Veröffentlicht am 09.10.2008TEXT: J. Claude Rohner

Chancen für Geringqualifizierte

jcr. Die Schweiz will zusammen mit Deutschland, Österreich und Liechtenstein die Arbeitslosigkeit von Personen mit geringen Qualifikationen bekämpfen.

Mit einem gemeinsamen Projekt «Chancen für Geringqualifizierte» wollen die Bodensee-Anrainer-Staaten, solche Stellensuchende in den Arbeitsmarkt integrieren. An der Pressekonferenz vom
Mittwoch in Zürich wurden die Ergebnisse einer Studie der AMOSA (Arbeitsmarktbeobachtung Ostschweiz, Aargau und Zug) und die Massnahmen, die 170 Fachleute aus den vier Ländern an einer Konferenz erarbeitet hatten, präsentiert.

Die Arbeitslosigkeit von gering qualifizierten Arbeitskräften stellt die Behörden in der Bodenseeregion vor besonders grosse Probleme. Von 110 000 Stellensuchenden sind fast 40 Prozent ohne Berufsausbildung.
Hinderungsgründe für eine Anstellung sind mit Abstand fehlende Deutschkenntnisse, gefolgt von fehlenden Abschlüssen, ungenügender körperlicher Gesundheit, mangelhaften Fachkenntnissen und fehlender Mobilität.

Auf dem industriellen Arbeitsmarkt verschwinden die Stellen für gering Qualifizierte, dafür sucht die Industrie hoch- und höchstqualifiziertes Personal. Nur im Dienstleistungsbereich werden neue Arbeitsplätze für die Schlechtausgebildeten geschaffen.  

Die schlechtausgebildeten Arbeitskräfte stammen zu einem guten Drittel aus Drittstaaten, zu knapp einem Fünftel aus der EU und sieben Prozent sind Schweizer. Der Frauenanteil ist höher, da Frauen in den Drittstaaten oft schlechteren Zugang zur Bildung haben als Männer. Interessant ist die Tatsache, dass der Anteil jüngerer gering Qualifizierter überproportional ansteigt. Die Ursache ist einerseits die hohe Jugendarbeitslosigkeit an sich, aber auch die hohe Quote 20-35-jähriger Einwanderer.

Viele der gering Qualifizierten genügen auch den tief angesetzten Ansprüchen der Vermittlungsstellen nicht. Diese stehen vor der grossen Herausforderung, ihre Mandanten «marktfähig» zu trimmen. Für die Arbeitsgeber sind drei Aspekte zentral: Deutschkenntnisse, Bildung und Bewerbungskompetenzen. Wer hier zu grosse Schwächen aufweist, scheitert bei der Arbeitssuche.
Zu den von der Konferenz erarbeiteten Massnahmen gehören etwa Massnahmen zur Steigerung der Bewerbungskompetenz, Mentoring- und Coaching-Systeme, berufsbezogene Sprachkurse, Weiterbildungsmöglichkeiten in den Firmen.