mit 574 Genossenschaften.
Hauptsitz Basel
Umsatz 27,7 Milliarden Franken
Mitarbeitende 75 300
Kunden keine Angaben
Genossenschafter 2,9 Millionen

Gründungsgedanke In der aufkommenden Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts waren die lohnabhängigen Fabrikarbeiterinnen und Fabrikarbeiter nicht mehr in der Lage, sich selbst zu versorgen. Es entstanden «Cooperativen», die Lebensmittel zu reduzierten Preisen anboten. Nicht nur Selbsthilfegruppen aus der Arbeiterschaft, sondern auch bürgerliche Kreise gründeten solche Konsumvereine.

Heute Mit der «grossen Fusion» 2001 gingen 14 Coop-Genossenschaften und Coop Schweiz in der neuen Coop- Genossenschaft auf. Aus dieser Bündelung der Kräfte resultierte ein Gewinn an Effizienz. Coop ist heute das zweitgrösste Detailhandelsunternehmen der Schweiz. In sechs Verkaufsregionen (Westschweiz, Bern, Nordwestschweiz, Zentralschweiz, Ostschweiz, Tessin) organisiert, unterhält Coop 1991 Verkaufsstellen. Coop ist marktführend in den Bereichen Öko- und Fairtrade-Produkte und setzt seine strategischen Schwerpunkte in den Themen Vielfalt, Nachhaltigkeit und Preiskompetenz. Das Unternehmen fährt einen klimaschonenden Kurs und will bis 2023 CO2-neutral sein. Die Coop-Gruppe bewegt sich seit 2011 in drei Märkten, dem Detailhandel in der Schweiz, dem Gastronomie- und Gewerbegrosshandel im In- und Ausland und in der Produktion.

Genossenschaft ABZ Allgemeine Baugenossenschaft Zürich

Geschäftsfeld Wohn- und Baugenossenschaft
Gründung 1916
Hauptsitz Zürich
Umsatz1 60 Millionen Franken
Mitarbeitende1 155
Kunden keine Angaben
Genossenschafter1 7022

Gründungsgedanke Um die damalige Wohnungsnot zu lindern, baute und vermietete die Genossenschaft günstige Wohnungen von guter Qualität.

Heute Als grösste Wohn- und Baugenossenschaft der Schweiz verwaltet die ABZ 513 Mehrfamilienhäuser mit 4700 Wohnungen, verteilt auf 61 Siedlungen, und 142 Einfamilienhäuser in der Stadt und Region Zürich. Sie fördert das gemeinschaftliche Zusammenleben, indem sie Nachbarschaftshilfen unterstützt, und die 2000-Watt-Gesellschaft.
1 Zahlen von 2010

Genossenschaft Raiffeisen Schweiz

Geschäftsfeld Bank
Gründung 1899 erste Schweizer Raiffeisenbank in Bichelsee (TG). 1902 Gründung des Schweizerischen Raiffeisenverbands als Zusammenschluss aller Schweizer Raiffeisenbanken.
Hauptsitz St. Gallen
Bilanzsumme 156 Milliarden Franken
Mitarbeitende 9770
Kunden 3,577 Millionen
Genossenschafter 1,747 Millionen

Gründungsgedanke 1864 schuf der deutsche Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen mit dem Heddesdorfer Darlehnskassenverein ein Modell für die Unterstützung mittelloser Landwirte. Er sammelte Geld, um ihnen den Einkauf von Saatgut und Düngemitteln zu bevorschussen.

Heute Raiffeisen ist die drittgrösste Bankengruppe der Schweiz und führend im Geschäft mit Privatkunden. Jede dritte Bankstelle der Schweiz ist eine Raiffeisen, der Marktanteil beträgt 20 Prozent. Zur Raiffeisengruppe gehören 328 genossenschaftlich organisierte Banken an 1098 Standorten. Jede Raiffeisenbank ist eine rechtlich autonome Genossenschaft. Mit der Übernahme der Bank Wegelin Ende Januar 2012 hat Raiffeisen im Privatbanking-Geschäft mit vermögenden Kunden Fuss gefasst. Mit ihrem Geschäftsmodell – Dienstleistungen in den Sparten Sparen, Hypotheken, Zahlungsverkehr, Anlage und Vorsorge – suchen die Raiffeisenbanken Nähe zu ihren Kunden. Ausserdem wollen sie den Firmenkundenbereich ausbauen und Geschäfte mit vermögenderen Kunden herbeiführen.

Genossenschaft Infolink, Trägerin der WOZ – Die Wochenzeitung

Geschäftsfeld Medien
Gründung 1981
Hauptsitz Zürich
Umsatz
4,7 Millionen Franken
Mitarbeitende rund 46 festangestellte Redaktoren/-innen und Mitarbeitende (31 Vollzeitstellen) sowie ein grosses Netz von freien Mitarbeitenden
Kunden verkaufte Auflage: 15 737 Exemplare, wöchentlich 108 000 regelmässige Leserinnen und Leser
Genossenschafter 39

Gründungsgedanke Eine überregionale, linke Zeitung für die Deutschschweiz, die weder einem Verband noch einer Partei, noch einem Medienkonzern angehört. Ziel ist ein unabhängiger, kritischer und hintergründiger Qualitätsjournalismus. Die Zeitung gehört den Mitarbeitenden, die alle zum gleichen Lohn arbeiten.

Heute 1984 wurde der Förderverein ProWOZ gegründet, der mittlerweile 700 Mitglieder zählt. Diese zahlen für die WOZ doppelt so viel wie Abonnenten, um die journalistische Unabhängigkeit der Zeitung zu ermöglichen.

Genossenschaft ADEV Energiegenossenschaft

Geschäftsfeld erneuerbare Energien
Gründung 1985
Hauptsitz
Liestal
Umsatz 8 Millionen Franken
Mitarbeitende 10 Haupterwerb, 17 Nebenerwerb
Kunden keine Angaben
Genossenschafter 189

Gründungsgedanke Als Kind der Anti-AKW-Bewegung unter dem Namen «Arbeitsgemeinschaft für dezentrale Energieversorgung» (ADEV) gegründet, vermittelt die Genossenschaft günstige Darlehen für Bau und Betrieb von Anlagen zur dezentralen Produktion erneuerbarer Energie. Damit will sie eine sichere, energieeffiziente und umweltfreundliche Energiezukunft ermöglichen und einen Beitrag zur Reduktion des CO2-Ausstosses leisten.

Heute Die ADEV verkauft schweizweit Ökostrom mit dem Label «naturemade star». Sie besitzt 73 Produktionsanlagen, die jährlich 23 Millionen Kilowattstunden Strom und 10 Millionen Kilowattstunden Wärme produzieren. Die Genossenschaft ist Inhaberin der grössten Fotovoltaikanlage des Kantons Baselland und betreibt im jurassischen St-Brais zwei Windkraftwerke. Im elsässischen Munster hat ihre Tochterfirma, die ADEV Wasserkraftwerk, 2010 das erste sanierte Kleinwasserkraftwerk in Betrieb genommen.

Genossenschaft Mobility

Geschäftsfeld Carsharing
Gründung 1997
Hauptsitz Luzern
Umsatz 70,6 Millionen Franken
Mitarbeitende 192
Kunden 102 100
Genossenschafter rund 46 500

Gründungsgedanke Die entgeltliche Nutzung von Fahrzeugen jeglicher Art unter dem Aspekt der Schonung der Umwelt. Dienstleistungen im In- und Ausland sollten als ökonomische und ökologische Alternative zum privaten Eigentum stehen.

Heute Mobility verfügt über einen Fuhrpark mit 2600 Fahrzeugen aller Kategorien an 1340 Standorten in 480 Ortschaften der Schweiz. Laut einer Studie des Bundesamts für Energie ist Mobility das grösste Carsharing-Unternehmen Europas.
Derzeit ist der ökologische Aspekt in den Hintergrund getreten. Zunehmend geht es den Kunden darum, Kosten zu sparen, aber vor allem auch um die Bequemlichkeit: Sich nicht um Reinigung, Wartung, Versicherung kümmern zu müssen, wird immer wichtiger. Das Unternehmen strebt eine Abdeckung der gesamten Schweiz an.

Hilfe zur Selbsthilfe

Genossenschaften sind Zweckgemeinschaften. Die wirtschaftliche Organisationsform entstand im 19. Jahrhundert als Instrument der Selbsthilfe. Unterschieden werden landwirtschaftliche Genossenschaften für die Beschaffung von Bedarfsgütern wie Saatgut und Düngemitteln und für die Vermarktung der Ernten, Produktionsgenossenschaften (Kooperativen) im industriellen und gewerblichen Bereich sowie Konsumgenossenschaften. Genossenschaften können sich zu einem Genossenschaftsbund zusammenschliessen. Berühmtestes Beispiel ist die Migros.

Korporationen (Körperschaften) sind Gemeinschaften aufgrund bestimmter Merkmale und Verpflichtungen und gelten als historische Vorläufer moderner Organisationen. Beispiele sind Nutzungsgenossenschaften für Wälder, Weiden oder Wasserwerke. In den Innerschweizer Kantonen sind Korporationen Institutionen mit öffentlich-rechtlichem Charakter. Einige sind älter als die Kantone selbst und können als deren Vorläufer betrachtet werden.